Gottesdienste in Bayern

Karfreitag im Zeichen des Ukraine-Kriegs


Erzbischof Ludwig Schick (M), Diakone und Alumnen liegen vor dem Altar des Bamberger Doms.

Erzbischof Ludwig Schick (M), Diakone und Alumnen liegen vor dem Altar des Bamberger Doms.

Von dpa

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat ein Ende der Gewalt in der Ukraine gefordert. Und dabei auch erneut die Rolle des Moskauer Patriarchen angesprochen. Der evangelische Landesbischof hält kritische Fragen nach Gott angesichts des Krieges für berechtigt.

In ihren Gottesdiensten haben die Gläubigen in Bayern am Karfreitag an das Leiden und Sterben Jesu erinnert. Kardinal Reinhard Marx rief dabei angesichts des Ukraine-Kriegs die Verantwortlichen aller christlichen Kirchen auf, "mit einer Stimme das Ende der Gewalt" zu fordern. Die Gewalt müsse enden, damit miteinander gesprochen werden kann. "Stoppt die Massaker. Stoppt die Brutalität dieses Krieges", sagte der Erzbischof von München und Freising im Münchner Liebfrauendom. "Deshalb brauchen wir die einmütigen Stimmen aller: die der Katholiken, der Protestanten, der Orthodoxen."

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill in Moskau hatte mehrfach das Vorgehen von Präsident Wladimir Putin verteidigt. Er hatte dem Westen die Schuld an der Eskalation in der Ukraine gegeben.

Marx bezeichnete es als "Perversion, dass auch Christen im Zeichen des Kreuzes Gewalt ausgeübt haben, dass im jetzigen Krieg getaufte Christen andere Christen umbringen und dafür noch durch Führer der Kirche Unterstützung erfahren".

"Können wir überhaupt noch weinen?"

Der Karfreitag stelle die Frage: "Können wir überhaupt noch weinen, trauern und klagen? Wir sind doch so gern cool, überlegen und distanziert", sagte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick in seiner Predigt im Bamberger Dom. "Können wir über unsere kriegerische Welt, die gequälten Menschen und die misshandelte Schöpfung trauern?"

Jesus lade die Menschen ein, Mitleid und Barmherzigkeit zu zeigen und für alle Leidenden zu beten. "Trauern, Mitleiden und Beten sind Voraussetzungen für Veränderungen und mehr Menschlichkeit."

Der gekreuzigte Jesus weist nach Worten Schicks auf die Menschen hin, die vor Krieg und Unrecht auf der Flucht sind. In der Ukraine, aber auch im Jemen, in Syrien, im Sudan oder in Afghanistan litten Menschen seit Jahren unter Krieg, Verfolgung und Missachtung der Menschenrechte.

Strohm: Dunkelheit hat nicht das letzte Wort

Nach Auffassung des evangelischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm steht die Passionsgeschichte der Bibel dafür, dass die Dunkelheit auf der Welt nicht das letzte Wort hat. "Wir sind in guten und schweren Zeiten getragen" von Jesus, sagte Bedford-Strohm in Utting am Ammersee (Landkreis Landsberg am Lech). Man könne die Fragen verstehen, wo Gott denn angesichts des Krieges in der Ukraine sei. "Kann er die Bomben nicht unschädlich machen oder will er es nicht? Die Frage ist völlig berechtigt." Jesus aber habe sich als derjenige gezeigt, der die Schwachen nicht übersehe, sondern sich ihnen als erstes zuwende. "Die Liebe geht manchmal auch durch Abgründe", sagte Bedford-Strohm.

Der Gottesdienst fand unter freiem Himmel statt, da die Kirche der evangelischen Gemeinde Utting im vergangenen Sommer komplett abgebrannt war.

Gottesdienste mit besonderen Riten

Der Würzburger Bischof Franz Jung betonte im Kiliansdom, die katholische Kirche müsse sich ihrer eigenen "Schuldgeschichte" stellen. Menschen seien bloßgestellt wegen konfessionsverbindender Ehen, uneheliche Kinder seien herabwürdigend behandelt worden. "Sexuelle Orientierung von Menschen wurde zum Anlass von Ausgrenzung und Beschämung. Frauen erfuhren Demütigung und Ausgrenzung." Und: "Der Missbrauchsskandal schließlich konfrontiert uns in unerträglicher Weise mit dem Gefühl der Scham und des Beschämt-Werdens."

Das Kreuz frage die Menschen, "ob wir ein mitfühlendes Herz haben, das den Schmerz nachempfinden kann, der dem Herrn zugefügt wurde und in ihm allen leidenden Schwestern und Brüdern weltweit".

Karfreitagsgottesdienste in der katholischen Kirche folgen ganz besonderen Riten. So gibt es als Zeichen der Trauer kein Orgelspiel und auch kein Glockengeläut. Die Fürbitten sind besonders ausführlich formuliert. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) veröffentlichte in diesem Jahr eigens eine Fürbitte für die Menschen in der Ukraine.