Große Nachfrage

Kinderimpfungen in Bayern relativ gut angelaufen


Eine Ärztin klebt einem 6-jährigen Mädchen, dass auf dem Schoß der Mutter sitzt, ein Pflaster auf die Impfstelle.

Eine Ärztin klebt einem 6-jährigen Mädchen, dass auf dem Schoß der Mutter sitzt, ein Pflaster auf die Impfstelle.

Von dpa

Viele Eltern haben auf diesen Tag lange gewartet: Vielerorts haben am Mittwoch in Bayern die Kinderimpfungen gegen Corona begonnen. Die Nachfrage ist groß - weshalb es zum Auftakt auch zu Problemen kam.

In einigen bayerischen Impfzentren sowie bei Haus- und Kinderärzten haben am Mittwoch im Freistaat die Kinderimpfungen gegen das Coronavirus begonnen. Nicht überall waren die Vorbereitungen dafür schon abgeschlossen, daher soll die Impfkampagne für Fünf- bis Elfjährige in Impfzentren einiger Städte und Landkreise erst in den kommenden Tagen starten. Die Nachfrage nach Impfterminen war seitens der Eltern aber schon am Mittwoch groß.

Das bayerische Gesundheitsministerium sprach von einem sukzessiven Start der Kinderimpfungen im Freistaat. "Seit heute werden Kinder zum Beispiel im Impfzentrum Fürth geimpft. Im Impfzentrum Augsburg Stadt ist dies schon seit gestern möglich", sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Mittwoch. "Klar ist: Wir wollen für viele Kinder die erste Impfung noch vor dem vierten Advent ermöglichen."

Bislang haben die Impfzentren demnach genug Impfstoff für rund 240.000 Kinderimpfungen bestellt. Dazu kämen die Impfdosen für die Arztpraxen, die über die Apotheker versorgt würden. Für Fünf- bis Elfjährige wird ein niedriger dosiertes und anders abgefülltes Präparat im Vergleich zum herkömmlichen Biontech/Pfizer-Impfstoff verwendet. Von dem mRNA-Vakzin sollen laut Ständiger Impfkommission zwei Dosen im Abstand von drei bis sechs Wochen gegeben werden. Für jüngere Kinder gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff.

Die meisten Kinderärzte waren gut versorgt

Die Kinder- und Jugendärzte im Freistaat waren zum Auftakt der Impfkampagne am Mittwoch überwiegend gut mit Impfstoff versorgt. Es werde genug geliefert, wenn auch teils erst in den kommenden Tagen, sagte der Landesvorsitzende des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Dominik Ewald, in Regensburg. "Meine Praxis hat sogar mehr angeboten bekommen, als wir momentan verimpfen können." Abgesehen von dem "ganz normalen logistischen Chaos" bei der Verteilung solch großer Mengen an Impfstoff gebe es dabei aus Sicht der bayerischen Kinderärzte bislang keine größeren Probleme.

Die Nachfrage seitens der Eltern sei unterdessen "riesig groß", sagte Ewald. "Jeder hat einen kranken Verwandten oder Schulkinder, die bei einer Infektion in Quarantäne müssten." Das stelle die Praxen "vor Weihnachten noch einmal vor eine Herausforderung", betonte Ewald. Schließlich würden parallel immer noch viele Erwachsene gegen Corona geimpft. Viele Kinderärzte würden ihre Praxen wegen des Andrangs auch in den Weihnachtsferien an einigen Tagen für Kinderimpfungen öffnen.

Während viele Arztpraxen in Bayern laut Ewald in der Impfkampagne für Fünf- bis Elfjährige am Mittwoch schon "voll drin" waren, sollte diese in München im Kulturzentrum Gasteig am Donnerstag erst beginnen. Dort waren nach Angaben des Gesundheitsreferats an den ersten Tagen aber schon sämtliche Termine ausgebucht. Das Interesse sei sogar so groß gewesen, dass am Dienstagnachmittag das Buchungssystem im Internet zusammengebrochen sei, sagte eine Sprecherin der Behörde. Durch eine Steigerung der Serverkapazität habe man das Problem aber noch am gleichen Tag beheben können.

BayIMCO nur teilweise funktionsfähig

Auf dem Internetportal des Gesundheitsministeriums für Impftermine, BayIMCO, konnte man Kinder am Mittwoch zwar registrieren, aber keine Termine für Kinderimpfungen buchen. Die beauftragte Softwarefirma arbeite derzeit "mit Hochdruck" daran, dies zu ändern, sagte eine Ministeriumssprecherin.

In Nürnberg kam es bei der Terminvergabe über eine Telefon-Hotline zeitweise ebenfalls zu Komplikationen. "Heute früh hatten wir leider ein paar technische Probleme", sagte der Leiter der Koordinierungsstelle der Nürnberger Impfzentren, Rolf Rabenstein. "Aber die sind inzwischen behoben." Die Nachfrage nach Terminen sei groß, die 30 Mitarbeiter an der Hotline seien "sehr gut ausgelastet".

Losgehen sollen die Kinderimpfungen in den Nürnberger Impfzentren am kommenden Wochenende mit zwei Familien-Impftagen in der Altstadt. Am Samstag und Sonntag würden dort insgesamt 360 Termine für Kinderimpfungen angeboten, sagte Rabenstein. "Die sind auch schon ganz gut gebucht." Unter der Woche seien nachmittags weitere Kinderimpfungen möglich, in den Weihnachtsferien auch vormittags.

Beratungsbedarf höher als bei Erwachsenen

Die Nürnberger Impfstelle für Kinderimpfungen soll nach Angaben des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) kindgerecht gestaltet sein. "Kleine Geschenke nach dem Impfvorgang und das Schmücken unseres Weihnachtsbaums mit einem selbstbemalten Stern sollen den Kindern und damit auch den Eltern den Besuch im Impfzentrum möglichst angenehm gestalten", sagte die BRK-Kreisgeschäftsführerin in Nürnberg, Brigitte Lischka. Wie auch in anderen Impfzentren und Arztpraxen plant das Personal zudem mehr Zeit für die Impfung von Kindern ein: Der Bedarf an Beratungsgesprächen sei dort höher als bei Erwachsenen.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Impfungen für Kinder, die Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf oder Angehörige mit hohem Risiko haben. Es können nach individueller Entscheidung und ärztlicher Aufklärung aber auch alle Kinder dieser Altersgruppe geimpft werden. Für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren laufen Impfungen bereits seit Längerem.