Gastro-Kritik an Corona-Auflagen

Schottenhamel vor Wiedereröffnung: "Sollen die Kellner die Krüge werfen?"


Christian Schottenhamel (links) und Thomas Lechner am Freitag im verwaisten Biergarten am Nockherberg.

Christian Schottenhamel (links) und Thomas Lechner am Freitag im verwaisten Biergarten am Nockherberg.

Von Katharina Federl

Am Montag öffnen die Biergärten. Wirt Christian Schottenhamel stellt das Konzept für den Nockherberg vor, kritisiert die Vorgaben als weltfremd - und erklärt den Maß-Preis.

München - Christian Schottenhamel hat seinen Nockherberg-Biergarten bestmöglich auf die Wiedereröffnung vorbereitet. Aber wie das am Montag wird, wenn er bis 20 Uhr öffnen darf? "Keine Ahnung. Ich freue mich auf die Gäste und die Mitarbeiter. Die habe ich auch seit zwei Monaten nicht gesehen", sagt Schottenhamel.

Seit dieser Woche setzt ein Team am Nockherberg die Vorschriften der Staatsregierung um, erarbeitet ein Hygienekonzept und füllt Pandemiepläne aus. "Das ist schon sehr sportlich, was von uns verlangt wird", sagt Schottenhamel.

Kontaktdatenerfassung: "Datenschutz scheint kein Thema zu sein"

Die Gäste des Nockherbergs werden an "Hygienehütten" willkommen geheißen, so nennt Schottenhamel die Rezeption mit Händedesinfektionsmittel, wo den Gästen die Regeln für den Biergartenbesuch erklärt werden und sie - wenn sie nicht reserviert haben - mit Name, Datum, Uhrzeit und Kontaktdaten erfasst werden. Damit nachverfolgt werden kann, wer im Biergarten war.

"Datenschutz scheint jetzt kein Thema mehr zu sein", sagt Schottenhamel, der beim Münchner Kreisgruppe des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Vorsitzender ist.

Die Gäste des Nockherbergs werden an "Hygienehütten" willkommen geheißen.

Die Gäste des Nockherbergs werden an "Hygienehütten" willkommen geheißen.

Dann werden die Gäste zu ihrem Tisch begleitet. Zusammensitzen darf nur, wem der Kontakt ohnehin erlaubt ist, etwa Familien, sonst muss ein Mindestabstand von eineinhalb Metern eingehalten werden. Dieser Mindestabstand gilt auch zwischen Gästen und Kellnern. "Zur Gewährleistung des Mindestabstands zwischen Gast und Servicepersonal sind auch Abstriche im Service hinzunehmen", heißt es im Rahmenkonzept. "Sollen meine Kellner die Krüge werfen", fragt Christian Schottenhamel, der das Konzept als "weltfremd" kritisiert.

Am Tisch müssen die Gäste keine Maske tragen, aber sobald sie sich bewegen, um beispielsweise auf die Toilette zu gehen, ist eine Maske zu tragen. Auch das Personal muss Mund-Nasenschutz tragen und wenn die Küche klein ist und der Mindestabstand nicht gewährleistet ist, sogar in der Küche.

Die ist am Nockherberg groß genug, Schottenhamel macht sich aber auch Gedanken über die anderen Gastronomen. "Das durchfeuchtet doch sofort, wenn die Töpfe dampfen", sagt er. Trotzdem glaubt er, dass die Kollegen sich daran halten werden, egal wie weltfremd das Konzept scheint.

Neu-Auflagen am Nockherberg: Weniger Gäste, teurere Maß

Auf dem Nockherberg wird jetzt auf Schnelligkeit geachtet: Die Karte ist reduziert, um Geld zu sparen, aber auch, damit kein Stau im Selbstbedienungsbereich entsteht. Der ist als Einbahnstraße organisiert. Der Preis für die Maß ist von 8,30 Euro auf 9,30 Euro gestiegen. Schottenhamel hatte zwei Monate keine Einnahmen, auch ab Montag wird er nur einen Bruchteil dessen einnehmen, was er vorher verdient hat.

Normalerweise bis auf den letzten Platz gefühlt: der Festsaal auf dem Nockherberg.

Normalerweise bis auf den letzten Platz gefühlt: der Festsaal auf dem Nockherberg.

Eigentlich haben im Biergarten 2.000 Gäste Platz. Mit den Abstandsregeln passen höchstens 800 Besucher rein. Wenn am 25. Mai auch die Gaststätte bis 22 Uhr aufmachen darf, wird etwa 40 Prozent des Personals auf den Nockherberg zurückkehren. Viele von ihnen werden neue Aufgaben haben, sie werden Gäste auf den Platz bringen oder die abwaschbaren Speisekarten desinfizieren.

Am Montag um 11 Uhr wird der Nockherberg seine Pforten öffnen. Schottenhamel hofft noch immer, dass die Staatsregierung kurzfristig entscheidet, dass die Außengastro in der ersten Woche bis 22 Uhr machen darf und in den darauffolgenden Wochen auch nicht um 20 Uhr draußen Schluss ist. "Das macht doch keinen Sinn, dass die Leute dann reinwollen, es voll ist und sie blöd draußen auf der Straße herumstehen", sagt Schottenhamel. Ihm und seinen Kollegen geht's auch um die Gemütlichkeit. Die Gäste sollen die Chance haben, nach Feierabend noch gediegen was zu essen und ein, zwei Bier zu trinken. Wie früher halt.