"So, wie ich den Söder verstanden hab", sagt Borris Dinter, "rechne ich erst im Juli wieder mit Gastronomie", und da ist schade, dass man keinen genauen Minutenvergleich hat. Denn Dinter sagt das am Montagmittag, 3. Mai, zu etwa der gleichen Zeit, da der Ministerpräsident in München eine Pressekonferenz gibt.

Aber Borris Dinter meint nicht das, was Söder in dieser Pressekonferenz sagt; das hört er ja erst später, aus den Nachrichten. Er meint das, was Söder nur 13 Stunden zuvor gesagt hat, am Sonntagabend, bei Anne Will.

Söder war da live zugeschaltet aus München, das hat man an der Frauenkirche erkannt, die an diesem Sonntagabend hinter ihm stand wie sonst am Sonntagabend die Nürnberger Burg. "Es wäre falsch", hat der zugeschaltete Söder gesagt, "jetzt einfach blind bei hohen Inzidenzen die Gastronomie wieder zu öffnen, da wir noch eine viel zu geringe Zahl an vollständig Geimpften haben."

Auch wirtschaftlich, hat er hinzugefügt, würde das "keinen Sinn machen, für nur acht Prozent der Bevölkerung, weder ökonomisch, noch aus Sicht der Inzidenz."

Kein Wort von Außengastronomie, kein Funken Hoffnung, nur hartes, besorgtes Nicht-blind-ins-Risiko-rennen-Warnen. Öffnungsperspektive für die Gastronomie also? Nein, gar keine, null. Das war der Söder-Stand am Sonntagabend, und deshalb war das auch der Kenntnisstand von Borris Dinter noch am Montagmittag.

Aber Politik kann ja manchmal so schnell sein. Am Montagmittag jedenfalls, kurz vor 13 Uhr, nimmt Söder das Wort in den Mund. Er sagt: "Außengastronomie". Bei einer Inzidenz "stabil unter 100" könne geöffnet werden. Als Borris Dinter das später am Tag hört, wundert er sich, oder besser gesagt, er wundert sich eben nicht: "Das ist ja immer so, dass sie erst so sagen und dann wieder so."