"Fünf vor zwölf"

Oberliga-Vereine wenden sich in offenem Brief an Politik


Die Oberliga-Vereine fordern die Politik in einem offenen Brief zum Handeln auf.

Die Oberliga-Vereine fordern die Politik in einem offenen Brief zum Handeln auf.

Von Magnus Rötzer

Die 26 Vereine der Eishockey-Oberligen haben sich in einem offenen Brief an die Politik gewandt und fordern diese zum Handeln auf.

Die Oberliga-Vereine sehen ihre Existenz bedroht. Durch einen gemeinsamen Hilferuf wollen die Oberligisten zeitnahe Entscheidungen in der Zuschauerthematik und finanzielle Unterstützung seitens der Politik erwirken.

"Ohne Zuschauer und ohne verbindliche Zusagen für finanzielle Unterstützungen ist ein Spielbetrieb in der unmittelbar bevorstehenden Saison 2020/21 nicht möglich", heißt es in dem offenen Brief der Vereine. Dieser ist versehen mit dem Hashtag #hörtunsoderverliertuns. Bereits jetzt würden die Vereine wegen der entstehenden Kosten beim Training "ein großes finanzielles Risiko" auf sich nehmen.

Alle Mannschaften der Oberliga würden klar zu ihrer Verantwortung für die Allgemeinheit stehen und die Notwendigkeit von Hygienemaßnahmen akzeptieren. Man habe individuelle Konzepte vorgestellt, die "einen Spielbetrieb auch in Coronazeiten mit Zuschauern ermöglichen. Leider scheinen diese Hygienekonzepte bislang keine Beachtung zu finden."

Unzufriedenheit mit Hilfspaket für Profisport

Die Vereine drücken im Hilferuf zudem ihre Unzufriedenheit mit dem 200-Millionen-Euro-Hilfspaket des Bundes für den Profisport auf. Man könne nicht verstehen, warum die Vereine der Eishockey-Oberligen nicht in das 200-Millionen-Euro-Hilfspaket des Bundes für den Profisport aufgenommen wurden, die Fußball-Drittligisten hingegen schon.

Anders als die politischen Entscheidungsträger sind die Oberligisten der Meinung, dass Profisport nicht nur innerhalb der beiden höchsten Spielklassen einer Sportart betrieben wird. Auch in der Eishockey-Oberliga handle es sich "zum überwiegenden Teil um Profisport", den bislang pro Saison etwa 750.000 Zuschauer live im Stadion erleben würden.

Der größte Teil der Spieler, Trainer und Angestellten bestreite seinen Lebensunterhalt mit dem Eishockeysport. "Insgesamt mehr als 1.400 Beschäftigungsverhältnisse und ein Umsatz von fast 25 Millionen Euro an Wirtschaftskraft drohen verloren zu gehen, von denen Lieferanten wie Caterer, Ausrüster, Sicherheitsdienste und viele anderen profitieren", so die Vereine.

Oberliga-Einnahmen essenziell für Nachwuchs-Eishockey

Die fehlenden Einnahmen aus dem Oberligaspielbetrieb würden sich auch negativ auf das Nachwuchs-Eishockey an den Standorten der Oberligisten auswirken. "Etwa 6.400 Kinder und Jugendliche, die in den Oberligavereinen nicht nur das Eishockeyspielen erlernen, sondern auch soziale Kompetenz und gesellschaftliche Werte vermittelt bekommen, würden ohne lebensnotwendige Unterstützung der Politik sich selbst überlassen bleiben", bringen die Vereine ihre Sorgen zum Ausdruck.

Der offene Brief der Oberligisten ist mit dem Hashtag #hörtunsoderverliertuns versehen.

Der offene Brief der Oberligisten ist mit dem Hashtag #hörtunsoderverliertuns versehen.

Konkret fordern die Vereine von der Politik:

  • Die EU-Beihilferichtlinie muss an Rahmenbedingungen des Sports angepasst werden
  • Finanzielle Einbußen durch fehlende Zuschauer müssen ausgeglichen werden
  • Hygienekonzepte müssen tatsächlich durch die zuständigen Behörden geprüft und dürfen nicht mehr pauschal abgelehnt werden
  • Die Entscheidungen seitens der Politik müssen den Vereinen dringend zeitnah vorliegen