Geflüchtete in Bayern

Integration oft gut, bei Sprache Luft nach oben


Hans-Günther Roßbach, Leiter des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi).

Hans-Günther Roßbach, Leiter des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi).

Von dpa

Die Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher gelingt in verschiedenen Bildungsbereichen, bei den Deutschkenntnissen und der angebotenen Sprachförderung gibt es aber noch Nachholbedarf. Das geht aus einer Studie hervor, für die das Bamberger Leibniz-Institut für Bildungsverläufe rund 4.800 Minderjährige mit Fluchthintergrund begleitete. Der ehemalige Institutsdirektor Hans-Günther Roßbach fordert mehr schulische und außerschulische Sprachförderung.

Für die Studie wurden jeweils rund 2.400 kleinere Kinder im Vorschulalter sowie Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren in fünf Bundesländern untersucht, außerdem wurden Eltern befragt. Ein Ergebnis: Um die 90 Prozent der Jugendlichen schätzten ihre Deutschkenntnisse als "eher gut" oder "sehr gut" ein.

Allerdings: Während noch 93 Prozent jemanden begrüßen oder sich selbst vorstellen können, können der Studie zufolge nur rund 41 Prozent den meisten Fernsehsendungen problemlos folgen. 18,7 Prozent trauen sich zu, Literatur und Sachbücher lesen, 15,2 Prozent können anspruchsvolle Texte schreiben. Hier alarmiere, dass rund zwei Drittel der Jugendlichen zum Erhebungszeitpunkt an keiner Sprachfördermaßnahme teilnahmen, sagte Roßbach.

Die meisten Jugendlichen hätten aufgrund der Flucht im Schnitt mehr als ein Schuljahr verloren. Viele hätten aber den Übergang von einer Zuwanderer- in eine Regelklasse geschafft, heißt es in der Studie. Die Jugendlichen kommen zudem offenbar viel mehr mit Muttersprachlern in Kontakt als ihre Eltern: Fast zwei Drittel von ihnen verbringen täglich Zeit mit Deutschen, fast 90 Prozent mindestens jede Woche. Bei den Eltern ist es nur etwa die Hälfte.

Ein erfreuliches Ergebnis sei, dass 94,1 Prozent der befragten Erzieherinnen und Erziehern die Integration von Kindern mit Fluchthintergrund in ihrer Kita als gelungen einschätzten, sagte Jutta von Maurice, die Leiterin der Studie. Vier von fünf der in der Studie begleiteten Kinder im Vorschulalter besuchten demnach eine Kita. Bei gleichaltrigen Kindern ohne Migrationshintergrund liegt die Quote mit 97,9 Prozent aber höher.

Als Gründe gegen einen Kita-Besuch gab etwa die Hälfte der Eltern an, keinen Platz bekommen zu haben. Ein Teil der Eltern nannte aber auch andere religiöse und kulturelle Werte (8,3 Prozent) oder Angst vor Ausgrenzung (5,8 Prozent).