Freischreiben

Vorher jammern lohnt sich nicht: Ines arbeitet gerade an ihrer Seminararbeit


Das typische "Mach ich morgen!"-Gefühl mancher Schüler hat auch Ines Kiefl beim Schreiben ihrer Seminararbeit erwischt.

Das typische "Mach ich morgen!"-Gefühl mancher Schüler hat auch Ines Kiefl beim Schreiben ihrer Seminararbeit erwischt.

Von Ines Kiefl

Überall liegen Markierstifte, Kullis und Bücher. Meine Augen fallen zu, weil sie so lange auf das Buch gestarrt haben. Meine Finger schmerzen auch schon. Mit der Zeit, die ich hier schon sitze, habe ich wohl den Überblick über meinen Schreibtisch verloren. Endlich habe ich das Buch "P.S. Ich liebe dich" von Cecelia Ahern fertig gelesen und endlich habe ich alle wichtige Phrasen und Sätze markiert und notiert. Doch jetzt beginnt erst die eigentliche Arbeit: meine längst gefürchtete Seminararbeit zu diesem Buch.

Das war ich - noch vor einigen Wochen. Unter Zeitdruck habe ich die Seiten des dicken Buches durchgeblättert und versucht, wichtige Informationen herauszufiltern. Ich kann es fast als Wunder bezeichnen, dass ich die 415 Seiten an nur einem Tag gelesen habe. Doch ich muss mir eingestehen: Ich bin selber schuld. Eigentlich wusste ich schon länger, dass ich mit der Seminararbeit beginnen muss. Seit Beginn der elften Klasse. Doch ans Anfangen dachte ich nicht. Lieber habe ich mich auf den Rest der Schule konzentriert, der ansteht. Klausuren beispielsweise oder Hausaufgaben. Oder auch private Dinge wie Zumbatanzen oder in die Sauna gehen.

Zeit in den Sommerferien

Im Hinterkopf hatte ich immer diese lästige Seminararbeit, die ich am Anfang der zwölften Klasse abgeben muss. Mich plagte zwar hin und wieder ein schlechtes Gewissen, aber ich beruhigte mich mit Gedanken wie "In den Sommerferien ist auch noch Zeit" oder "Bis zur zwölften Klasse ist es noch ewig". Tja - falsch gedacht. Mittlerweile bin ich schon im zweiten Halbjahr der elften Klasse und ich frage mich: "Wo ist die Zeit nur hin?" - Sie ist verflogen.

Seit mein Seminarleiter auf die Idee kam, er müsse jetzt plötzlich Ausschnitte aus der Seminararbeit fordern, um unsere Fortschritte zu benoten, habe auch ich kapiert, dass ich langsam mit dieser gefürchteten Arbeit anfangen sollte. Also erst mal hastig das Buch lesen und dann überlegen, wozu ich fünfzehn Seiten schreiben soll. Da fiel mir sehr viel leichter als erwartet ein: das Thema "Tod in der Literatur".

In wenigen Minuten hatte ich eine Gliederung entworfen, auf der meine Arbeit basieren wird. Die Seminararbeit schien immer weniger schlimm zu sein. Es war zuerst stressig. Nachdem ich das Buch gelesen hatte und ich zufrieden mit der Wahl des Romans war. Dann wurde es erträglich und machte sogar richtig Spaß! Deshalb nutze ich jede freie Minute, um mit dem Schreiben voranzukommen. Tatsächlich wird meine Mühe belohnt: Schon sechs Seiten habe ich aufs Papier gebracht! Fast schon mühelos klimpern meine Finger über die Laptop-Tastatur und entwerfen langsam eine Seminararbeit.

Viele Fragen

Wenn ich zurückdenke, wie sehr ich mich geweigert habe, diese Arbeit zu schreiben, muss ich manchmal schmunzeln. Ich hatte auch Angst davor. Denn ich stand vor vielen Fragen: Wie schreibt man eine Seminararbeit? Wie soll ich jemals fünfzehn Seiten über ein einziges Buch verfassen können? Was, wenn es meinem Seminarleiter nicht passt? Schließlich bewertet er meinen Text und diese Bewertung fließt in meine Abiturnote ein. Aber diese Probleme scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. Meine Motivation ist auf Hochtouren.

Ines Kiefl (18) muss bis Anfang November ihre Seminararbeit fertigstellen.

Ines Kiefl (18) muss bis Anfang November ihre Seminararbeit fertigstellen.