[Frei]stunde!

Nichts für Nerds


Thoben ist 22 Jahre alt und Computerfachmann. Seit fast drei Jahren arbeitet er für den Internetdienstleister Strato AG in Berlin. (Foto: dpa)

Thoben ist 22 Jahre alt und Computerfachmann. Seit fast drei Jahren arbeitet er für den Internetdienstleister Strato AG in Berlin. (Foto: dpa)

Von Redaktion idowa

Berlin. (dpa) Von wegen Nerds! Computerspezialisten von heute sind nicht die Typen, die keine Freunde haben, stundenlang bei Pizza und Cola im Keller vor einem Computer sitzen und auf diesen einhacken. Thoben ist 22 Jahre alt und Computerfachmann. Seit fast drei Jahren arbeitet er für den Internetdienstleister Strato AG in Berlin. Er macht dort eine Ausbildung zum Fachinformatiker. Mit seiner durchtrainierten Figur hält man ihn vielleicht für einen Surfer oder Sportstudenten. Der klassische Nerd sieht anders aus.

"Als Nerd hätte man in meinem Job auch keine guten Karten", sagt Thoben. Als Fachinformatiker ist es nämlich nur zum Teil seine Aufgabe, Software zu programmieren. Fast genauso viel Zeit verbringt er damit, Projekte zu planen, Kosten zu kalkulieren und die technischen Neuerungen den anderen Mitarbeitern in der Firma zu erklären. Wer es in dem Beruf zu etwas bringen will, braucht daher neben technischen auch soziale Fertigkeiten.

"Bei vielen Auszubildenden führt die unheimliche Bandbreite der IT-Jobs daher am Anfang zu Frustration", sagt Michael Assenmacher, IT-Experte beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag. "Viele denken, sie müssen nur programmieren und gucken sich dann ganz schön um, wenn sie plötzlich Kosten kalkulieren sollen."

Vier Ausbildungen führen typischerweise in die IT-Branche: der Fachinformatiker, der IT-System-Elektroniker, der Informatikkaufmann und der IT-Systemkaufmann. Während die ersten beiden Berufe eher technisch geprägt sind, haben die letzteren eine eher kaufmännische Ausrichtung. Eine strikte Trennung gibt es jedoch nicht. "Die Grenzen zwischen den einzelnen Berufen sind fließend", erklärt Assenmacher.

Deutlich wird das auch, wenn man sich vor Augen führt, dass alle IT-Azubis 18 Monate lang identische Inhalte lernen. Erst die restlichen Monate widmen sich der Fachrichtung.

Software programmieren
Dann lernt der Fachinformatiker verstärkt, Software zu programmieren. Der IT-System-Elektroniker wird zum Spezialisten für die Installation von Hardware. Der Informatikkaufmann lernt, wie Mitarbeiter am besten geschult werden. Und der IT-System-Kaufmann bekommt die Aufgabe, IT-Dienstleistungen zu verkaufen. "Als Azubi in der IT-Branche muss man über den Tellerrand schauen", sagt Roswitha Janecke aus der Personalabteilung bei Strato. Thobens Alltag ist in der Praxis zweigeteilt. Zum einen gibt es das Tagesgeschäft. "Irgendwo fällt ein Computer aus und wir bekommen dann einen Anruf, ob wir den reparieren können", erklärt er. Zum anderen gebe es die Projektarbeit, also Dinge, die über einen längeren Zeitraum geplant werden müssen. So ist er etwa gerade dabei, zu planen, wie das Netzwerk eines Rechenzentrums mit dem Netzwerk im Büro verbunden werden kann. Der Vorteil seines Jobs liegt für Thoben auf der Hand. "Die Arbeit ist unheimlich vielseitig", sagt er. "Ich habe kein monotones Arbeiten und es wird nie langweilig." Denn jeder Fehler im Computerprogramm sowie jedes neue Projekt seien wieder anders.

Doch nicht für jeden ist die Geschwindigkeit in der Branche etwas. "Meinen Beruf lernt man nie zu Ende", sagt Thoben. Computer entwickeln sich permanent weiter. Anders als im Handwerk kann in der IT-Branche das Wissen von heute in vier Jahren schon nichts mehr wert sein. Wer sich für diesen Beruf entscheidet, sollte sich daher auf lebenslanges Lernen einstellen.
Ein weiterer Nachteil der Branche sind die Arbeitszeiten. Gerade Fachinformatiker arbeiteten häufig nachts und am Wochenende, weiß Assenmacher. Denn die Computer werden meist dann ausgetauscht, wenn die Belegschaft nicht da ist.