Gesichter der Hochzeit

Bis die Finger wund sind


Über eine Zeitungsanzeige kam Florian Stetter vor zwölf Jahren zu den Trommlern und Pfeiffern. (Foto: cv)

Über eine Zeitungsanzeige kam Florian Stetter vor zwölf Jahren zu den Trommlern und Pfeiffern. (Foto: cv)

Von ha

Sie sollen auf dem Schlachtfeld den Reisigen vorangegangen sein, um mit ihrer Trommlerei die Gegner einzuschüchtern. Das sagt jedenfalls die Historie über die Trommler und Pfeiffer. Heute lässt sich von der schlagkräftigen Truppe niemand mehr abschrecken, sondern vielmehr anziehen: Wann und wo immer sie auftritt, scharen sich schnell die Hochzeitsbesucher um sie. Sie sind kaum zu überhören, ihre Trommelschläge gehen unter die Haut und in die Beine. Florian Stetter ist Leiter der 18-köpfigen Trommler- und Pfeiffer-Gruppe (Tropfe), die entscheidend zum unverwechselbaren Klang der Landshuter Hochzeit beiträgt.

Das Schlagzeugspielen fasziniert Stetter schon seit jeher. Bereits als Siebenjähriger in der Kindergruppe der Landshuter Hochzeit konnte er einige Stücke der Tropfe mittrommeln. Bis er das Instrument lernen durfte, sollte es aber noch etwas dauern - bis er mit seinen Eltern umzog. Zur Firmung bekam er schließlich sein Schlagzeug. Viele Landshuter kennen ihn als Mitglied diverser Bands; heute spielt der 30-Jährige aus Zeitgründen nur noch beim Martin-Seiler-Quartett und in der Big-Band der Musikschule. Und natürlich bei den Trommlern und Pfeiffern.

Wobei ihn ein Urlaub fast um seine Trommler-Karriere bei der Landshuter Hochzeit gebracht hätte: Über eine Zeitungsanzeige suchte der damalige Gruppenführer 1997 zwei neue Mitglieder. Das Vorspielen fand aber just zu einem Zeitpunkt statt, als Stetter mit seinen Eltern gerade in den Bergen war. Glücklicherweise ließ sich der Trommler-Chef auf einen Nachtermin ein - und Stetter überzeugte. Heute führt der Hotelfachmann und Diplom-Betriebswirt den eingeschworenen Trommler- und Pfeiffer-Haufen an. Was das Schöne daran ist, ein Hochzeits-Trommler zu sein ? "Die Begeisterung, die wir für das Trommeln haben, an die Besucher weiterzugeben", sagt Stetter. Das geben sie gerne und viel.

Die Tropfe gehören sicherlich zu den Gruppen, die am meisten unterwegs sind: Sie spielen bei den Turnieren und im Lager und nächtens in den Kneipen. "Am Freitagnachmittag treffen wir uns, und am Sonntagabend hören wir auf. Dazwischen bekommen wir nicht viel Schlaf", sagt Stetter. Das zehrt zwar, "aber wenn ich die Schlegel in die Hand nehme, ist jede Müdigkeit verflogen". Das Trommeln kostet auch jede Menge Kraft: Obwohl in den Hochzeitswochen nicht gerade wenig gegessen und getrunken wird, nimmt Stetter mehrere Kilogramm ab. Für die Besucher spielen sich er und seine Kollegen die Finger wund. Wenn Stetter nicht gerade trommelt, kocht er gerne ("Das ist schön entspannend") oder genießt einen Café-Plausch in der Altstadt. Auch der Trommler- und Pfeiffer-Blog (kampftrommler.wordpress.com) ist ihm mittlerweile zu einem Hobby geworden.