Freischreiben

Rote Schuhe, Cold-Water-Challenge: Annalena Leitermann rechnet mit Trends ab


Ein Trend, dem gerade alle nachlaufen: der Fidget Spinner.

Ein Trend, dem gerade alle nachlaufen: der Fidget Spinner.

Von Annalena Leitermann

Megaout: Rote Schuhe oder die Cold-Water-Challenge - Freischreiben-Autorin Annalena Leitermann rechnet mit Trends ab.

Ob die Cold-Water-Challenge für den guten Zweck oder rote Schuhe als Statuszeichen, er kommt alle Jahre wieder: der Megatrend, ein Hype im großen Stil. Alle wollen mitmachen, um sich in der Gesellschaft wiederzufinden. Aber ist ein Megatrend heutzutage nicht im Exil gelandet, also sozusagen im Megaout platziert? Individualität ist in unserer Chaos-Welt mehr denn je gefragt, um sich voneinander zu unterscheiden. Macht wirklich jeder sein eigenes Ding oder sind wir doch nur Opfer eines Wunschdenkens?

Durch Werbung in den ungewöhnlichsten Variationen wird unser Gehirn mit dem Gedanken manipuliert, dass das beworbene Produkt uns unterschiedlich macht, während es uns gleichzeitig zusammenschweißt. Funktioniert das? Ja, mit Megatrends schafft man tatsächlich Einheit, wenn auch nur vorübergehend. Als Beispiel dienen dafür die knallroten Schuhe, mit denen sich Jugendliche von anderen aus ihrer Altersklasse abheben wollen, trotzdem aber noch dazugehören, weil andere ebenfalls die gleiche Schuhfarbe zur Schau stellen.

Gewinn machen

Unternehmen planen das jedoch nicht ohne einen gewissen Eigennutzen: Gewinnerzielung. Aus wirtschaftlicher Perspektive betrachtet, ist das der einzige Grund, weshalb Trends gefördert und bis zum letzten ausgereizt werden. Auf Geld sind Firmen aufgebaut und ohne die notwendigen Papierscheine würde es auch keine geben. Mit dem erwarteten Gewinn laufen Werbung und Täuschung einher, wobei nicht direkt gelogen wird, sondern es als Kleingedrucktes auf dem untersten Rand geschoben wird. Mit der Anpreisung eines - anscheinend überlebensnotwendigen - Produkts oder eines anderen Zeitvertreibs beginnt jeder Trend, obwohl er meistens nach einem halben Jahr wieder ins Nirwana abgerutscht ist. Das liegt dem zugrunde, dass jeder selbst ein Trendstarter sein möchte und somit immer wieder neue Hypes beginnen, die Schlag auf Schlag aufeinanderfolgen. Jeder möchte ein Individualist sein, während er einen Massentrend starten will. Dem Anschein nach ein totaler Widerspruch, der erst bei genauerer Betrachtung Sinn macht, denn das Individuelle sprießt aus der Masse. Viele Menschen, viele Ideen, viele Trends.

Einen Punkt hat man in den vergangenen Jahren besonders feststellen können: Im vergangenen Jahrhundert dauerte ein Massentrend rund ein Jahrzehnt, während heute nur noch ein Bruchteil der Zeit umgreift. Daraus kann man schließen, dass der Individualismus zwar von Unternehmen und anderen Einflüssen geprägt wird, aber auch durch eine zunehmende Weltbevölkerung beeinflusst wird. Damit ist der Gedanke der Selbstentfaltung nicht nur Realität, sondern auch eine wichtige Maßnahme, um Neues zu erfinden, und gefragter als jemals zuvor.

Ein Zeichen der Einheit?

Aber um eine eindeutige - positive oder negative - Antwort auf die Frage "Sind Trends ein Zeichen der Einheit - oder doch nur eine Marktstrategie der Warenindustrie?" zu finden, ist jeder selbst gefragt. Schließlich zählt als letzte Wertung immer die eigene Meinung.

Annalena Leitermann (16) aus Eschlkam hält nichts von Trends.

Annalena Leitermann (16) aus Eschlkam hält nichts von Trends.