Grafentraubach/Augsburg

Sie waren auf der Jagd nach Schwarzgeld in Millionenhöhe! Räuber von Laberweinting verurteilt


Mit einem Vorschlaghammer schlugen die Täter die Terrassentüre des Ehepaars in Grafentraubach ein. Danach malträtierten sie ihre Opfer stundenlang. (Symbolbild)

Mit einem Vorschlaghammer schlugen die Täter die Terrassentüre des Ehepaars in Grafentraubach ein. Danach malträtierten sie ihre Opfer stundenlang. (Symbolbild)

Von Matthias Jell und Redaktion idowa

Knapp zweieinhalb Jahre nach dem brutalen Raubüberfall von Grafentraubach (Kreis Straubing-Bogen) sitzen die drei Täter jetzt endgültig hinter Schloss und Riegel. Am Dienstag fiel am Landgericht Augsburg das Urteil. Die Erste Strafkammer verhängte Haftstrafen zwischen dreieinhalb und knapp sechs Jahren.

Die Tat selbst ereignete sich bereits am 7. März 2014 im Laberweintinger Ortsteil Grafentraubach. Damals gingen die Täter aus dem Balkan mit äußerstes Brutalität gegen das wohlhabende Ehepaar vor. Es war die pure Geldgier, die sie zu diesem Verbrechen verleitete. In dem Haus des wohlhabenden Unternehmer-Ehepaars wähnten sie Schwarzgeld in Millionenhöhe. Doch stattdessen erbeuteten sie "nur" Uhren und Schmuck, deren Wert von den Ermittlern mit über 80.000 Euro angegeben wird. Einer der Täter, der 59-jährige Dragan I. verlor wohl auch deshalb vollends die Beherrschung und versuchte, den 70-jährigen Hausherrn durch Schläge dazu zu bringen, mögliche Geldverstecke zu verraten. Vergebens.

"Wir dachten, der Kamin wäre explodiert"

Zuvor hatten die Täter in den Abendstunden mit einem Vorschlaghammer die Terrassentür eingeschlagen und waren so in das Haus gelangt. Eines der Opfer erinnerte sich am Dienstag vor Gericht an diesen schrecklichen Moment: "Wir dachten, der Kamin wäre explodiert." Dann begann das Martyrium für das Ehepaar. Die beiden Bewohner wurden gefesselt, mehrfach geschlagen und mit einer Pistole bedroht.

Lange Zeit tappte die Polizei in diesem Fall im Dunkeln. Auch im Rahmen der TV-Sendung "Aktenzeichen XY" wurde der Fall behandelt. Erst durch Hinweise der Drogenfahndung des Polizeipräsidiums München im August 2014 führte eine Spur nach Augsburg. Im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen diverser Drogendelikte ergaben sich auch Erkenntnisse zu dem Raubüberfall in Grafentraubach. Dann klickten die Handschellen in Augsburg, Berlin und Kroatien für Sascha Z. (Name von der Redaktion geändert), Dragan I. (59), und Mirko K. (23).

Lesen Sie hierzu: Brutaler Raubüberfall auf Ehepaar in Grafentraubach geklärt

Pläne für den Überfall wurden in Augsburger Gasthaus geschmiedet

Wie die anschließenden Ermittlungen ergaben, wurden die Pläne für diesen Überfall in einem Gasthaus im Augsburger Stadtteil Pfersee geschmiedet. Am glimpflichsten kam Sascha Z. vor Gericht davon. Der 46-Jährige wurde zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Nach Überzeugung des Gerichts war Sascha Z. in die Sache hineingerutscht, weil er sich zu der Zeit in dem Pferseer Gasthaus eingemietet hatte. Eines Tages wurde von einem der Täter angesprochen, ob er nicht mitmachen wolle bei einer "sicheren Sache". Ein allzu verlockendes Angebot für Sascha Z., der nach seiner Scheidung Unterhalt für seine beiden Töchter zu zahlen hatte. Doch wie begründete das Gericht die verhältnismäßig geringe Haftstrafe für Sascha Z.? "In diesem Fall lag eine doppelte Strafrahmenverschiebung vor", berichtet eine Sprecherin des Landgerichts Augsburg auf idowa-Nachfrage. Sascha Z. war zuvor nicht vorbestraft, bezahlte nach der Tat Schmerzensgeld an die Opfer und legte nach seiner Verhaftung am 18. September 2015 sofort ein vollumfängliches Geständnis ab. Dabei nannte er auch sofort die Namen der Mittäter.

Mirko K. muss dagegen für fünf Jahre und neun Monate hinter Gitter. Bei ihm handelt es sich um den Sohn des Pferseer Gastwirts. Zunächst hatte sich der Fokus der Ermittlungen auf ihn gerichtet. Man ging davon aus, dass er der Drahtzieher des Raubüberfalls gewesen sei. "Dies hatte sich jedoch vor Gericht nicht bestätigt", so die Sprecherin des Landgerichts. Mirko K. war bei dem Überfall selbst nicht dabei. Allerdings hatte er den entscheidenden Tipp an die Mittäter gegeben. Der Lebensgefährte einer Tochter des wohlhabenden Unternehmer-Ehepaars hatte ihm gesteckt, dass im Haus seiner künftigen Schwiegereltern mehr als eine Million Euro Schwarzgeld versteckt sei. Mirko K. suchte unmittelbar danach im Gasthaus seines Vaters den Kontakt zu einem Mann, von dem er glaubte, er könne eine solche Tat organisieren. Dabei handelte es sich um Dragan I.

Und Dragan I. biss tatsächlich sofort an. Weil er mehrmals auf den gefesselten 70-jährigen Hausherrn einschlug, bekam er die höchste Strafe aufgebrummt: Sechs Jahre und drei Monate.

Strafmildernd wirkte sich bei allen drei Angeklagten aus, dass sie am Ende umfassende Geständnisse ablegten. Außerdem zahlten sie insgesamt 27.000 Euro Schmerzensgeld an ihre Opfer. "Das muss anerkannt werden", sagte der Vorsitzende Richter Claus Pätzel.