[Frei]stunde!

Über das gute Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun


Jastin hilft bei der Betreuungsgruppe im Königshof, Kaffee und Kuchen zu verteilen. (Foto: Rothmeier)

Jastin hilft bei der Betreuungsgruppe im Königshof, Kaffee und Kuchen zu verteilen. (Foto: Rothmeier)

Das neue Schuljahr ist zwar erst wenige Wochen alt, aber wer kurz vor dem Abschluss steht, überlegt bestimmt schon jetzt, wie es nach der Schule weitergehen könnte. "Soll ich studieren und wenn ja, was überhaupt? Oder doch lieber eine Ausbildung?" Diese und ähnliche Gedanken jagen zahlreichen Jugendlichen sicher gerade durch den Kopf. Jastin Feuchtinger und Max Schmid waren ebenfalls in dieser Situation. Trotz Schulabschluss in der Tasche wussten sie nicht recht, wie es weitergehen soll. Sie haben sich deshalb zunächst für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) entschieden und arbeiten seit 1. September bei der Caritas in Straubing. Wir haben sie einen Tag begleitet.

Seit 7.30 Uhr ist der 18-jährige Max Schmid an diesem Mittwochmorgen schon in der großen Küche im Caritas Alten- und Pflegeheim Marienstift beschäftigt. Er ist zuständig für das "Essen auf Rädern", das in der Stadt und im Landkreis Straubing-Bogen an Kunden ausgeliefert wird, die selber nicht mehr kochen können. "In Straubing liefern wir täglich warmes Essen aus. Außerdem gibt es hier und im Landkreis auch noch die Möglichkeit, eine Wochenration mit tiefgefrorenem Essen zu bestellen", erklärt er. Während Max dann morgens die gefrorenen Mahlzeiten ausfährt, werden im großen Backofen im Marienstift die Essen für die warme Auslieferung fertiggemacht. Das klappt mittlerweile reibungslos. "Einfach reinstellen und bei 130 Grad eine Stunde warmmachen", verrät er.

Der Straubinger hat heuer sein Abitur am Ludwigsgymnasium absolviert, doch während die meisten seiner Freunde gleich ein Studium oder eine Ausbildung begonnen haben, konnte er sich nicht entscheiden. "Ich weiß nicht genau, was ich studieren will. Und da mich der soziale Zweig interessiert, habe ich gedacht, dass der Bundesfreiwilligendienst eine gute Möglichkeit ist, zu erkennen, ob ich so etwas wirklich später einmal machen möchte", sagt der 18-Jährige.

Auswahl aus über 200 Gerichten
Gegen zehn Uhr morgens beginnt Max meist mit der Ausfahrt der warmen Gerichte, die er vorher bereits in schwarze Warmhaltekisten gepackt und beschriftet hat. An diesem Mittwoch muss er 14 Kunden beliefern, die alle ihr Essen aus über 200 Gerichten, Suppen und Nachspeisen auswählen können. Von Kasselerbraten in Soße über Schweinelendchen mit Rotkohl bis hin zu Spaghetti Bolognese gibt es alles, was das Herz begehrt. Start der Tour ist meist in Hornstorf. Die ältere Dame wartet bereits am Fenster auf den Abiturienten und hat als Dankeschön gleich einen Schokoriegel parat. "Von ihr bekomme ich meistens was Süßes", freut er sich. Kunden, die schon etwas zitterig sind, muss er auch mal das Essen herschneiden, andere hingegen hat er während seiner Arbeitszeit noch nie zu Gesicht bekommen. "Denen stelle ich das Essen einfach vor die Tür."

Die meisten freuen sich aber, wenn der 18-Jährige kommt, der sich auch mal ein paar Minuten Zeit nimmt und mit ihnen ratscht. "Die Arbeit macht mir Spaß. Ich kann anderen helfen und mir selbst gibt das alles auch ein gutes Gefühl", beschreibt er. Ob er dann letztendlich auch weiter in diesem Bereich arbeiten möchte, weiß er aber noch nicht. "Das muss ich mir noch überlegen", sagt Max.

Wenn er mit den Essensauslieferungen fertig ist, geht es nachmittags im Altenheim Marienstift weiter. Dort hilft er dem Hausmeister bei seiner Tätigkeit, mäht Rasen, wechselt Lampen aus und sieht überall nach dem Rechten.

Akten sortieren und einordnen
Die 19-jährige Jastin Feuchtinger ist ebenfalls "Bufdi" bei der Caritas. Ihr Arbeitstag beginnt um sieben Uhr morgens in der Sozialstation im Michaelsweg. Dort ist erst einmal Büroarbeit angesagt, also Akten sortieren, einordnen und dergleichen. Ist das erledigt, fährt sie wenn nötig Senioren zu verschiedenen Arztbesuchen oder holt bei den Praxen im Stadtgebiet Rezepte ab, die sie dann an eine Apotheke weiterleitet.

"Zweimal wöchentlich übernehme ich auch den Einkaufsdienst", erklärt Jastin. Wenn die älteren Menschen also selber nicht mehr in den Supermarkt gehen und die oft schweren Taschen wieder nach Hause tragen können, können sie bei der Caritas eine Lebensmittel- und Getränkebestellung aufgeben, die Jastin dann besorgt und ihnen bringt.

Im Sommer hat die Straubingerin ihre Mittlere Reife an der Ursulinen-Realschule gemacht. "Ich war mir nicht sicher, ob ich mich um eine Ausbildung in einem Büro oder im sozialen Bereich bewerben oder eventuell sogar weiter zur Schule gehen soll", erzählt sie. Durch ihre Lehrer sei sie dann auf die Idee mit dem BFD gekommen "Jetzt kann ich ein Jahr in verschiedene Bereiche hineinschnuppern und muss mich erst dann entscheiden, was ich weiter machen möchte", sagt sie. Viele ihrer Schulkameraden hätten einfach irgendeine Ausbildung begonnen, ohne sich vorher genau damit zu beschäftigen. "Ich denke aber, dass es besser ist, sich ein Jahr Zeit zu nehmen, um sich darüber klar zu werden, was man für den Rest seines Lebens machen möchte."

Jeweils dienstags, mittwochs und donnerstags hat Jastin nachmittags noch eine ganz besondere Aufgabe. Dann nämlich hilft sie in der Betreuungsgruppe im Königshof, bei der demenzkranke Menschen ein paar abwechslungsreiche Stunden verbringen können. Sie fährt mit einem Fahrdienst zu den Teilnehmern nach Hause, holt diese ab und verbringt dann noch rund eine Stunde mit ihnen bei Kaffee und Kuchen.

"Am Anfang hatte ich schon Berührungsängste", erzählt sie, während sie Zwetschgen- und Zitronenkuchen an die Teilnehmer ausgibt. Aber alle seien so nett gewesen, dass sich ihre Scheu schnell gelegt habe. "Ich kann jedem nur empfehlen, so etwas auch mal zu machen", sagt sie.

sized

Rudolf Neubauer freut sich immer, wenn Max ihm das Essen bringt. (Foto: Rothmeier)

sized

Jastin hilft bei der Betreuungsgruppe im Königshof, Kaffee und Kuchen zu verteilen. (Foto: Rothmeier)