[Frei]stunde!

Wie werde ich Comiczeichner?


Comiczeichner Thomas Weyh aus Landshut.

Comiczeichner Thomas Weyh aus Landshut.

Von Tanja Pfeffer

Landshut. Als Schundliteratur aus Amerika wurde er vor 40 Jahren noch bezeichnet, mittlerweile ist er eine eigene Kunstform: der Comic. Aber wie schafft man es, mit ein paar Strichen und etwas Farbe, Menschen zum Lachen oder zum Nachdenken zu bringen? Freistunde wollte wissen: Wie wird man Comiczeichner?
Comiczeichner und -zeichnerinnen gestalten Bildergeschichten. Sie entwerfen die Handlung, zeichnen einzelne Bildabschnitte und verfassen die zugehörigen Texte. So beschreibt die Bundesagentur für Arbeit den Beruf eines Comiczeichners. "Richtige Ausbildungsstellen zum Comiczeichner gibt es in Deutschland nur wenige", weiß Burkhard Ihme, Vorsitzender des ICOM Interessenverbands Comic. "Besser ist ein Kunst- oder Grafikdesign-Studium." Solche Studiengänge bringen den Vorteil, dass man sich lange mit einer wichtigen Sache beschäftigt, nämlich mit dem Zeichnen, dem Grundrüstzeug für einen guten Comiczeichner. Und das Talent dazu kann man nicht erzwingen. "Wem zeichnen keinen Spaß macht, der lernt es auch nicht", so Ihme. Neben den Bildern selbst lebt ein guter Comic aber auch von den Texten in den Sprechblasen. Und die müssen gut recherchiert sein.
Das weiß auch Comiczeichner Thomas Weyh aus Landshut. Er arbeitet derzeit an dem fünften Band seiner "Landshuter Stadtgeschichten", einem Comic über die Historie der Stadt Landshut. "Dazu muss ich viel über die damalige Zeit lesen und ich muss wissen, welche Personen damals eine wichtige Rolle gespielt haben, welche Kleidung modern war und welche Waffen es beispielsweise gab", erklärt Weyh. Nur so sind seine Comics glaubwürdig.

> In 10 Schritten: So entsteht ein Comic
"'Asterix und Obelix' ist vor allem deshalb so gut, weil die Fakten stimmen und man mit Spaß noch was lernen kann." Wer sich für den Beruf Comiczeichner entscheidet, braucht nicht nur Talent. Er muss jede Menge Durchhaltevermögen und Selbstbewusstsein mitbringen. Nur wenige Zeichner wie Walter Moers ("Das kleine Arschloch") oder Brösel ("Werner") verdienen mit ihren Figuren richtig gut. Man muss sich selbst gut vermarkten können, um einen Verlag oder eine Zeitschrift zu finden, die die Comics auch drucken. "Wichtig ist, die Arbeit der Verlage zu beobachten", rät Thomas Weyh. Und etwas Glück gehört auch zu. Und das hatte der 50-Jährige mit seinem ersten Comic. Als Motorradfan zeichnete Weyh anfangs kleinere Biker-Cartoons. Gesammelt schickte er die an eine Motorradzeitschrift und landete prompt einen Treffer. Kurze Zeit später veröffentlichte er auch ein Buch mit diesen Comics. "Man muss das richtige Thema zur richtigen Zeit beim richtigen Verlag präsentieren", sagt Weyh.

Von Auftrag zu Auftrag
Comiczeichner arbeiten größtenteils freiberuflich. Sie können sich ihre Arbeitszeit frei einteilen und zeichnen selbstständig und eigenverantwortlich. Oft steht man auch unter Zeitdruck, da man sich an gesetzte Abgabetermine halten muss. Als Comiczeichner arbeitet man projektbezogen als Dienstleister für Verlage oder Zeitschriften. Man muss sich von Auftrag zu Auftrag hangeln. Aber auch für Werbeagenturen oder Grafikdesignbüros kann man zeichnen. Wer noch dazu technisch begabt ist, kann auch im Bereich Trickfilm arbeiten.
Anfängern rät Weyh vor allem eines: "Man darf den Spaß am Zeichnen nicht verlieren." Um seinen eigenen Stil zu finden, helfen Anregungen und Kritik von anderen Zeichnern oder auch Comiczeichenkurse im Internet oder bei der Volkshochschule. Auch Bücher können dabei helfen, Proportionen oder auch Gesichtsausdrücke richtig darzustellen. Und was war das Rezept von Thomas Weyh zum Erfolg als Comiczeichner? "Üben, üben, üben."