Taliban zurück an der Macht Newsblog zur Lage in Afghanistan

Schwer bewaffnete Taliban-Kämpfer patrouillieren nach ihrer Machtübernahme mit wehender Fahne des Islamischen Emirats Afghanistan durch Kabul. Foto: Rahmat Gul/AP/dpa

Kabul war die letzte Großstadt in Afghanistan in den Händen der Regierung. Am Sonntagabend rückten die Talibankämpfer in die Millionenmetropole ein und besetzten auch den Präsidentenpalast. Die Bundesregierung begann angesichts der brisanten Lage unter Hochdruck mit der Evakuierung des Personals der deutschen Botschaft. Alle Entwicklungen zur Lage in Afghanistan finden Sie unten im Newsblog.

Samstag, 21. August, 22.23 Uhr: Bundeswehr-Flieger evakuiert 205 Menschen aus Kabul

Die Evakuierung von Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul durch die Bundeswehr ist inmitten chaotischer Verhältnisse am Flughafen ins Stocken geraten. Zwei am Samstag gestartete deutsche Flieger konnten nur sieben beziehungsweise acht Personen nach Usbekistan bringen, wie die Bundeswehr auf Twitter mitteilte. Bei einem späteren Bundeswehr-Transporter gingen dann wieder deutlich mehr Schutzbedürftige an Bord - er flog 205 Menschen aus dem von den militant-islamistischen Taliban eroberten Land aus. Mehr dazu lesen Sie hier: Bundeswehr-Flieger evakuiert 205 Menschen aus Kabul.

Samstag, 21. August, 20.18 Uhr: US-Stützpunkt Ramstein Drehkreuz für Afghanistan-Flüge

Der weltweit größte US-Luftwaffenstützpunkt außerhalb der Heimat ist nun auch ein Drehkreuz für Flüchtlinge aus Afghanistan: Nach rund 300 Evakuierten am Freitagabend sind inzwischen viele weitere Menschen auf der Air Base im pfälzischen Ramstein gelandet. Bis Samstagabend wurden 2300 Evakuierte mit 17 Maschinen dorthin gebracht, wie die Pressestelle des US-Stützpunkts mitteilte. Ein Sprecher des Stützpunkts hatte der Deutschen Presse-Agentur zuvor gesagt, auch in den Folgetagen würden weitere Flüge erwartet. Ihre Zahl lasse sich vorerst noch nicht genau sagen.

Die ehemaligen Ortskräfte der USA in Afghanistan und ihre Familien, die aus Angst vor den militant-islamistischen Taliban ihre Heimat verlassen, kommen zunächst in Flugzeughangars der Air Base unter. "Nach ihren Registrierungen und medizinischen Erstleistungen sollen sie in die USA geflogen werden", erklärte der Sprecher. Details entscheide das US-Außenministerium.

Die am Freitagabend in Ramstein gelandeten ersten rund 300 Evakuierten kamen laut der Air Base in zwei C-17-Transportmaschinen der US-Luftwaffe von einem Zwischenstopp auf deren Stützpunkt in Katar. Dieser sei kleiner und habe weniger Platz für einen Aufenthalt von Schutzsuchenden. In Ramstein ist laut dem Sprecher vorerst nicht vorgesehen, dass die Afghanen das Militärgelände verlassen. Der Kreis Kaiserslautern habe zwar netterweise schon Hilfe angeboten, zunächst habe die Air Base aber selbst noch genug Platz und Kapazitäten.

Samstag, 21. August, 18.51 Uhr: Eingangstore am Flughafen Kabul laut US-Armee geöffnet

Bei der Evakuierungsmission in Afghanistan fertigen die US-Streitkräfte am Flughafen Kabul an den verschiedenen Eingängen nach eigenen Angaben weiterhin Menschen ab. Eingangstore seien in den vergangenen 24 Stunden nur kurzfristig geschlossen worden, damit "die richtigen Leute" passieren konnten, sagte US-Generalmajor William Taylor am Samstag im Pentagon. Nicht erklären konnten Taylor und Pentagon-Sprecher John Kirby, warum die US-Botschaft in Kabul US-Bürgern am Samstag geraten hatte, nicht zum Flughafen zu fahren. Kirby verwies aber darauf, dass die Lage rund um den Flughafen nicht stabil sei und sich ständig ändere.

Kirby sagte, es gebe "eine geringe Anzahl" von Amerikanern, die auf dem Weg zum Flughafen in den vergangenen Tagen von Taliban drangsaliert oder geschlagen worden seien. Das gelte auch für afghanische Unterstützer des US-Einsatzes. Die meisten Amerikaner würden aber durch die Checkpoints der Taliban gelassen. Die Zuständigen bei den Taliban seien über die Zwischenfälle informiert worden. Die militanten Islamisten haben nach Darstellung der US-Regierung zugesagt, Amerikaner passieren zu lassen. "Es hat den Anschein, dass nicht alle Taliban-Kämpfer die Botschaft verstanden haben oder sich entschlossen haben, sie zu befolgen", sagte Kirby.

Samstag, 21. August, 18.16 Uhr: US-Streitkräfte fliegen 3.800 Menschen binnen 24 Stunden aus

Die US-Streitkräfte haben seit Beginn der Evakuierungsmission in Afghanistan vor einer Woche nach eigenen Angaben insgesamt 17 000 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Generalmajor William Taylor sagte am Samstag im Pentagon, in den 24 Stunden zuvor hätten die US-Streitkräfte insgesamt rund 3800 Menschen evakuiert. Dafür seien sechs Flugzeuge der US-Luftwaffe und 32 Chartermaschinen eingesetzt worden. 5800 US-Soldaten sicherten den Flughafen in der afghanischen Hauptstadt. "Es wurde keine Änderung der aktuellen Feindlage in und um den Flughafen gemeldet."

Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, sagte am Samstag: "Wir wissen, dass wir sowohl gegen die Zeit als auch gegen den Raum kämpfen. Das ist das Rennen, in dem wir uns gerade befinden." Man versuche, Menschen "so schnell und gefahrlos wie möglich" in Sicherheit zu bringen. Am Flughafen in Kabul harrten am Samstag weiterhin Tausende Menschen aus, die nach der Machtübernahme der Taliban vor den Islamisten fliehen wollen.

Samstag, 21. August, 18.07 Uhr: Flughafen von Kabul offenbar geschlossen

Die Evakuierung von Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul durch die Bundeswehr ist angesichts chaotischer Verhältnisse am Flughafen ins Stocken geraten. Zwei am Samstag gestartete deutsche Flieger konnten nur sieben beziehungsweise acht Personen nach Usbekistan bringen, wie die Bundeswehr via Twitter mitteilte. Am späten Freitagabend deutscher Zeit wurden 172 Menschen von der Bundeswehr aus dem von den militant-islamistischen Taliban eroberten Land ausgeflogen.

Große Probleme gab es bei den Zugängen zum Kabuler Flughafen, an dem sich weiterhin dramatische Szenen abspielen. Ein Augenzeuge berichtete der Deutschen Presse-Agentur, dass dort Tausende Menschen ausharrten. "Sicherheitslage am Flughafen in #Kabul ist weiterhin äußerst gefährlich, Zugang zum Flughafen häufig nicht möglich. Nach unserem Kenntnisstand sind die Gates derzeit geschlossen", twitterte das Auswärtige Amt. Mehr dazu lesen Sie hier: Afghanistan: Flughafen Kabul anscheinend geschlossen.

Samstag, 21. August, 18.02 Uhr: Merkel spricht mit Erdogan über Afghanistan

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan über die Lage in Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban gesprochen. "Die Bundeskanzlerin und Präsident Erdogan waren sich einig, dass die Evakuierung schutzbedürftiger Menschen aus Afghanistan weiterhin höchste Priorität hat", teilte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Samstag mit. Merkel und Erdogan hätten zudem eine enge Zusammenarbeit vereinbart bei der Unterstützung der Arbeit internationaler Organisationen in Afghanistan und seinen Nachbarstaaten - insbesondere des UN-Flüchtlingshilfswerks.

Samstag, 21. August, 17.39 Uhr: Demonstration für Luftbrücke vor Kanzleramt

Mit einer Demonstration im Berliner Regierungsviertel wollen Aktivisten am Sonntag ihrer Forderung nach einer schnellen und unbürokratischen Evakuierung bedrohter Menschen aus Afghanistan Nachdruck verleihen. Nach Angaben der Polizei wurden 1.000 Teilnehmer zu einer Kundgebung um 13 Uhr am Kanzleramt angemeldet. Die Organisatoren rechnen mit mehreren Tausend Menschen, sagte ein Sprecher der Initiative "Seebrücke".

Zu dem Protest ruft ein breites Bündnis auf. Das Motto lautet: "Afghanistan: Verantwortung übernehmen - Aufnahme jetzt!" Gefordert wird, dass neben Ortskräften auch Menschen ausgeflogen werden, die aufgrund ihres gesellschaftlichen Engagements von den Taliban bedroht werden, sagte der "Seebrücke"-Sprecher. Auch sollen alle Afghanen in Deutschland Flüchtlingsschutz bekommen, hieß es in dem Aufruf.

Samstag, 21. August, 16.41 Uhr: Deutsche Botschaft ruft Menschen auf, zu Hause zu bleiben

Die deutsche Botschaft in Kabul hat dazu aufgerufen, angesichts der unübersichtlichen Lage am Flughafen und in der Stadt zu Hause oder an einem geschützten Ort zu bleiben. "Der Zugang zum Flughafen Hamid Karzai International Airport ist derzeit nur sehr eingeschränkt möglich. Das North Gate ist bis auf weiteres geschlossen", hieß es in einem Landsleutebrief, der am Samstagabend (Ortszeit) verschickt wurde. "Derzeit ist es grundsätzlich sicherer, zu Hause oder an einem geschützten Ort zu bleiben." Es seien aber weiterhin Evakuierungsflüge der Bundeswehr geplant.

Am Samstag hatte die Bundeswehr mit zwei Flügen lediglich 15 Menschen von Kabul in die usbekische Hauptstadt Taschkent bringen können. Ein Augenzeuge berichtete der Deutschen Presse-Agentur von Tausenden Menschen, die am Flughafen in Kabul ausharrten. Für Samstag waren laut Verteidigungsministerium bis zu sechs Evakuierungsflüge geplant. Es war allerdings zunächst unklar, wie Passagiere angesichts des weiter geschlossenen Zugangstores und der Menschenmassen dort diese Flüge erreichen können.

Samstag, 21. August, 15.28 Uhr: Von der Leyen bestätigt Gespräche mit Taliban

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat beim Besuch eines zentralen Erstaufnahmelagers für afghanische EU-Mitarbeiter in Spanien Gespräche mit den neuen Machthabern in Kabul bestätigt. Die Verhandlungen mit den militant-islamistischen Taliban bedeuteten aber keineswegs eine Anerkennung der neuen Regierung, betonte sie am Samstag in Torrejón de Ardoz bei Madrid. Es gehe dabei in erster Linie darum, die Evakuierungen zu erleichtern. Als Allererstes müsse man nämlich den durch die Machtübernahme der Taliban in Gefahr geratenen Menschen "legale und sichere" Fluchtrouten bieten.

Die Deutsche stellte außerdem eine Erhöhung der humanitären Hilfe der Europäischen Union in Aussicht. Man werde in naher Zukunft dazu einen Vorschlag unterbreiten. "Wir müssen helfen, das ist unsere Verantwortung." Man müsse aber nicht nur den Ausgeflogenen helfen, "sondern auch denjenigen, die in Afghanistan geblieben sind". Es werde allerdings keine Mittel für die Taliban geben, wenn diese nicht die Menschenrechte respektieren sollten, sagte sie bezüglich der Entwicklungsgelder in Höhe von einer Milliarde Euro, die für Afghanistan für die nächsten sieben Jahren vorgesehen sind.

Samstag, 21. August, 14.33 Uhr: Kramp-Karrenbauer will "so viele wie möglich herausholen"

Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat zugesichert, dass die Bundeswehr die Evakuierung von Deutschen und Ortskräften aus der afghanischen Hauptstadt Kabul unter Hochdruck fortsetzen will. "Die Situation ist schwierig, aber wir werden mit den Möglichkeiten und allem, was sich vor Ort ergibt, weiter dranbleiben, so viele wie möglich herauszuholen", sagte Kramp-Karrenbauer am Samstag in Berlin.

Für ihren Einsatz hatte die Bundeswehr zwei Hubschrauber an den Flughafen Kabul verlegt. Laut Verteidigungsministerium können die Airbus-Helikopter für die Rettung einzelner Bundesbürger oder auch einheimischer Ortskräfte aus Gefahrenlagen eingesetzt werden. Die Hubschrauber können nach Angaben Kramp-Karrenbauers dabei nur in Abstimmung mit den Amerikanern und den anderen Partnerstaaten vor Ort eingesetzt werden.

"Die Hubschrauber sind jetzt drin, werden einsatzbereit gemacht", sagte sie am Mittag. "Das wird nur und kann nur in Abstimmung mit den internationalen Partnern vor Ort erfolgen." Dies obliege der Verantwortung derjenigen, die vor Ort entschieden. Bemühungen, Ortskräfte und andere gefährdete Personen sicher zu transportieren, nähmen international verstärkt weiter Fahrt auf. "Das bringt (...) die große Herausforderung mit sich, sich noch besser international abzustimmen - nicht nur vor Ort im Einsatz, sondern auch in den politischen Anstrengungen." Knapp 2000 Menschen habe die Bundeswehr mit ihren Flügen inzwischen aus dem Land geholt.

Samstag, 21. August, 13.58 Uhr: Afghanische Luftfahrtbehörde will Menschen vom Kabuler Flughafen fernhalten

Die afghanische zivile Luftfahrtbehörde hat dazu aufgerufen, nicht mehr zum Flughafen Kabul zu kommen. Es gebe weiter keine zivilen und kommerziellen Flüge, hieß es in einer am Samstag auf Facebook veröffentlichten Nachricht. Man bitte die Menschen, nicht zum Flughafen zu kommen. In Kabul belagern weiterhin Tausende Menschen die Eingänge zum Flughafen. Sie hoffen auf einen Platz in einem Flugzeug, um nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban aus dem Krisenstaat zu fliehen. Aktuell werden vom Flughafen lediglich Evakuierungsflüge durchgeführt.

Samstag, 21. August, 13.17 Uhr: Habeck wirft Bundesregierung Verantwortungslosigkeit vor

Grünen-Chef Robert Habeck hat der Bundesregierung in der Afghanistan-Krise Verantwortungslosigkeit vorgeworfen. "Es ist nicht richtig, was aus der Bundesregierung gesagt wird, dass keiner wissen konnte, dass die Lage so eskaliert", sagte der Bundesvorsitzende beim Landesparteitag der NRW-Grünen am Samstag in Dortmund. Aus Botschaften oder von internationalen Organisationen seien Warnungen gekommen. Die Bundesregierung habe das Thema und die Debatte über eine Aufnahme von Menschen aus Afghanistan vermeiden wollen - auch aus Sorge über unbequeme Debatten vor der der Bundestagswahl. "Diese Sorge ist die buchstäbliche Verantwortungslosigkeit."

Samstag, 21. August, 12.55 Uhr: Bundeswehr evakuiert acht weitere Menschen

Die Bundeswehr hat acht weitere Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul evakuiert. Um 11.04 Uhr deutscher Zeit sei ein A400M mit ihnen gestartet, schrieb die Bundeswehr am Samstag bei Twitter. "Die Lage dort ist momentan sehr schwierig. Es wird alles getan, so viele Schutzbedürftige wie möglich pro Flug nach Taschkent auszufliegen", hieß es weiter. Insgesamt haben Flugzeuge der Bundeswehr inzwischen mehr als 1800 Menschen ausgeflogen. Mehrere Militärtransporter der Bundeswehr pendeln zwischen Kabul und der usbekischen Hauptstadt Taschkent, von wo aus die Evakuierten ihren Weiterflug nach Deutschland antreten sollen.

Augenzeugen berichteten der Deutschen Presse-Agentur von Lautsprecherdurchsagen am nördlichen Eingang des Kabuler Flughafens, laut denen das Gate länger geschlossen sei. In der Nacht auf Samstag hatte die Bundeswehr mit einem Flug 7 Menschen aus der Stadt gebracht, mit einem vorherigen 172.

Samstag, 21. August, 12.41 Uhr: Scholz stellt politisch Engagierten Hilfe in Aussicht

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz befürwortet langfristige Hilfe für Beschäftigte von Medien und Hilfsorganisationen sowie politisch Engagierte aus Afghanistan. Für sie werde es "den Schutz auch geben, wenn sie sich später einmal melden, bei einem deutschen Konsulat zum Beispiel", sagte Scholz im Interview der Woche des Deutschlandfunks, das am Samstag veröffentlicht wurde. Darüber hinaus brauche es Unterstützung "für diejenigen, die in den Nachbarstaaten Zuflucht gefunden haben oder Zuflucht finden werden". Der Vizekanzler sagte: "Die Devise ist, vor Ort zu helfen." Er sagte: "Es gibt zig Millionen Menschen auf der Welt, die fliehen, oft in ein Nachbarland, und natürlich müssen wir dafür Sorge tragen, dass in diesen Ländern Integrationsperspektiven entstehen."

Samstag, 21. August, 12.23 Uhr: Merkel dankt Soldaten für "komplizierten Einsatz"

Kanzlerin Angela Merkel hat den Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan für den Einsatz zur Rettung von Deutschen und Ortskräften ihren "tiefen Dank" ausgesprochen. Es sei ein "überaus komplizierter Einsatz", sagte die CDU-Politikerin beim Wahlkampfauftakt der Union am Samstag in Berlin. "In diesen Stunden heißt es jetzt vor allem, Menschen retten." Merkel bezeichnete die Entwicklung in Afghanistan mit der Machtübernahme der Taliban als "Drama" und "Tragödie". Die afghanische Armee sei "in atemberaubendem Tempo kollabiert".

Merkel sagte, nach der Rettungsaktion werde darüber zu reden sein, was in Afghanistan geschafft wurde und was nicht. Zwar gehe zur Zeit keine akute terroristische Bedrohung von dem Land aus. Der Ansatz des westlichen Engagements dort sei jedoch breiter gefasst gewesen: "Wir wollten möglichst vielen Menschen in Afghanistan ein freies, ein gutes und selbstbestimmtes Leben ermöglichen", sagte Merkel. "Und da müssen wir einfach sagen: Das ist so nicht gelungen."

Samstag, 21. August, 12.07 Uhr: KSK-Hubschrauber in Kabul eingetroffen

Die Bundeswehr steht in Afghanistan vor einer weiteren gefährlichen Mission. Zwei Hubschrauber für die Evakuierung von Menschen sind heute in der afghanische Hauptstadt Kabul eingetroffen. "Die beiden gestern in Wunstorf verladenen Hubschrauber vom Typ Airbus H145M sind in Kabul angekommen", schrieb die Bundeswehr am Morgen bei Twitter. Mit ihrer Hilfe sollen gefährdete Menschen in Sicherheit gebracht werden, die es wegen der gefährlichen und unübersichtlichen Lage nicht aus eigener Kraft zum Flughafen schaffen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums können die Maschinen dazu eingesetzt werden, einzelne Bundesbürger oder auch Ortskräfte aus Gefahrenlagen zu retten. Lesen Sie weiter unter KSK-Hubschrauber sollen Menschen in Kabul retten.

Samstag, 21. August, 11.32 Uhr: Briten wollen Biden offenbar von längerem Einsatz überzeugen

Die britische Regierung will einem Bericht zufolge US-Präsident Joe Biden überzeugen, die Rettungsmission aus Afghanistan über Ende August hinaus fortzusetzen. Das berichtete die "Times" am Samstag unter Berufung auf britische Regierungskreise. Die USA wollen eigentlich bis zum 31. August den Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan abschließen, wo die militant-islamistischen Taliban die Macht erobert haben. Biden wollte sich am Freitag nicht dazu äußern, ob der Evakuierungseinsatz darüber hinaus verlängert werden könnte. Er gehe davon aus, dass die Evakuierungen bis dahin abgeschlossen werden könnten, werde dazu aber später eine Entscheidung treffen.

Den britischen Regierungsquellen der "Times" zufolge könnte dieses Enddatum bedeuten, dass Tausende in Afghanistan zurückbleiben müssten, die eigentlich Anspruch auf Rettung hätten. Dies würde demnach vor allem afghanische Ortskräfte treffen, die für westliche Truppen gearbeitet haben. Der konservative Abgeordnete Tobias Ellwood sagte: "Es ist klar, dass eine große Zahl an US-Bürgern und Menschen, die nun von den Taliban verfolgt werden, zurückgelassen werden, wenn die Deadline nicht über den 31. August hinaus verlängert wird."

Samstag, 21. August, 9.56 Uhr: Viele deutsche Veteranen durch Ereignisse retraumatisiert

Die Machtübernahme der Taliban macht vielen ehemaligen Bundeswehrsoldaten aus dem Afghanistaneinsatz psychisch offenbar schwer zu schaffen. "Die dramatischen Ereignisse in Afghanistan haben bei etlichen Veteraninnen und Veteranen zu einer Retraumatisierung geführt", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Bundes Deutscher Einsatzveteranen, David Hallbauer, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Mehr dazu lesen Sie hier: Viele Veteranen durch Afghanistan-Ereignisse retraumatisiert.

Samstag, 21. August, 9.22 Uhr: Bundeswehr schickt zwei Helikopter zur Evakuierung

Zwei von der Bundeswehr nach Kabul verlegte Hubschrauber sollen für die Rettung einzelner Deutscher oder auch Ortskräfte eingesetzt werden, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erläuterte. Sie seien an diesem Samstag einsatzbereit, sagte Generalinspekteur Eberhard Zorn. Es handele sich um Maschinen des Typs H-145M mit insgesamt 13 Soldaten. Sie sind laut Zorn den Spezialkräften zugeordnet und wurden von der amerikanischen Seite angefordert. Diese benötige im städtischen Umfeld kleinere Maschinen als ihre großen Hubschrauber. "Die haben wir." Mehr dazu lesen Sie hier: Flüchtlingshilfe aufgestockt – Hubschrauber nach Kabul.

Samstag, 21. August, 9.15 Uhr: Bundeswehr fliegt sieben weitere Schutzbedürftige aus Kabul aus

Die Bundeswehr hat in der Nacht auf Samstag sieben weitere Schutzbedürftige aus der afghanischen Hauptstadt Kabul evakuiert. Die Menschen seien in die usbekische Hauptstadt Taschkent gebracht worden, teilten die Bundeswehr und das Verteidigungsministerium via Twitter mit. Der Flieger hob laut Bundeswehr um 2.00 Uhr deutscher Zeit ab und landete um 3.18 Uhr.

Zuvor hatte die deutsche Botschaft in der Nacht auf Samstag in einem Schreiben an Menschen, die auf einen Flug hoffen, auf einen besonders erschwerten Zugang zum Flughafen in Kabul hingewiesen. "Die Lage am Flughafen Kabul ist weiterhin äußerst unübersichtlich. Es kommt immer häufiger zu gefährlichen Situationen und bewaffneten Auseinandersetzungen an den Gates", hieß es in dem Schreiben. "Das NORTH GATE des Hamid Karzai International Airport, militärischer Teil wird definitiv heute Nacht geschlossen sein."

Insgesamt haben Flugzeuge der Bundeswehr inzwischen mehr als 1800 Menschen ausgeflogen. Mehrere Militärtransporter der Bundeswehr pendeln zwischen Kabul und der Taschkent, von wo aus die Evakuierten ihren Weiterflug nach Deutschland antreten sollen.

Samstag, 21. August, 9.11 Uhr: Tausende belagern weiterhin Zugänge zum Kabuler Flughafen

In der afghanischen Hauptstadt Kabul belagern weiterhin Tausende Menschen die Eingänge zum Flughafen. Das berichtete ein Augenzeuge der Deutschen Presse-Agentur am Samstag. Die verängstigten Menschen hoffen allesamt auf auf einen Platz in einem Flugzeug, um nach der Machtübernahme der islamistischen Talibankämpfer aus dem Krisenstaat zu fliehen.

Der Augenzeuge hatte bereits den gesamten Freitag an einem Eingang verbracht. Als er am Samstagmorgen (Ortszeit) dorthin zurückkehrte, habe sich die Menschenmenge noch einmal verdoppelt. Es fielen weiter praktisch durchgehend Schüsse. Am nördlichen Eingang habe es zudem Lautsprecherdurchsagen gegeben, dass das Gate nun zwei Tage geschlossen sei, sagte die Person.

Ein zweiter Augenzeuge sagte der dpa, Menschen aus allen Gesellschaftsschichten befänden sich dort. Er habe Schauspieler in der Menge gesehen, bekannte Fernsehpersönlichkeiten, Jugendliche, Frauen mit neugeborenen Babies oder Menschen im Rollstuhl. In einem Schreiben der deutschen Botschaft in Kabul mit Informationen zu den Evakuierungsflügen hieß es in der Nacht zu Samstag, die Lage am Flughafen sei weiterhin äußerst unübersichtlich. Es komme immer häufiger zu gefährlichen Situationen und bewaffneten Auseinandersetzungen an den Gates.

Der Zugang zum Flughafen sei nicht durchgehend gewährleistet und es sei wegen der unklaren Situation nicht möglich, vorab Informationen zu geben, wann die Tore geöffnet sein würden. Das US-Militär entscheide über Öffnung und Schließung der Tore, je nach Lage.

Samstag, 21. August, 1.37 Uhr: Integrationsbeauftragte fordert schnelle Angebote für Ortskräfte

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), fordert rasche Förderangebote für afghanische Ortskräfte in Deutschland. "Es ist gut, dass sich die Innenminister von Bund und Ländern darauf verständigt haben, besonders schutzwürdige Menschen aus Afghanistan aufzunehmen und darüber auch mit den anderen EU-Staaten zu verhandeln", sagte Widmann-Mauz der "Rheinischen Post" (Samstag).

"Dabei muss ein besonderer Fokus auf die Frauen gelegt werden, die in Afghanistan für Menschen- und Freiheitsrechte eingetreten sind und jetzt vom Tod bedroht sind", sagte die CDU-Politikerin. Diese mutigen Frauen seien auch wichtige Brückenbauerinnen bei der Integration. Sie brauchten Hilfe und Begleitung durch bewährte Unterstützungsprojekte, die jetzt ausgebaut werden sollten. "Wichtig ist zudem, dass diejenigen, die nach Deutschland kommen, zügig Zugang zu Integrationsangeboten und zu bestehenden Hilfestrukturen für Geflüchtete in den Kommunen erhalten", sagte Widmann-Mauz.

Samstag, 21. August, 1.37 Uhr: Deutsche Ex-Soldaten stellen die Sinnfrage

Die Machtübernahme der Taliban macht vielen ehemaligen Bundeswehrsoldaten aus dem Afghanistaneinsatz psychisch offenbar schwer zu schaffen. "Die dramatischen Ereignisse in Afghanistan haben bei etlichen Veteraninnen und Veteranen zu einer Retraumatisierung geführt", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Bundes Deutscher Einsatzveteranen, David Hallbauer, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). "Sie haben derzeit enormen Gesprächsbedarf oder suchen psychologischen Beistand bei uns." Die Anfragen und Kontaktaufnahmen von ehemaligen Bundeswehrangehörigen wie auch von Familienangehörigen hätten "in den vergangenen Tagen sprunghaft zugenommen".

Viele frühere Soldatinnen und Soldaten stellten die Sinnfrage, sagte Hallbauer. "Sie haben den Eindruck, dass ihr monatelanger, harter Einsatz - oft unter Todesangst - letztlich vergebens war, und Erfolge aus 20 Jahren Afghanistaneinsatz jetzt von den Taliban mit einem Schlag zunichte gemacht werden." Dinge, die erreicht und erkämpft worden seien, seien verloren. "Viele Veteranen sagen sich: Was ich dort geleistet habe, hat nichts gebracht. Das setzt vielen ehemaligen Soldatinnen und Soldaten ungeheuer zu."

Samstag, 21. August, 1.29 Uhr: Müller fordert gelockerte Kriterien für Ortskräfte

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat trotz aller Probleme bei der Evakuierung von Ortskräften eine Ausweitung des deutschen Rettungseinsatzes in Afghanistan gefordert. Nach den bisherigen Vorschriften dürften afghanische Ortskräfte, deren Ehepartner und minderjährige Kinder auf die Ausreiselisten genommen werden, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). Volljährige Kinder gehören demnach nicht dazu. Im Einzelfall sei es aber inhuman, Familien zu trennen. "Und deshalb muss das geändert werden", sagte Müller. Er sei froh, dass Innenminister Horst Seehofer (CSU) signalisiert habe, nicht an der bestehenden Regel festzuhalten.

Allein in der Entwicklungszusammenarbeit hätten nach den Kriterien der Bundesregierung potenziell 1800 Ortskräfte und deren Familien Anspruch auf Ausreise, erläuterte der Minister. Bislang sei es aber erst für wenige von ihnen möglich gewesen, zum Flughafen in Kabul und auf eine der Evakuierungsmaschine zu kommen.

Samstag, 21. August, 0.26 Uhr: USA bedanken sich für Evakuierungsflüge nach Ramstein

Die USA haben sich bei Deutschland und anderen Partnern für die Unterstützung bei der Evakuierung schutzbedürftiger Menschen aus Afghanistan bedankt. Konkret bezog sich Generalmajor William Taylor am Freitag auf ihre vorübergehende Aufnahme auf dem riesigen US-Militärstützpunkt im pfälzischen Ramstein. Die USA seien Deutschland und anderen Verbündeten dankbar für die Zusammenarbeit bei den Hilfsbemühungen, sagte er. Die Bundesregierung hatte zuvor mit den USA vereinbart, dass deren Truppen Ramstein als Drehkreuz für die Evakuierung von Menschen aus Afghanistan nutzen können.

"Die ersten Flüge sind auf dem Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Deutschland angekommen", sagte der Sprecher des Außenministeriums, Ned Price. Er gehe davon aus, dass es in den kommenden Tagen weitere Standorte weltweit geben werde, an die Menschen aus Afghanistan vorübergehend gebracht werden könnten. Am Freitag waren US-Evakuierungsflüge aus Kabul vorübergehend gestoppt worden. Der Grund dafür war nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums, dass es in Katar keine Kapazität mehr gegeben habe, die Ankunft weiterer Reisender abzuwickeln. US-Präsident Joe Biden kündigte am Freitagmittag (Ortszeit) eine Fortsetzung der Flüge an.

Freitag, 20. August, 23.17 Uhr: Bundeswehr evakuiert weitere 172 Schutzbedürftige aus Kabul

Die Bundeswehr hat weitere deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte aus Kabul evakuiert. In der Nacht zu Samstag startete in der afghanischen Hauptstadt eine Militärmaschine vom Typ A400M "mit 172 schutzbedürftigen Personen an Bord nach Taschkent in Usbekistan", twitterte die Bundeswehr. Damit hätten die Flugzeuge der Bundeswehr inzwischen mehr als 1800 Menschen ausgeflogen. Mehrere Militärtransporter der Bundeswehr pendeln zwischen Kabul und der usbekischen Hauptstadt Taschkent, von wo aus die Evakuierten ihren Weiterflug nach Deutschland antreten sollen.

Freitag, 20. August, 22.28 Uhr: US-Soldaten bringen 169 Menschen auf Kabuler Flughafen-Gelände

US-Soldaten haben 169 Menschen außerhalb des Flughafens von Kabul geholfen, auf das Gelände zu kommen. Präsident Joe Biden erklärte am Freitag, dass es sich dabei um "169 Amerikaner" gehandelt habe. Die Menschen hätten sich "sehr nah" an der Absperrung zum Flughafen befunden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, John Kirby. "In kurzer Zeit und über eine kurze Entfernungen konnten einige unserer Truppen rausgehen und sie einsammeln und reinbringen", sagte Kirby.

Die genauen Hintergründe des Vorfalls waren allerdings völlig offen. Auf Nachfrage erklärte Sprecher Kirby, er könne nicht sagen, aus welchen Nationalitäten sich die Gruppe zusammengesetzt habe. Es sei weniger eine Rettungsaktion als eine Unterstützungsmission gewesen, so Kirby. Warum diese aber nötig war, blieb offen. Unklar war auch, wann genau sich der Vorfall ereignete und wie viele US-Soldaten beteiligt waren.

Freitag, 20. August, 21.51 Uhr: Zweiter Deutscher auf dem Weg zum Kabuler Flughafen verletzt

In der Nähe des Flughafens Kabul in Afghanistan ist ein weiterer Deutscher verletzt worden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Freitag aus dem Auswärtigen Amt. Es soll eine leichte Verletzung sein. Ob es sich um eine Schussverletzung handelt, blieb zunächst unklar. Bereits zuvor war bekannt geworden, dass ein anderer Deutscher auf dem Weg zum Flughafen angeschossen wurde. Einer der beiden Verletzten wurde bereits ins usbekische Taschkent ausgeflogen. Der andere ist transportfähig, hält sich aber weiterhin in Kabul auf.

Um den Flughafen herrschen seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban chaotische Zustände. Die Lage ist extrem gefährlich. Die Verzweiflung der Menschen, die auf Evakuierungsflüge gelangen wollen, wird von Stunde zu Stunde größer. Das berichtete ein Augenzeuge am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Demnach halten sich am Eingang zum zivilen Teil, der an einem großen Kreisverkehr liegt, weiterhin Hunderte Menschen auf, die versuchen, auf das Gelände und dann mit Hilfe von westlichen Flugzeugen außer Landes zu kommen. Kämpfer der Taliban feuerten dort in die Luft und schlugen mit Peitschen, um die Leute zu vertreiben.

Freitag, 20. August, 20.35 Uhr: US-Evakuierung geht laut Biden nach Pause weiter

US-Präsident Joe Biden hat eine Fortsetzung der US-Evakuierungsflüge aus Kabul angekündigt, nachdem diese vorübergehend gestoppt gewesen seien. Biden sagte am Freitag im Weißen Haus in Washington, die Flüge seien für ein paar Stunden unterbrochen worden, um die Ankunft von Ausreisenden abzuwickeln. Der zuständige Kommandeur habe aber bereits angewiesen, die Flüge nun wieder fortzusetzen. Biden sagte, seit dem Start der Evakuierungsmission vor etwa einer Woche hätten die USA rund 13.000 Menschen ausgeflogen. Nach Angaben des Weißen Hauses waren es allein in den vergangenen 24 Stunden 5.700 Menschen.

Am Flughafen in Kabul nahmen zuletzt Chaos und Verzweiflung zu. Tausende Afghanen hoffen immer noch auf eine Gelegenheit, sich nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban mit westlichen Flügen in Sicherheit zu bringen. Die Nerven liegen bei vielen Menschen auch deshalb blank, weil der Zeitdruck wächst: Die USA wollen eigentlich bis zum 31. August den Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan abschließen. Und die Evakuierungsflüge aus Kabul hängen vom Schutz durch die mehreren Tausend US-Soldaten ab, die die Biden-Regierung nach der Machtübernahme der Taliban nach Kabul geschickt hatte.

Freitag, 20. August, 20.35 Uhr: Inzwischen fast 6.000 US-Soldaten am Flughafen Kabul

Das US-Militär ist am Flughafen Kabul nach Angaben von Präsident Joe Biden inzwischen mit "fast 6.000" Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Das US-Militär werde alles tun, den Evakuierungseinsatz für Amerikaner und Verbündete sicher und erfolgreich durchzuführen, sagte Biden am Freitag im Weißen Haus. Biden hatte für den Einsatz eine Truppenstärke von rund 6.000 Soldaten autorisiert. Bis zum Donnerstag war die Truppenstärke bereits auf 5200 angestiegen, wie das Verteidigungsministeriums mitgeteilt hatte. Die Soldaten sollen die Sicherheit des Flughafens gewähren und unter anderem die Evakuierung von Amerikanern und früheren afghanischen Mitarbeitern der US-Streitkräfte organisieren.

Freitag, 20. August, 20.23 Uhr: Athen und Ankara fordern Unterstützung für Afghanistans Nachbarn

Griechenland und die Türkei haben die internationale Gemeinschaft aufgefordert, Afghanistans unmittelbare Nachbarstaaten angesichts eines möglichen großen Flüchtlingszustroms zu unterstützen. Auf diese Forderung verständigten sich der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Freitag bei einem Telefonat, wie das Büro des griechischen Regierungschefs mitteilte. Die afghanischen Flüchtlinge sollten damit so nahe wie möglich an ihrer Heimat bleiben können.

Griechenland baute mittlerweile an seichten Stellen entlang des an die Türkei grenzenden Flusses Evros neue Zäune auf und versetzte seinen Grenzschutz auf dem Festland und den Inseln in Alarmbereitschaft, wie das Staatsfernsehen (ERT) berichtete. Bislang sei jedoch kein Zustrom von Migranten aus Afghanistan registriert worden.

Freitag, 20. August, 20.08 Uhr: Nato plant Aufnahmelager für ausgeflogene afghanische Helfer

Die Nato plant die Einrichtung von Aufnahmelagern für ausgeflogene afghanische Helfer. "Wir diskutieren unterschiedliche Orte für die vorübergehende Unterbringung von Afghanen", sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Freitag nach Beratungen der Außenminister der Bündnisstaaten. Mehrere Alliierte hätten zudem bereits ihre Bereitschaft signalisiert, auch längerfristig frühere afghanische Helfer der Nato aufzunehmen.

Nach Angaben von Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) wird bereits jetzt der riesige US-Militärstützpunkt im pfälzischen Ramstein als Drehkreuz für die Evakuierung von Schutzsuchenden aus Afghanistan genutzt. Zudem soll es nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur unter anderem eine Aufnahmeeinrichtung im Kosovo geben. Darüber berichtete auch der "Business Insider".

Freitag, 20. August, 13.42 Uhr: Polen will 300 afghanische Ortskräfte der Nato aus Kabul holen

Polen will Ministerpräsident Mateusz Morawiecki zufolge 300 Afghanen retten, die für die Nato-Staaten gearbeitet haben. Dies habe er mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg vereinbart, schrieb Morawiecki am Freitag auf Facebook. "Wir werden sie erst nach Polen bringen, und dann in andere Nato-Länder."

Unabhängig davon landete am Freitag ein dritter Flug mit Geretteten aus Kabul in Warschau. Zum gegenwärtigen Stand habe man mehr als 130 Personen aus Afghanistan ausgeflogen, sagte ein Regierungssprecher laut Agentur PAP. Für einen weiteren Flug aus der Hauptstadt Kabul stehen demnach auf dem dortigen Flughafen bereits hundert Passagiere bereit, die im Laufe des Tages in Sicherheit gebracht werden sollen.

Freitag, 20. August, 12.51 Uhr: "Pro Asyl" fordert sofortiges Handeln

Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl hat der Bundesregierung Totalversagen beim Schutz bedrohter Afghaninnen und Afghanen vorgeworfen. Lösungsvorschläge für die Ortskräfte hätten seit Ende April auf dem Tisch gelegen, sagte Geschäftsführer Günter Burkhardt am Freitag in Frankfurt am Main. Statt das Naheliegende zu tun, sei eine surreale Asyldiskussion losgetreten worden. Jetzt befänden sich viele Menschen in extremer Gefahr: "Die Schutzbedürftigen sitzen in der Falle." Es müsse gerettet werden, wer gerettet werden könne.

Alle Schutzbedürftigen, die einen Bezug zu Deutschland hätten, müssten aufgenommen werden, alle Ortskräfte, auch Subunternehmer. Burkhardt erneuerte die Forderung nach einem Programm für jene, die sich für Frauenrechte, Demokratie und eine freie Gesellschaft eingesetzt hätten. Die Bundesregierung müsse mit den militant-islamistischen Taliban über deren Ausreise verhandeln. Wer sich in Nachbarstaaten retten könne, müsse von dort evakuiert werden. Mit Zahlen oder Kontingenten zu arbeiten, sei unrealistisch, da derzeit niemand wisse, um wie viele Menschen es sich handele.

Freitag, 20. August, 12.43 Uhr: Laschet fordert Afghanistan-Aufarbeitung ohne "Schönreden"

CDU/CSU-Kanzlerkandidat Armin Laschet hat Konsequenzen aus den Fehleinschätzungen von Bundesregierung und Geheimdiensten bei der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan verlangt. "Je klarer wir sagen, was schief gelaufen ist, desto glaubwürdiger sind wir", forderte der CDU-Vorsitzende am Freitag nach Angaben von Teilnehmern in einer Online-Schalte der Unionsfraktion zur Vorbereitung einer Sondersitzung des Bundestag nächste Woche. Man dürfe nichts "schönreden". Der Bundestag will am Mittwoch das Mandat für den laufenden Rettungseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan beschließen.

Die Aufarbeitung der vergangenen Monate müsse kommen, forderte Laschet. Zugleich verlangte er eine Neujustierung der deutschen Sicherheitspolitik. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident wurde mit den Worten zitiert: "Wir können so nicht weitermachen in der internationalen Politik." Erneut sprach er sich für einen Nationalen Sicherheitsrat im Kanzleramt aus, der Informationen bündeln und bewerten soll. CSU-Chef Markus Söder habe der Analyse Laschets zu Afghanistan "vollständig" zugestimmt, hieß es weiter.

Freitag, 20. August, 12.38 Uhr: Evakuierungsflug in Hannover gelandet

Ein Evakuierungsflug der Luftwaffe mit Geretteten aus Afghanistan ist am Freitag in Hannover gelandet. An Bord waren nach Angaben des niedersächsischen Innenministeriums 158 afghanische Ortskräfte und Familienangehörige. Dazu zählten etwa 30 bis 40 Kinder und Jugendliche, von denen 20 unbegleitet seien. Die unbegleiteten Kinder und Jugendlichen sollten vom Landesjugendamt betreut werden. Die übrigen Menschen aus Afghanistan würden in das Grenzdurchgangslager Friedland gebracht.

Außerdem kamen 32 EU-Bürger mit der Militärmaschine vom Typ Airbus A310-MRTT in Hannover an. Ein weiteres Flugzeug mit bis zu 250 Personen werde noch am Freitagabend in Hannover erwartet, sagte eine Ministeriumssprecherin.

Der Airbus A310-MRTT war in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gestartet. Damit flog die Bundeswehr erstmals selbst "Schutzpersonen" aus Afghanistan nach Deutschland. Zuvor hatte es nur Pendelflüge der Bundeswehr zwischen der afghanischen Hauptstadt Kabul und Taschkent gegeben, von wo es dann mit Passagiermaschinen weiter nach Deutschland ging.

Freitag, 20. August, 12.16 Uhr: UN-Bericht warnt vor Vergeltungsaktionen der Taliban

Einem für die UN erstellten Bericht zur Lage in Afghanistan zufolge sind die militant-islamistischen Taliban gezielt auf der Suche nach vermeintlichen Kollaborateuren und drohen offen mit Repressalien für deren Familienmitglieder. In dem vertraulichen vierseitigen Bericht des RHIPTO Norwegian Center for Global Analyses, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, heißt es, dem größten Risiko seien Personen ausgesetzt, die wichtige Positionen im Militär, der Polizei oder anderen Ermittlungsbehörden eingenommen hatten.

Die Beteuerungen der Taliban, keine Vergeltungsaktionen vornehmen zu wollen, hält der Leiter der Denkfabrik, Christian Nellemann, nicht für glaubhaft. "Sie versuchen einfach, die Leute an Ort und Stelle zu halten, um sie festnehmen zu können", so Nellemann auf dpa-Anfrage.

Dem Bericht zufolge hatten die Islamisten bereits vor der Einnahme größerer Städte in Afghanistan Listen und Karten über den Aufenthalt von Personen erstellt, die sie festnehmen wollten. Seien diese nicht auffindbar, würden Familienmitglieder stattdessen in Gewahrsam genommen oder mit Festnahme und sogar dem Tod bedroht. Als Beweis ist dem Bericht ein angeblicher Brief der Taliban an einen früheren hochrangigen Mitarbeiter der afghanischen Sicherheitskräfte angefügt. Darin heißt es, der Mann solle sich stellen, ansonsten sei er selbst für die Festnahme seiner Familienmitglieder verantwortlich.

Freitag, 20. August, 11.59 Uhr: Deutscher auf dem Weg zum Flughafen Kabul angeschossen

Ein Deutscher hat auf dem Weg zum Flughafen Kabul in Afghanistan eine Schussverletzung erlitten. Das sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Freitag in Berlin. "Er wird medizinisch versorgt, es besteht aber keine Lebensgefahr", sagte Demmer. "Und er wird bald ausgeflogen werden." Es handele sich um einen Zivilisten. Um den Flughafen herrschen seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban chaotische Zustände. Die Lage ist extrem gefährlich. Die Verzweiflung der Menschen, die auf Evakuierungsflüge gelangen wollen, wird von Stunde zu Stunde größer. Das berichtete ein Augenzeuge am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Demnach halten sich am Eingang zum zivilen Teil, der an einem großen Kreisverkehr liegt, weiterhin Hunderte Menschen auf, die versuchen, auf das Gelände und dann mit Hilfe von westlichen Flugzeugen außer Landes zu kommen. Kämpfer der Taliban feuerten dort in die Luft und schlugen mit Peitschen, um die Leute zu vertreiben.

Freitag, 20. August, 10.45 Uhr: 100 Millionen Soforthilfe für afghanische Flüchtlinge

Die Bundesregierung stellt 100 Millionen Euro Soforthilfe für Flüchtlinge aus Afghanistan zur Verfügung. Dies teilte das Auswärtige Amt auf Twitter mit. Mit dem Geld sollen internationale Hilfsorganisationen unterstützt werden, die sich in den Nachbarländern um geflüchtete Afghanen kümmern. Weitere Hilfen sollen folgen. Seit der Machteroberung der militant-islamischen Taliban Mitte August versuchen viele Menschen verzweifelt, aus dem Land zu kommen. Finanzminister Olaf Scholz hatte die Hilfe schon am Donnerstag angekündigt. Der Deutschen Presse-Agentur sagte der SPD-Kanzlerkandidat: "Dies ist ein erster Schritt, der zeigt, dass wir uns verantwortlich fühlen und uns kümmern."

Freitag, 20. August, 8.09 Uhr: Heiko Maas denkt nicht an Rücktritt

Außenminister Heiko Maas denkt nach eigenen Angaben wegen des Afghanistan-Debakels nicht an Rücktritt. Auf die Frage, ob er darüber nachgedacht habe, sagte der SPD-Politiker dem Magazin "Der Spiegel": "In den vergangenen Tagen habe ich nur an eines gedacht, nämlich aus den Fehlern, die wir alle gemacht haben, die Konsequenz zu ziehen und dafür zu sorgen, so viele Leute aus Afghanistan rauszuholen wie möglich." Das sei "die verdammte Pflicht von jedem, der an der Entwicklung der letzten Tage und Wochen beteiligt war". Mehr dazu lesen Sie hier: Heiko Maas denkt nicht an Rücktritt

Freitag, 20. August, 7.47 Uhr: US-Militär forciert Evakuierung aus Kabul

Die USA verstärken ihre Bemühungen zur Evakuierung von US-Amerikanern, Afghanen und Menschen anderer Nationalitäten aus Kabul. Auch Deutschland und andere Länder setzen ihre Evakuierungsflüge fort: In der Nacht zu Freitag brachten Bundeswehr-Maschinen erneut Hunderte Menschen aus der afghanischen Hauptstadt heraus. Aus Washington hieß es, das US-Außenministerium schicke zusätzliche Konsularbeamte nach Katar und Kuwait, um dort die Weiterreise der Menschen zu organisieren. Außerdem seien weitere Beamte in Kabul gelandet, wo rund um den Flughafen weiter Chaos herrscht. Das Ziel sei es, so schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich aus dem Land zu bringen. Mehr dazu lesen Sie hier: US-Militär forciert Evakuierung aus Kabul

Donnerstag, 19. August, 18.07 Uhr: Afghanistan-Debakel könnte Untersuchungsausschuss nach sich ziehen

Die von der Bundesregierung bereits eingestandene Fehleinschätzung der Lage in Afghanistan könnte einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss nach sich ziehen. Politiker von Grünen, FDP und Linken behielten sich am Donnerstag die Einsetzung eines solchen Gremiums im Bundestag nach der Wahl am 26. September vor. Aus den Reihen der Linken und der AfD kamen Rücktrittsforderungen, vor allem an die Adresse von Außenminister Heiko Maas (SPD). SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich forderte dagegen, das Thema nicht zu parteipolitischen Zwecken zu missbrauchen. Er bedauere, "dass angesichts der dramatischen Situation einige nicht davon ablassen können, auf dem Rücken der Menschen, für die es um Leben und Tod geht, Wahlkampf zu treiben".

Donnerstag, 19. August, 16.42 Uhr: Pentagon: Inzwischen rund 5.200 US-Soldaten am Flughafen Kabul

Das US-Militär ist am Flughafen Kabul nach eigenen Angaben inzwischen mit rund 5.200 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Das erklärte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums am Donnerstag. In einigen Tagen sollen es womöglich bis zu 6.000 Soldaten sein. Sie sollen die Sicherheit des Flughafens gewähren und unter anderem die Evakuierung von Amerikanern und früheren afghanischen Mitarbeitern der US-Streitkräfte organisieren.

Donnerstag, 19. August, 16.38 Uhr: Seehofer: Keine Prognose zur Zahl der Afghanistan-Flüchtlinge

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) lässt ausdrücklich offen, mit wie vielen afghanischen Flüchtlinge wegen der Machtübernahme der Taliban zu rechnen ist. "Eine solche Prognose gibt es nicht", betonte er am Donnerstag in Berlin. Die Bandbreite der Schätzungen gehe von einigen tausend Menschen bis zu einigen Millionen. Auf dieser Grundlage sei eine verlässliche Prognose unmöglich. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hatte Seehofer bei einer Unterrichtung der Bundestags-Fraktionschefs am Montag selber davon gesprochen, dass 300.000 bis fünf Millionen Menschen das Land verlassen könnten.

Donnerstag, 19. August, 16.34 Uhr: Reporter ohne Grenzen: UN-Notfallplan zu afghanischen Journalisten

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einen Notfallplan zum Schutz von afghanischen Medienschaffenden. "Nur mit einer konzertierten Reaktion der Regierungen können Afghanistans Medienschaffende aus ihrer verzweifelten Lage gerettet werden", teilte RSF am Donnerstag mit. Die Organisation sprach von einer lebensgefährlichen Situation von Journalistinnen und Journalisten nach der Machtübernahme der Taliban in Kabul.

Donnerstag, 19. August, 16.29 Uhr: Seehofer bekennt sich zur Aufnahme von Ortskräften

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat sich ausdrücklich zur Aufnahme der afghanischen Ortskräfte und ihrer Familien bekannt. "Es ist vollkommen unbestritten, dass die Ortskräfte und ihre Familienangehörigen nach Deutschland kommen sollen und dass es dafür auch eine moralische Verantwortung gibt", versicherte er am Donnerstag nach seinem Auftritt im Innenausschuss des Bundestags in Berlin.

Donnerstag, 19. August, 15.54 Uhr: Tschechien beendet Evakuierungen aus Afghanistan

Die tschechische Regierung hat ihre Evakuierungsaktion in Afghanistan abgeschlossen. Der Einsatz sei erfolgreich beendet worden, sagte Ministerpräsident Andrej Babis am Donnerstag in Prag. "Wir haben alle gerettet, die wir retten wollten." Mit drei Flügen hatte Tschechien den Angaben zufolge insgesamt knapp 200 Menschen aus Kabul ausgeflogen, darunter 170 afghanische Staatsbürger. Überwiegend handelt es sich um afghanische Ortskräfte und ihre Familien, die vor den militant-islamistischen Taliban in Sicherheit gebracht wurden.

Donnerstag, 19. August, 15.39 Uhr: Afghanistan-Konflikt: China und Tadschikistan üben Terrorabwehr

Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan haben Soldaten und Sicherheitskräfte von China und Tadschikistan gemeinsam eine Übung zur Bekämpfung von Terroristen abgehalten. Dabei seien etwa moderne Waffen, Panzer, Artillerie und Drohnen zum Einsatz gekommen, teilte am Donnerstag das Innenministerium in der Hauptstadt Duschanbe mit. Die Ex-Sowjetrepublik hat eine etwa 1.300 Kilometer lange Grenze zu Afghanistan. Ziel sei es, "Erfahrungen im Kampf gegen den Terrorismus im bergigen Gelände auszutauschen". Zudem wollten beide Länder weitere Sicherheitskräfte für solche Einsätze ausbilden.

Donnerstag, 19. August, 15.36 Uhr: Unesco: Kulturelles Erbe in Afghanistan muss geschützt werden

Wenige Tage nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat die Welt-Kulturorganisation Unesco zum Schutz des kulturellen Erbes in dem asiatischen Land aufgerufen. Es müssten alle nötigen Vorkehrungen getroffen werden, um die Stätten vor Schäden und Plünderungen zu bewahren, sagte Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay nach einer Mitteilung vom Donnerstag. In den vergangenen Jahrzehnten kriegerischer Auseinandersetzungen waren bereits viele historische Stätten und Kulturgüter in Afghanistan geplündert und zerstört worden.

Donnerstag, 19. August, 14.30 Uhr: Bundeswehr: "Dramatische Szenen" am Flughafen in Kabul

Die Lage am Kabuler Flughafen ist nach Angaben des Bundeswehrgenerals Jens Arlt, der den deutschen Evakuierungseinsatz vor Ort führt, "angespannt". Es spielten sich "dramatische Szenen ab", schilderte er am Donnerstag die Situation. Arlt war in einer Online-Pressekonferenz des Bundesverteidigungsministeriums telefonisch aus Kabul zugeschaltet.

"Es ist sehr, sehr turbulent alles", sagte Arlt. "Sie werden vielleicht den einen oder anderen Schuss im Hintergrund hören. Sie sehen die verzweifelten Augen der Afghanen und auch der Staatsbürger unterschiedlicher Nationen, die einfach versuchen, in den inneren Bereich des Kabul International Airports zu gelangen, das ist schon dramatisch, was wir sehen."

Donnerstag, 19. August, 14.27 Uhr: Merkel zu Rettungsaktion in Afghanistan: "Hochkomplizierter Einsatz"

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Evakuierungsaktionsaktion in Afghanistan als "hochkomplizierten Einsatz" bezeichnet und sich sowohl bei der Bundeswehr als auch bei Usbekistan bedankt. "Wir sind jetzt mit Hochdruck dabei, Menschen aus Afghanistan zurückzuholen, deutsche Staatsbürger, aber auch so viel wie möglich Ortskräfte oder Afghaninnen und Afghanen, die Schutz brauchen. Es ist eine koordinierte internationale Aktion, bei der Deutschland auch eine wichtige Rolle spielt", sagte Merkel am Donnerstag in Gießen. "Ich möchte unseren Soldatinnen und Soldaten danken, die dort im Einsatz sind, das ist alles andere als einfach, ein sehr hochkomplizierter Einsatz."

Donnerstag, 19. August, 14.14 Uhr: Biden räumt keine Fehler ein

Das Chaos beim Abzug der US-Truppen war nach Ansicht von Präsident Joe Biden unvermeidbar - aufgrund des Zusammenbruchs der afghanischen Regierung, des Militärs und der schnellen Machtübernahme der Taliban. Er wisse nicht, wie man es hätte schaffen können, den Abzug angesichts dieser Lage "ohne Chaos" zu meistern, sagte Biden am Mittwoch (Ortszeit) in einem Interview des Fernsehsenders ABC. Gleichzeitig versicherte er, die US-Soldaten am Flughafen Kabul könnten notfalls auch über den geplanten Abzugstermin am 31. August hinaus bleiben, falls bis dahin noch nicht alle ausreisewilligen Amerikaner evakuiert worden seien.

Donnerstag, 19. August, 13.07 Uhr: Zypern dementiert Asylantrag des früheren Präsidenten Afghanistans

Der aus Afghanistan geflüchtete Präsident Aschraf Ghani hat keinen Asylantrag in Zypern gestellt. Dies teilte der zyprische Regierungssprecher Marios Pelekanos am Donnerstag mit. "Weder bei der Asylbehörde hier noch in einer unserer Botschaften liegt ein solcher Antrag vor", hieß es. Der Sprecher des EU-Landes Zypern reagierte damit auf Informationen türkischer Medien, wonach Zypern eines der Länder sei, wohin Ghani zu gehen plane. Ghani hatte angesichts des Vormarsches der militant-islamistischen Taliban am Sonntagvormittag sein Land verlassen. Bereits am Sonntagabend rückten die Taliban in die Hauptstadt Kabul ein.

Donnerstag, 19. August, 12.35 Uhr: Innenausschuss-Chefin: Rettungsflüge kommen vor Aufarbeitung

Die Sondersitzung des Bundestags-Innenausschusses zu Afghanistan soll sich nach Ansicht der Ausschussvorsitzenden Andrea Lindholz (CSU) nicht in erster Linie um die Frage der politischen Verantwortung drehen. Im Vordergrund müsse die Rettung deutscher Staatsangehöriger und afghanischer Ortskräfte stehen, sagte Lindholz vor Beginn der Sitzung am Donnerstag in Berlin. "Die Analyse und Aufarbeitung muss danach stattfinden." Auch ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss sei dabei nicht ausgeschlossen.

Donnerstag, 19. August, 12.30 Uhr: Afghanen demonstrieren in Athen für Evakuierungen

Flüchtlinge aus Afghanistan haben am Donnerstag in der griechischen Hauptstadt Athen für die Aufnahme von Ortskräften und deren Familien demonstriert. Auf Transparenten stand unter anderem "Jetzt evakuieren". Die Demonstranten warfen zudem dem Westen vor, ihr Land im Stich gelassen zu haben. "Ihr habt Freiheit versprochen und jetzt sind wir allein", stand auf Transparenten.

Donnerstag, 19. August, 12.16 Uhr: UN fehlen in Afghanistan Millionen für humanitäre Hilfe

In Afghanistan sind immer mehr Menschen auf internationale Unterstützung angewiesen. Den Vereinten Nationen fehlt es aber an Spendengeldern, wie das UN-Nothilfebüro (OCHA) am Donnerstag in Genf berichtete. Benötigt würden für dieses Jahr mindestens weitere 700 Millionen Euro. Die Vereinten Nationen hatten den Spendenbedarf schon vor dem Siegeszug der militant-islamistischen Taliban auf knapp 1,3 Milliarden Dollar (gut 1,1 Mrd Euro) beziffert. Bis Donnerstag kam etwas mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Summe zusammen.

Donnerstag, 19. August, 12 Uhr: Afghanistan-Experte: "Ein Armutszeugnis des Westens"

Chaotische Zustände und unzählige Menschen in Todesangst: Die Taliban haben Afghanistan förmlich überrollt, und nun scheint niemand vor ihren Racheakten sicher. Hätte die Bundesregierung nicht früher reagieren und zumindest für die Sicherheit der deutschen Staatsbürger sorgen müssen? Wir sprachen darüber mit dem früheren Bundeswehr-Hauptmann Reinhard Stadler aus Auerbach im Landkreis Deggendorf.

Donnerstag, 19. August, 11.57 Uhr: EU-Chefdiplomat nennt Afghanistan "Katastrophe" für Westen

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat die Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan als "Katastrophe für die Werte und die Glaubwürdigkeit des Westens" bezeichnet. Vor dem Auswärtigen Ausschuss des Europaparlaments sprach der Chefdiplomat der Europäischen Union am Donnerstag von einem "Alptraum". Man habe dabei versagt, das Land auf seinem Weg zu einen modernen Staat zu begleiten. Nach Borrells Angaben sind inzwischen die ersten 106 von etwa 400 afghanischen Ortskräften, die für die EU gearbeitet hatten, in Madrid gelandet. Etwa 300 seien immer noch in Afghanistan.

Donnerstag, 19. August, 11.35 Uhr: Abgeordnete fordern Aufklärung über BND-Arbeit in Afghanistan

Nach dem Siegeszug der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan verlangen Bundestagsabgeordnete Aufklärung über die Rolle des Bundesnachrichtendienstes (BND). Die CSU-Abgeordnete Andrea Lindholz sagte am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur vor einer Sitzung des Parlamentarischen Kontrollgremiums, sie stelle sich die Frage, warum die Einschätzung der Lage so "fehlgelaufen" sei. Das neunköpfige Gremium kontrolliert für den Bundestag die deutschen Nachrichtendienste. Es tagt geheim.

Donnerstag, 19. August, 11.30 Uhr: Bericht: Italien will G20-Sondergipfel zu Afghanistan

Wegen der Entwicklung in Afghanistan will Italien nach einem Zeitungsbericht einen Sondergipfel der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) einberufen. Nach Informationen der Tageszeitung "La Repubblica" (Donnerstag) wird dies mit der Verschlechterung der Lage in Afghanistan nach dem Erfolg der militant-islamistischen Taliban begründet. Von der Regierung gab es auf Nachfrage dazu keinen Kommentar. Italien hat derzeit den Vorsitz der G20 inne.

Donnerstag, 19. August, 10.36 Uhr: Bundeswehr plante vor Abzug Charterflüge für Ortskräfte

Die Bundeswehr hat bereits vor ihrem Abzug aus Afghanistan Charterflüge für die Ausreise von Ortskräften für den Fall geplant, dass der Transport mit Linienmaschinen nicht mehr möglich ist. Das teilte das Verteidigungsministerium der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag nach einem entsprechenden Bericht der "Süddeutschen Zeitung" mit. Am 17. Juni seien zwei Maschinen spanischer Fluggesellschaften aus einem bestehenden Rahmenvertrag der Bundeswehr abgerufen worden, um bis zu 300 Personen vom nordafghanischen Masar-i-Scharif nach Deutschland zu fliegen.

Die Flüge seien für den 25. Juni geplant gewesen - nur vier Tage vor dem Abzug der letzten deutschen Soldaten aus dem Camp Marmal in Masar-i-Scharif. Zu diesem Zeitpunkt habe man mit 60 verbliebenen Ortskräften plus Familienangehörigen gerechnet - insgesamt bis zu 300 Menschen. Es habe sich dann aber herausgestellt, dass die Flüge nicht notwendig gewesen seien. "Es ist im Nachhinein festzustellen, dass ein Charterflug am 25. Juni nicht notwendig war, weil die Menschen Ende Juni noch auf anderem Wege ausfliegen konnten."

Donnerstag, 19. August, 9.59 Uhr: Merkel gibt am 25. August Regierungserklärung zu Afghanistan

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wird am 25. August im Bundestag eine Regierungserklärung zur Lage in Afghanistan abgeben. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus Regierungskreisen. In einer Sondersitzung will das Parlament an diesem Tag über das Mandat für den Bundeswehr-Evakuierungseinsatz beraten und beschließen, das das Kabinett am Mittwoch verabschiedet hatte. In der Sitzung geht es unter anderem auch um die Hilfen für die Hochwassergebiete.

Donnerstag, 19. August, 9.04 Uhr: Ortskräfte berichten von Schwierigkeiten am Flughafen Kabul

In Afghanistans Hauptstadt Kabul haben einheimische Helfer von deutschen Organisationen Schwierigkeiten, zu Evakuierungsflügen auf den Flughafen zu kommen. Das berichteten zwei Ortskräfte am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Einerseits seien die Straßen zu den Flughafen-Eingängen völlig verstopft und teils unpassierbar. Andererseits ließen US-Soldaten sie dann direkt bei den Eingängen nicht vor. "Die amerikanischen Soldaten lassen nur ihre Leute durch", sagte eine Ortskraft. Es habe zu der Zeit, als die Person zum Flughafen gerufen wurde, von deutscher Seite niemanden am Eingang gegeben. Eine andere Ortskraft berichtete, sie habe von 20.00 Uhr abends bis 2.00 Uhr morgens versucht, in den Flughafen zu gelangen. Ein US-Soldat habe gesagt, jemand müsse herkommen und überprüfen, ob er wirklich eine Ortskraft der Deutschen sei. Immer wieder seien Schüsse in die Luft gefeuert worden. Auch Tränengas sei eingesetzt worden. Zudem blockierten Afghanen, die keine Dokumente hätten, den Zugang.

Donnerstag, 19. August, 9.01 Uhr: Bundeswehr-Maschine bringt mehr als 200 Menschen aus Kabul

Die Bundeswehr hat mehr als 200 weitere Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ins Nachbarland Usbekistan gebracht. Eine Transportmaschine mit insgesamt 211 Bundesbürgern, afghanischen Ortskräften und weiteren Passagieren landete am Donnerstag in der usbekischen Hauptstadt Taschkent, wie das Verteidigungsministerium in Berlin mitteilte. Von dort geht es dann mit zivilen Flugzeugen weiter nach Deutschland. Damit wurden nach Angaben des Ministeriums von der Bundeswehr seit dem Machtwechsel in Afghanistan bereits mehr als 900 Menschen evakuiert.

Donnerstag, 19. August, 8.59 Uhr: Aus Afghanistan Geretteter berichtet von Toten und Schüssen

Aus Afghanistan in Sicherheit gebrachte Menschen haben nach ihrer Landung in Deutschland von schlimmen Erlebnissen und chaotischen Verhältnissen am Flughafen in Kabul berichtet. Ein Passagier sagte am frühen Donnerstagmorgen am Frankfurter Flughafen, er habe Tote gesehen und Schüsse gehört. "Es ist schrecklich", sagte Mahmud Sadjadi. "Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit. Nur Chaos", beschrieb er die Zustände in Kabul. Der Mann aus dem Westerwald war zuvor mit einem Evakuierungsflug der Lufthansa aus der usbekischen Hauptstadt Taschkent nach Frankfurt geflogen worden. An Bord der Maschine waren nach Airline-Angaben rund 250 Menschen. Die Bundeswehr bringt seit Dienstag Menschen aus Kabul nach Taschkent. Die Rettungsmission gilt als sehr gefährlich.

Donnerstag, 19. August, 8.51 Uhr: Viechtacher Shashab Hashemi blickt mit Sorge in seine Heimat

Es sind schockierende Bilder, die uns tagtäglich aus Afghanistan erreichen. Für Shahab Hashemi umso mehr - seine Familie lebt noch am Hindukusch. Er erzählt uns, wie es ihm mit der Ungewissheit um das Schicksal seiner Familien geht. Mehr dazu lesen Sie hier: Kontakt nach Afghanistan immer schwieriger

Donnerstag, 19. August, 7.38 Uhr: Weitere Rettungsflüge aus Afghanistan eingetroffen

In Frankfurt sind am frühen Donnerstagmorgen weitere Maschinen mit Hunderten Menschen an Bord gelandet, die zuvor aus Afghanistan in Sicherheit gebracht worden waren. Insgesamt befanden sich rund 500 Menschen an Bord der beiden gecharterten Flieger von Lufthansa und Uzbekistan Airways. Die Maschinen waren in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gestartet, dorthin hatte die Bundeswehr die Menschen zuvor aus der afghanischen Hauptstadt Kabul gebracht. Am Donnerstag wurden in Frankfurt noch weitere Flüge aus Taschkent erwartet. Die Bundeswehr hatte in dieser Woche ihre Rettungsaktion für Deutsche und Afghanen begonnen, um sie nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Sicherheit zu bringen.

Donnerstag, 19. August, 0.30 Uhr: Biden: US-Truppen könnten länger zur Evakuierung in Kabul bleiben

US-Präsident Joe Biden hat nicht ausgeschlossen, dass US-Truppen zur Evakuierung von US-Amerikanern auch über den 31. August hinaus in Kabul bleiben könnten. "Wenn dort noch amerikanische Bürger sind, werden wir bleiben, bis wir sie alle rausgeholt haben", sagte Biden am Mittwoch in einem Interview des Fernsehsenders ABC. Es hänge nun davon ab, wie es in den kommenden Tagen weitergehe und ob man bald 5000 bis 7000 Menschen pro Tag ausfliegen könne. "Wenn das der Fall ist, werden sie alle raus sein."

Mittwoch, 18. August, 20.51 Uhr: Habeck: "Afghanistan darf kein Wahlkampfthema werden"

Grünen-Chef Robert Habeck fordert, Afghanistan nicht zum Wahlkampf-Thema zu machen. Die Lage dort sei dramatisch, man sehe erschütternde Bilder, lese Berichte von Chaos, Angst und Enttäuschung. "Das ist eine so ernste Lage, dass das politische Handeln nicht von Hintergedanken bestimmt werden darf, woraus man vielleicht am Wahltag Kapital schlägt", sagte Habeck. Die Fehler der Vergangenheit seien gemacht worden, das könne man nicht mehr rückgängig machen. "Aber ich sehe eine Verpflichtung Deutschlands, den Menschen zu helfen - Ortskräften, die alles für unsere Soldatinnen und Soldaten gegeben haben, Menschenrechtsaktivistinnen, Journalisten. Auf diese Hilfe sollte jetzt die ganze Konzentration gehen", betonte Habeck weiter.

Mittwoch, 18. August, 16.59 Uhr: Britischer Botschafter in Kabul: Wollen Evakuierung beschleunigen

Nach Angaben des britischen Botschafters in Kabul, Laurie Bristow, will Großbritannien die Evakuierung von Staatsbürgern aus Afghanistan nochmals beschleunigen. Ihm zufolge wurden allein am Dienstag bereits 700 Menschen durch britische Behörden außer Landes gebracht. "Wir werden alles daran setzen, um in den kommenden Tagen so schnell wie möglich jeden rauszuholen, der in Sicherheit gebracht werden muss", sagte Bristow in einem Video, das er auf Twitter veröffentlichte.

Mittwoch, 18. August, 16.52 Uhr: Merkel telefoniert mit usbekischem Präsidenten

Wegen der Evakuierungsflüge aus Afghanistan hat Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Usbekistans Präsident Schawkat Mirsijojew telefoniert. Beide Seiten hätten betont, wie wichtig eine enge Abstimmung der Behörden bei den humanitären Flügen zur Evakuierung von Bürgern aus dem Nachbarland Afghanistan sei, teilte das Präsidialbüro am Mittwoch in der Hauptstadt Taschkent mit.

Mittwoch, 18. August, 16.36 Uhr: Ehemaliger Nato-Generalsekretär: Afghanistan-Abzug schwächt Westen

Der frühere Nato-Generalsekretär George Robertson sieht die transatlantische Militärallianz und den Westen durch den Verlauf des Truppenabzugs aus Afghanistan geschwächt. Zudem warnte er am Mittwoch vor einer neuen Terror-Gefahr durch die Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in dem Land. Es sei immer klar gewesen, dass die Nato-Truppen Afghanistan eines Tages verlassen müssten, so der Brite im Oberhaus in London. Dies hätte aber auf Bedingungen basierend und schrittweise stattfinden sollen. Er fügte hinzu: "Dieser chaotische und unorganisierte Rückzug wird die Nato und den Westen schwächen, er wird unsere Gegner stärken und er wird diejenigen Afghanen betrügen, die uns vertraut haben, vor allem Mädchen und Frauen."

Mittwoch, 18. August, 16.24 Uhr: Außerordentliches Nato-Treffen einberufen

Die Außenminister der Nato-Staaten kommen am Freitag zu einer außerordentlichen Videokonferenz zusammen, um über die Lage in Afghanistan zu beraten. Das teilte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwoch auf Twitter mit. Dadurch solle die "enge Abstimmung" fortgesetzt und das gemeinsames Vorgehen erörtert werden, hieß es. Die militant-islamistischen Taliban haben innerhalb kurzer Zeit die Macht in Afghanistan übernommen. Zuvor hatten die USA angekündigt, ihre Truppen aus dem Land abzuziehen. Auch Deutschland, Großbritannien und die übrigen Alliierten hatten sich daraufhin entschieden, den Einsatz zu beenden.

Mittwoch, 18. August, 16.23 Uhr: Emirate haben Afghanistans Präsidenten aufgenommen

Der aus Afghanistan geflüchtete Präsident Aschraf Ghani ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) aufgenommen worden. Das Außenministerium des Golfstaats bestätigte am Mittwoch, dass das Land ihn und seine Familie aus humanitären Gründen aufgenommen habe. Zuvor hatte es Berichte gegeben, wonach Ghani in der Hauptstadt Abu Dhabi gesichtet worden sein soll.

Mittwoch, 18. August, 15.59 Uhr: Opposition: Keine Antworten von Maas auf offene Fragen zu Afghanistan

Nach der Sitzung des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags zu Afghanistan hat die Opposition Außenminister Heiko Maas (SPD) vorgeworfen, alle wichtigen Fragen offen gelassen zu haben. "Neue Erkenntnisse gab es nicht", sagte der FDP-Außenpolitiker Bijan Djir-Sarai am Mittwoch in Berlin. So habe Maas beispielsweise nicht erklären können, wie es zu der Fehleinschätzung gekommen sei, dass Kabul nicht fallen werde. "Diese Frage bleibt weiterhin im Raum." Maas selbst verließ die Sondersitzung des Ausschusses ohne eine Äußerung vor den wartenden Journalisten.

Mittwoch, 18. August, 15.56 Uhr: BMI stellt Schätzung von bis zu fünf Millionen Flüchtlingen in Frage

Das Bundesinnenministerium (BMI) distanziert sich von der Schätzung, dass wegen der Machtübernahme der Taliban mit bis zu fünf Millionen afghanischen Flüchtlingen zu rechnen sein könnte. "Das ist nicht die Einschätzung des BMI", sagte ein Ministeriumssprecher am Mittwoch in Berlin.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hatte Innenminister Horst Seehofer (CSU) bei einer Unterrichtung der Bundestags-Fraktionschefs am Montag selber gesagt, dass 300.000 bis fünf Millionen Afghanen die Flucht ergreifen könnten - ohne das klar wurde, woher diese Zahlen stammen und was das Ziel dieser Menschen ist.

Mittwoch, 18. August, 15.22 Uhr: Taliban-Vertreter treffen sich mit Karsai und Abdullah

In Afghanistan haben sich Vertreter der militant-islamistischen Taliban mit anderen politischen Kräften getroffen. Demnach sprachen am Mittwoch Ex-Präsident Hamid Karsai und der Leiter des Hohen Rates für Nationale Versöhnung Abdullah Abdullah mit dem hochrangigen Taliban-Mitglied Anas Hakkani. Ein Mitarbeiter Karsais teilte danach mit, es sei um Pläne und weitere Treffen gegangen, wenn die politische Führung der Taliban-Bewegung in Kabul eingetroffen sein werde. Das Treffen habe im Haus von Abdullah Abdullah in Kabul stattgefunden.

Mittwoch, 18. August, 15.01 Uhr: Internationale Gemeinschaft pocht auf Frauenrechte in Afghanistan

In einem gemeinsamen Statement pochen die EU, die USA, Großbritannien und weitere Staaten auf die Einhaltung von Menschenrechten in Afghanistan. Dabei geht es explizit um die Rechte von Frauen und Mädchen. "Afghanische Frauen und Mädchen verdienen es wie alle Afghanen in Sicherheit, Geborgenheit und Würde zu leben", heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme. Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan gibt es große Sorge davor, dass Frauen in dem Land künftig unterdrückt werden.

"Wir sind zutiefst besorgt um die afghanischen Frauen und Mädchen, ihr Recht auf Bildung, Arbeit und Bewegungsfreiheit", so die Erklärung. Neben der EU wird diese den Angaben zufolge von 20 weiteren Staaten getragen, unter ihnen Argentinien, Albanien, Chile, Senegal, die Schweiz und Honduras.

Mittwoch, 18. August, 14.59 Uhr: Polen holt mit Evakuierungsflug rund 50 Menschen aus Afghanistan

Polen hat mit einem ersten Evakuierungsflug rund 50 Menschen aus Afghanistan in Sicherheit gebracht. Die Militärmaschine sei in Usbekistan gelandet, die Passagiere würden vom polnischen Konsul dort betreut, sagte Vizeaußenminister Marcin Przydacz am Mittwoch. Unter den Ausgeflogenen sei eine polnische Staatsbürgerin, bei den übrigen handele es sich vor allem um ehemalige afghanische Ortskräfte des polnischen Militärs und der diplomatischen Vertretung. Ein Zivilflugzeug soll sie nun aus Usbekistan weiter nach Polen bringen.

Mittwoch, 18. August, 14.51 Uhr: Tschechische Militärmaschine mit 62 Menschen an Bord verlässt Kabul

Eine tschechische Militärmaschine hat am Mittwoch Kabul mit 62 Menschen an Bord verlassen. Das teilte Verteidigungsminister Lubomir Metnar in Prag mit. Unter den Passagieren sind unter anderem afghanische Ortskräfte mit ihren Familien sowie Afghanen, die über eine Daueraufenthaltsgenehmigung in Tschechien verfügen. Bei zwei vorhergehenden Evakuierungsflügen der tschechischen Armee wurden bereits 133 Menschen vor den militant-islamistischen Taliban in Sicherheit gebracht. Tschechien hatte sich fast zwei Jahrzehnte lang am westlichen Militäreinsatz in Afghanistan beteiligt. Dabei waren 14 Soldaten des Nato-Mitgliedstaats ums Leben gekommen.

Mittwoch, 18. August, 14.28 Uhr: Afghanistan-Krise: Österreich ist für Abschiebezentren in der Region

Österreich ist dafür, einem möglichen Zustrom an Flüchtlingen aus Afghanistan durch Hilfe vor Ort und Abschiebezentren in der Nachbarregion Afghanistans zu begegnen. "Ziel muss es sein, den Großteil der Menschen in der Region zu halten", sagte Österreichs Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Mittwoch vor einem Treffen der EU-Innenminister. Außerdem müsse sich die EU durch weitere Anstrengungen beim Außengrenzschutz gegen eine aus Nehammers Sicht mögliche illegale Zuwanderung wappnen. Der Minister erklärte, Österreich beheimate mit aktuell 44 000 Afghanen die - bezogen auf die eigene Bevölkerung - bereits zweitgrößte afghanische Gemeinschaft in der EU. Weitere Belastungen lehne er ab, so Nehammer.

Mittwoch, 18. August, 14.16 Uhr: CDU-Politiker Otte: Afghanistan-Einsatz "sehr erfolgreich"

Der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Henning Otte (CDU), zieht ein rundum positives Fazit des langjährigen Afghanistan-Einsatzes. "Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan war sehr erfolgreich", sagte Otte am Mittwoch in Berlin vor einer Sondersitzung des Verteidigungsausschusses. Nach den Anschlägen in den USA vom 11. September 2001, die dem internationalen Einsatz vorangingen, sei es darum gegangen, "Afghanistan vom Terror zu befreien, dass in der westlichen Welt keine Anschläge mehr verübt werden können".

Mittwoch, 18. August, 14.12 Uhr: Länder-Innenminister erwarten vom Bund Flüchtlings-Aufnahmeprogramm

Die Innenminister der Länder haben vom Bund ein Bundesaufnahmeprogramm für Afghanistan-Flüchtlinge wie Ortskräfte, Journalistinnen und Journalisten oder Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten gefordert. "Aufgrund der sicherheits- und außenpolitischen Verantwortung des Bundes sehen wir hier den Bund für ein Bundesaufnahmeprogramm in der Pflicht", sagte der Vorsitzende der Innenministerkonferenz (IMK), der baden-württembergische Ressortchef Thomas Strobl (CDU), am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin nach einer von ihm einberufenen Telefonkonferenz der IMK.

Mittwoch, 18. August, 13.57 Uhr: WHO: Medizinische Not bei Flüchtenden in Afghanistan wächst

- Vor den Taliban in Afghanistan flüchtende Menschen sind in wachsender medizinischer Not. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtete am Mittwoch, dass in Kliniken in Kabul und anderen afghanischen Städten immer mehr Fälle von Durchfallerkrankungen, Mangelernährung, Bluthochdruck und Corona-Symptomen aufträten. Dazu kämen vermehrt Schwangerschaftskomplikationen. Die WHO habe zwei mobile Gesundheitsteams bereitgestellt, aber der Einsatz müsse wegen der Sicherheitslage immer wieder unterbrochen werden. Durch die vermehrten Kämpfe in den vergangenen Monaten sei die Zahl der konfliktbedingten Verletzungen deutlich gestiegen.

Mittwoch, 18. August, 13.55 Uhr: Laschet verspricht Garantie zur Aufnahme von Afghanen

CDU/CSU-Kanzlerkandidat Armin Laschet hat für den Fall seiner Wahl die Aufnahme aller von Deutschland registrierten Ortskräfte und Vertreter der Zivilgesellschaft aus Afghanistan versprochen. Es gebe lange Listen solcher Menschen, die derzeit nicht nur in Kabul, sondern auch an anderen Stellen in Afghanistan seien, sagte Laschet am Mittwoch bei einem Wahlkampfauftritt in Oldenburg. "Ich werde als Bundeskanzler eine Garantie abgeben, dass jeder, der sich auf diesen Namenslisten befindet, der sich für Deutschland engagiert hat, in Deutschland Aufnahme findet."

Mittwoch, 18. August, 13.19 Uhr: 300 afghanische Ortskräfte in Bayern aufgenommen

In Bayern sind nach Angaben des Innenministeriums seit Juli bereits 300 afghanische Ortskräfte angekommen, die schon vor und während der Zuspitzung der Lage in ihrem Heimatland nach Deutschland gekommen sind. Das teilte das Ministerium am Mittwoch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in München mit. Die Ortskräfte erhielten aufgrund einer Aufnahmeerklärung der Bundesrepublik eine Aufenthaltsgenehmigung. Ihnen stünden damit auch Sozialleistungen zu.

Mittwoch, 18. August, 11.59 Uhr: US-Geheimdienste warnten vor Kollaps der afghanischen Armee

US-Geheimdienste haben nach Informationen der "New York Times" bereits im Juli vor einem raschen Zusammenbruch des afghanischen Militärs und einem wachsenden Risiko für die Hauptstadt Kabul gewarnt. In mehreren Berichten stellten sie zu dieser Zeit unter anderem in Frage, ob afghanische Sicherheitskräfte den militant-islamistischen Taliban ernsthaften Widerstand leisten würden, schrieb das Blatt am Dienstag (Ortszeit) unter Berufung auf informierte Kreise.

US-Präsident Joe Biden hatte am 8. Juli noch öffentlich erklärt, eine Machtübernahme der Taliban in ganz Afghanistan sei unwahrscheinlich. Trotz des Vormarsches der Islamisten hielt er damals an seinen Abzugsplänen fest. Mittlerweile haben die Taliban faktisch die Macht im Land übernommen.

Mittwoch, 18. August, 10.19 Uhr: Kabinett billigt Evakuierungsaktion der Bundeswehr

Die Bundesregierung hat den Einsatz von bis zu 600 Bundeswehrsoldaten für die Evakuierungsaktion im afghanischen Kabul beschlossen. Das Kabinett billigte am Mittwoch den Entwurf für ein entsprechendes Bundestagsmandat, über das voraussichtlich in der kommenden Woche im Parlament abgestimmt werden soll. Der bereits seit Montag laufende Einsatz ist bis Ende September befristet. Mit dem Mandat wollen Regierung und Parlament nachträglich die rechtliche Grundlage dafür schaffen. Der Bundestag muss jedem bewaffneten Einsatz der Bundeswehr zustimmen. In Ausnahmefällen ist das auch nachträglich möglich, vor allem, wenn Gefahr in Verzug ist. Das trifft nach Ansicht der Regierung auf die Evakuierung deutscher Staatsbürger und afghanischer Helfer von Bundeswehr und Bundesministerien zu. Mehr dazu lesen Sie hier: Kabinett billigt Evakuierungsaktion der Bundeswehr

Mittwoch, 18. August, 6.57 Uhr: Viele Deutsche in Sorge vor Flüchtlingslage wie 2015

Eine große Mehrheit der Bürger befürchtet laut einer Umfrage, dass angesichts der Entwicklung in Afghanistan erneut sehr viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Knapp zwei Drittel (62,9 Prozent) sorgen sich vor einer Situation wie 2015, ergab die repräsentative Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Civey für die "Augsburger Allgemeine" (Mittwoch). Knapp ein Drittel (30 Prozent) sieht das anders. Der Rest ist unentschieden. Tausende Afghanen versuchen derzeit, aus ihrem Land zu fliehen, nachdem die radikal-islamistischen Taliban innerhalb weniger Wochen faktisch die Macht übernommen haben. Vor allem AfD-Wähler gaben an, Sorgen vor einem Zustrom Geflüchteter zu haben. Anhänger von Union und FDP gaben immerhin noch zu rund drei Vierteln an, eine ähnliche Flüchtlingssituation wie vor sechs Jahren zu befürchten. Unter Grünen-Wählerinnen und -Wählern sehen das lediglich 38,8 Prozent so.

Mittwoch, 18. August, 6.52 Uhr: 130 Evakuierte in Frankfurt gelandet

In Frankfurt ist am frühen Mittwochmorgen eine Lufthansa-Maschine mit rund 130 Evakuierten aus Kabul gelandet. Der Airbus 340 kam aus Taschkent. Am Dienstag hatte ein Transportflugzeug der Bundeswehr ihre Luftbrücke zur Rettung von Deutschen und Afghanen begonnen und die Menschen in die usbekische Hauptstadt geflogen. Die Bundesregierung hatte den Langstreckenjet gechartert. Die Lufthansa wird in Absprache mit der Bundesregierung auch Evakuierungsflüge aus Doha in Katar und möglicherweise auch aus anderen Anrainerstaaten Afghanistans anbieten, wie ein Sprecher am Dienstag sagte. Für die nächsten Tage sei eine noch unbekannte Zahl von Flügen geplant.

Dienstag, 17. August, 22.16 Uhr: Dritte Evakuierungsmaschine Richtung Deutschland gestartet

In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am Dienstagabend eine dritte Maschine zur Evakuierung von Deutschen und Ortskräften gestartet und inzwischen auf dem Weg nach Deutschland. An Bord seien 139 Menschen, teilte Außenminister Heiko Maas (SPD) im "heute journal" des ZDF mit. Eine weitere Maschine stehe bereit.

Dienstag, 17. August, 21.25 Uhr: Dänemark will anderen Ländern bei Evakuierung helfen

Dänemark hat angekündigt, anderen Nationen bei der Evakuierung aus Afghanistan helfen zu wollen. Verteidigungsministerin Trine Bramsen sagte am Dienstag, nachdem man die eigenen Bürger und Helfer in Sicherheit gebracht habe, werde Dänemark die Operation in Kabul fortsetzen. "Wir sind immer noch in Afghanistan einsatzbereit und haben mehr Kapazitäten in dem Gebiet gewonnen."

Nach Angaben des dänischen Verteidigungsministeriums gibt es bereits ein offizielles Hilfeersuchen der USA. Dänemark hat die pakistanische Hauptstadt Islamabad als Basis für die Operation in Afghanistan. Am Dienstagnachmittag war ein dänisches Militärflugzeug mit dänischen Diplomaten auf dem Flughafen von Kabul gelandet.

Auch Schweden hat zwei Militärflugzeuge in die Region geschickt, die bei einer Stabilisierung der Lage am Flughafen von Kabul schnell nach Afghanistan fliegen können. "Jetzt werden wir versuchen, die einheimischen Mitarbeiter und ihre Familien nach Hause zu holen", sagte Außenministerin Ann Linde dem schwedischen Fernsehen SVT. Das schwedische Botschaftspersonal wurde bereits evakuiert.

Dienstag, 17. August, 21.13 Uhr: Waffen des afghanischen Militärs wohl in Händen der Taliban

Waffen und andere Ausrüstung der afghanischen Sicherheitskräfte sind nach US-Angaben nun zum Teil in den Händen der Taliban. Es gebe zwar keine genaue Liste dazu, wo sich nun alle militärischen Gegenstände befänden, aber ein "ordentlicher Anteil" davon sei an die Taliban gefallen, sagte US-Präsident Joe Bidens nationaler Sicherheitsberater, Jake Sullivan. "Und wir haben natürlich nicht den Eindruck, dass sie diese bereitwillig am Flughafen an uns übergeben werden", sagte Sullivan am Dienstag.

Das afghanische Militär gebe es nicht mehr als zusammenhängende Organisation, sagte er im Weißen Haus. Die Sicherheitskräfte hätten das Gewaltmonopol in den größeren Städten an die Taliban abgegeben, sagte Sullivan. Vor allem die USA hatten jahrelang für einen Großteil der militärischen Ausrüstung der afghanischen Sicherheitskräfte gesorgt, inklusive des Aufbaus einer Luftwaffe.

Dienstag, 17. August, 21.06 Uhr: Draghi will EU-Zusammenarbeit zur Aufnahme von Flüchtlingen

Italiens Ministerpräsident Mario Draghi sieht vor allem die europäische Zusammenarbeit für die Aufnahme von Menschen aus Afghanistan gefragt. "Uns allen ist bewusst, dass die Kooperation absolut notwendig ist, um zwei Ziele zu erreichen: die Aufnahme und die Sicherheit", sagte der 73-Jährige in einem Fernseh-Interview, das der öffentlich-rechtliche Sender Rai 1 in der Nachrichtensendung "TG1" am Dienstagabend ausstrahlte. Draghi verwies dabei auf ein Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Darin ging es ihm zufolge hauptsächlich um die Evakuierungen vom Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul aus.

Es gehe um die Aufnahme all derer, die Italien in Afghanistan geholfen hätten, aber auch derjenigen, die sich in den Jahren für die Verteidigung von Freiheit, Zivilrechten und Rechten von Frauen eingesetzt hätten. "Das ist ein komplexer Plan, der einer engen Zusammenarbeit aller Ländern, aber vor allem der europäischen bedarf", sagte der frühere Chef der Europäischen Zentralbank. Zudem müsse das Eindringen von Terroristen verhindert werden.

Dienstag, 17. August, 20.58 Uhr: Bidens Sicherheitsberater verteidigt Truppenabzug

Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, hat den Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan vehement gegen Kritik verteidigt. Die USA hätten 20 Jahre lang ihr Blut, ihren Schweiß, ihre Tränen für das Land gegeben und die Afghanen ausgebildet und ausgerüstet, damit sie in der Lage seien, für sich selbst zu kämpfen, sagte Sullivan am Dienstag in Washington. "Irgendwann war es an der Zeit für die Vereinigten Staaten zu sagen, dass das afghanische Volk selbst für sich einstehen muss." Die US-Regierung sei sich bewusst gewesen, dass der Abzug womöglich darin enden könnte, dass die Taliban wieder an die Macht kommen. Man habe aber das Tempo ihres Vormarsches nicht vorhergesehen.

Sullivan argumentierte, es wäre eine signifikante Aufstockung der US-Truppen nötig gewesen, um den Vormarsch der Taliban zu stoppen. Weitere amerikanische Soldaten hätten ihr Leben geben müssen. Der US-Präsident sei dazu nicht bereit gewesen.

Dienstag, 17. August, 20.42 Uhr: Tschechiens Präsident warnt vor afghanischer Terrorbasis

Der tschechische Präsident Milos Zeman hat den Rückzug der USA und der Nato aus Afghanistan scharf kritisiert. Unter den Taliban drohe das Land zu einem "Zentrum des Terrorismus" zu werden, sagte der 76-Jährige am Dienstag dem Nachrichtenportal "Parlamentni listy". Damit drohten "im Grunde auf der ganzen Welt" islamistische Terroranschläge.

Mit dem Rückzug hätten die USA das Prestige der weltweiten Führungsmacht eingebüßt und die Nato habe "Zweifel an ihrer Existenzberechtigung" ausgelöst, kritisierte Zeman. Eine der zentralen Aufgaben des Verteidigungsbündnisses sehe er im Schutz vor internationalem Terrorismus.

Zugleich versicherte der Präsident: "Unsere Soldaten sind nicht umsonst gestorben." Während des fast zwei Jahrzehnte dauernden Einsatzes am Hindukusch kamen 14 tschechische Soldaten ums Leben. Unter tschechischer Ägide wurde dort unter anderem lange Zeit ein Feldkrankenhaus betrieben. Tschechien ist seit 1999 Nato-Mitglied.

Dienstag, 17. August, 20.24 Uhr: Bundeswehr-Hauptmann hat wenig Hoffnung für Ortskräfte

Bundeswehr-Hauptmann Marcus Grotian hat wenig Hoffnungen, dass noch Ortskräfte aus Afghanistan nach Deutschland geholt werden können. "Wenn wir hier noch überhaupt jemanden retten, dann haben wir viel Glück", sagte Grotian vom Patenschafts-Netzwerk Afghanische Ortskräfte am Dienstag in Berlin. Die Taliban hätten den Flughafen in Kabul umzingelt. "Jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde erreichen uns unzählige Nachrichten", sagte Grotian. Diese Hilferufe werde er nie vergessen.

Grotian, der für die Bundeswehr in Afghanistan im Einsatz war, spricht auch von einer Verantwortung der Politik. Politiker und Bürokraten hätten einfach nur die Regeln umgesetzt und nicht geholfen. "Bürokratie bis zum Schluss. Wenn Sie nicht den richtigen Antrag dreimal ausgefüllt haben, würde man Ihnen keinen Rettungsring zuwerfen", sagte Grotian. Hätte man stattdessen versucht Menschenleben zu retten, dann würde heute nicht von 8000 Menschen gesprochen werden, die zurückgelassen wurden, sondern vielleicht von 30.

Dienstag, 17. August, 20.23 Uhr: USA haben Afghanistan laut Bericht falsch eingeschätzt

Die US-Regierung hat während ihres Einsatzes in Afghanistan einem Bericht zufolge wenig Kenntnis über das Land gehabt und demzufolge zahlreiche Fehlentscheidungen getroffen. "Die Unkenntnis der vorherrschenden sozialen, kulturellen und politischen Gegebenheiten in Afghanistan hat erheblich zu den Fehlern auf strategischer, operativer und taktischer Ebene beigetragen", hieß es in einem Dienstag veröffentlichtem Bericht des US-Generalinspekteurs für den Wiederaufbau in Afghanistan (Sigar).

Die US-Regierung sei zum Beispiel fälschlicherweise davon ausgegangen, dass die Herausforderungen mit Blick auf Staatsführung im Irak und Afghanistan ähnlich seien. "Tatsächlich waren sie es nicht", heißt es in dem Bericht. Die Autorinnen und Autoren nennen auch ein Beispiel für verfehlte Planung: Die Konstruktion einiger von den USA finanzierter Schulen habe für die Installation des Daches einen Kran vorgesehen. "Aber Kräne konnten in dem bergigen Gelände, das für viele Teile des Landes charakteristisch ist, nicht eingesetzt werden", heißt es.

Dienstag, 17. August, 20.21 Uhr: 400 EU-Visa für Ortskräfte genehmigt

Rund 400 Visa für afghanische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von EU-Delegationen und EU-Missionen sind nach Angaben des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell genehmigt worden. Man sei sich der schwierigen Lage in Afghanistan bewusst und unternehme alles, um diese Menschen sowie deren Familien außer Landes bringen zu können, sagte er am Dienstagabend mit Blick auf die faktische Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban. Dies gelte auch für weitere Menschen aus der Zivilgesellschaft wie Journalistinnen und Journalisten oder Intellektuelle, die aufgrund der neuen Situation Angst hätten. Explizit dankte er zudem Spanien, Frankreich und Italien für ihre Unterstützung bei den Evakuierungsbemühungen.

Dienstag, 17. August, 20.14 Uhr: Bundesregierung will mit Taliban über Ortskräfte reden

Die Bundesregierung will mit den militant-islamistischen Taliban über die Evakuierung der afghanischen Helfer von Bundeswehr und Bundesministerien sprechen. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sagte am Dienstag in Berlin, dass Botschafter Markus Potzel am Dienstag nach Doha ins Golfemirat Katar geschickt worden sei. Maas verwies darauf, dass auch die Amerikaner bereits mit den Taliban über die Evakuierung ehemaliger und derzeitiger afghanischer Mitarbeiter reden würden. Mehr dazu lesen Sie hier: Bundesregierung will mit Taliban über Ortskräfte reden.

Dienstag, 17. August, 19.46 Uhr: Afghanische Soldaten helfen bei Sicherung des Kabuler Flughafens

Etwa 500 bis 600 afghanische Soldaten helfen US-Angaben zufolge weiterhin bei der Sicherung des Flughafens in Kabul. Sie unterstützen die US-Soldaten und andere internationale Truppen bei ihrem Einsatz, wie ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums am Dienstag sagte. Sprecher John Kirby erklärte auf Nachfrage, es stehe den afghanischen Soldaten frei, sich ähnlich wie frühere örtliche Mitarbeiter der US-Streitkräfte für ein US-Visum zu bewerben, falls sie dies wünschten.

Bis Dienstagabend wollten die US-Streitkräfte rund 4000 Soldatinnen und Soldaten am Flughafen haben, im Laufe der Woche sollten es 6000 werden. Sie sollen die Sicherheit des Flughafens gewähren und die Evakuierung von Amerikanern und früheren afghanischen Mitarbeitern der US-Streitkräfte organisieren.

Dienstag, 17. August, 19.38 Uhr: Verbände sehen Archäologen in Afghanistan "in äußerster Gefahr"

Mit Deutschland verbundene Archäologen in Afghanistan sind nach Einschätzung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und zahlreicher Archäologie-Verbände "in äußerster Gefahr". In einem gemeinsamen Appell an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Heiko Maas (SPD) setzen sich die sieben Kultur-Organisationen ein für "unsere Kollegen in Afghanistan, die sich jahrelang mit Ihrer Unterstützung um den Erhalt des Kulturerbes Afghanistans bemüht haben".

Erinnert wurde an die Sprengung der großen Buddha-Statuen im Jahre 2001 in Bamiyan. "Damals wurde der Hass der Taliban auf alle vorislamischen Altertümer offenbar, aber auch auf diejenigen, die sich solcher Monumente und Orte annehmen", heißt es in dem der dpa in Berlin vorliegenden Brief an Merkel und Maas. "Einige unter ihnen haben schon Drohbriefe erhalten." Auch ihre Familien seien bedroht.

"Etliche der afghanischen Kollegen haben über viele Jahre mit uns gearbeitet" und seien an deutsch-afghanischen Projekten beteiligt gewesen. "Wir bitten Sie, gerade diese, Deutschland verbundenen, Menschen, deren Leben akut von Verhaftung, Rache und Misshandlung bis hin zum Tod bedroht ist, zu retten", schreiben die Einrichtungen.

Dienstag, 17. August, 19.33 Uhr: Tausende Demonstranten fordern schnelle Luftbrücke aus Afghanistan

Tausende Demonstranten haben am Dienstag bei Protesten in mehreren deutschen Städten eine schnelle und unbürokratische Evakuierung bedrohter Menschen aus Afghanistan gefordert. Die größte Demonstration gab es nach Angaben der Veranstalter in Berlin. "Luftbrücke jetzt" und "Wir haben Platz" war vor dem Reichstagsgebäude, dem Sitz des Bundestags, auf Transparenten und Schildern zu lesen. Nach Angaben der Polizei kamen am Nachmittag mit 2100 Teilnehmern deutlich mehr Menschen als erwartet, angemeldet waren 500. Abschließende Zahlen lagen zunächst noch nicht vor.

Ein breites Bündnis, zu dem die Initiative "Seebrücke" gehört, hatte in acht Städten in Deutschland zu Protesten aufgerufen. In Köln kamen laut Veranstaltern etwa 1000 Menschen, ebenfalls deutlich mehr als erwartet. Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban hat sich die Lage in Afghanistan dramatisch zugespitzt. Am Flughafen der Hauptstadt Kabul versuchten verzweifelte Menschen, Zugang zu Flugzeugen zu bekommen.

Dienstag, 17. August, 19.29 Uhr: US-Senatoren fordern Sonderregelung für Aufnahme afghanischer Frauen

Nach der faktischen Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat eine Gruppe von 46 US-Senatoren dringend Sonderregelungen für die Aufnahme afghanischer Frauen in den USA gefordert. Die Senatoren schrieben in einem Brief an Außenminister Antony Blinken und Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas, viele Frauen - etwa Politikerinnen, Aktivistinnen, Juristinnen und Journalistinnen - seien unter den Taliban besonderer Gefahr ausgesetzt und bräuchten Hilfe, um das Land zu verlassen. Viele fielen aber durch das Raster der bisherigen US-Aufnahmeprogramme. Den Brief, datiert vom Montag (Ortszeit), unterzeichneten überwiegend demokratische Senatoren, aber auch einzelne Republikaner.

Dienstag, 17. August, 19.15 Uhr: EU-Außenbeauftragter für Dialog mit den Taliban

Die EU wird nach Einschätzung ihres Außenbeauftragten Josep Borrell einen Dialog mit den neuen Machthabern in Afghanistan aufnehmen müssen. "Die Taliban haben den Krieg gewonnen, also werden wir mit ihnen reden müssen", sagte er am Dienstagabend nach einer Videokonferenz der EU-Außenminister. Ziel soll es demnach sein, eine mögliche neue Migrationskatastrophe und eine humanitäre Krise zu verhindern. Um die Frage einer offiziellen Anerkennung der Taliban geht es laut Borrell nicht.

Dienstag, 17. August, 18.54 Uhr: US-Luftwaffe evakuiert 640 Menschen mit einem Flug

Ein Flugzeug der US-Luftwaffe hat einem Medienbericht zufolge mit einem einzigen Flug rund 640 afghanische Zivilisten in Sicherheit gebracht. Die Internetseite "Defense One" veröffentlichte ein Foto des vollgepackten Innenraums der Transportmaschine vom Typ C-17, in dem die Afghanen auf dem Boden sitzen - der vor lauter Menschen nicht mehr zu sehen ist.

Ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums wollte am Dienstag keine Einzelheiten zu dem Vorfall nennen. Generalmajor Henry Hank Taylor erklärte aber unter Bezug auf das Foto, die Aktion zeige die "Menschlichkeit unserer Truppen bei dem Einsatz, die Fähigkeit und die Professionalität des US-Militärs".

"Defense One" berichtete am Montag, panische Afghanen hätten sich in Kabul über die halboffene Rampe ins Flugzeug gezogen. Die Besatzung habe sich entschieden zu fliegen, statt die Menschen wieder von Bord zu zwingen. Aus Sicherheitskreisen habe es geheißen, nach der Landung in Katar seien 640 Zivilisten aus der Maschine ausgestiegen. Nach Angaben des Herstellers Boeing ist die riesige Frachtmaschine eigentlich für bis zu 134 Passagiere ausgelegt.

Dienstag, 17. August, 18.43 Uhr: Bundesregierung besorgt wegen Migrationsbewegungen

as deutsche Staatsoberhaupt fasste die Lage in Afghanistan und seiner Hauptstadt so zusammen: "Die Bilder der Verzweiflung am Flughafen in Kabul sind beschämend für den politischen Westen." Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gab damit am Dienstag in Berlin wohl die Meinung vieler Menschen wieder.

Die Bewältigung der Lage vor Ort ist eine Sache. Die andere ist der Umgang mit den Menschen, die vor den Taliban aus Afghanistan flüchten. Zwischen 300.000 und fünf Millionen Menschen könnten es insgesamt sein, wie Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) nach Informationen unserer Redaktion bei einer Sitzung der im Bundestag vertretenen Fraktionsspitzen abstrakt schätzte. Lesen Sie hier weiter mit idowa.plus: Regierung in Sorge vor Migrationsbewegung.

Dienstag, 17. August, 18.40 Uhr: Erste Evakuierte aus Kabul zurück in Deutschland

Die ersten Evakuierten aus Afghanistan sind wieder in Deutschland. Sie verdanken ihre Rückkehr aber nicht schon der Bundeswehr, deren Mission inzwischen auch läuft, sondern den USA. Mehr dazu lesen Sie unter Erste Evakuierte aus Kabul zurück in Deutschland.

Dienstag, 17. August, 18.37 Uhr: Belgien will Frauenrechtlerinnen aus Afghanistan ausfliegen

Belgien will Frauenrechtlerinnen aus Afghanistan ausfliegen. Keine Gruppe werde mehr unter den Folgen der Machtübernahme der Taliban leiden als die Frauen, schrieb der Staatssekretär für Asyl und Migration, Sammy Mahdi, am Dienstag auf Twitter. Zudem sagte er laut Nachrichtenagentur Belga, dass er für Afghanen, die über Belgien evakuiert werden, ein humanitäres Visum ausstellen werde. Dies sei eine moralische Pflicht.

Nach Angaben des Staatssekretariats soll sich die Evakuierung vor allem auf die mit Belgien verbundenen Frauenrechtsorganisationen konzentrieren. Neben Aktivistinnen sollen belgische Staatsangehörige, Dolmetscher sowie afghanische Familienangehörige von Belgiern ausgeflogen werden. Ein erster Flieger sollte sich am Dienstag auf den Weg nach Pakistan machen, um sich dort in Stellung zu bringen. Insgesamt soll die Rettungsmission den Angaben zufolge mehrere Tage dauern.

Dienstag, 17. August, 18.18 Uhr: EU-Kommission will Afghanistan weiter mit Hilfen unterstützen

Der EU-Kommissar für Krisenmanagement, Janez Lenarcic, hat angekündigt, dass die EU Afghanistan weiterhin mit Hilfen unterstützen wird. Die Union sei bereits der größte globale Spender für Afghanistan und werde auch künftig Menschen in Not helfen, schrieb er am Dienstag auf Twitter. Die Hilfe beruhe auf den Prinzipien der Unabhängigkeit, Unparteilichkeit und Neutralität. Nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan hatte die Bundesregierung angekündigt, die staatliche Entwicklungshilfe für das Land auszusetzen.

Dienstag, 17. August, 18.09 Uhr: Taliban-Sprecher schlägt versöhnliche Töne an

In der ersten Pressekonferenz seit ihrer faktischen Machtübernahme in Afghanistan haben die militant-islamistischen Taliban versöhnliche Töne angeschlagen. Die Taliban hätten keine Feindseligkeiten mit irgendjemandem, sagte der langjährige Sprecher der Islamisten, Sabiullah Mudschahid, am Dienstag in Kabul. Er versichere seinen Landsleuten, auch jenen, die in Opposition zu den Islamisten gestanden hätten, dass eine allgemeine Amnestie gelte.

Sie gelte auch für ehemalige Übersetzer von ausländischen Streitkräften. Man habe auch alle Soldaten begnadigt, die in den vergangenen Jahren mit ihnen gekämpft hätten, sagte Mudschadhid weiter. Auf eine Frage nach dem Tod vieler unschuldiger Zivilisten sagte er, das sei ohne Absicht passiert.

Mudschahid versicherte zudem, dass die Sicherheit von Botschaften und der Stadt Kabul gewährleistet sei. Niemandem würde in Afghanistan etwas passieren. Das Chaos in Kabul der vergangenen Tage rühre von der Unfähigkeit der ehemaligen Regierung. Die Taliban setzten sich auch für die Rechte von Frauen im Rahmen der islamischen Scharia ein. Frauen könnten in den Bereichen Gesundheit, Bildung und anderen Bereichen tätig sein. Auch Medien sollten sich keine Sorgen machen. Sie müssten unparteiisch bleiben und Inhalte sollten nicht islamischen Werten entgegenstehen.

Dienstag, 17. August, 17.18 Uhr: Baerbock wirft Bundesregierung Wortbruch an Afghanen vor

Die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat der Bundesregierung im Zusammenhang mit der Situation in Afghanistan Wortbruch vorgeworfen. Deutschland habe den Menschen in Afghanistan, die für die Bundesrepublik und ihre Einrichtungen gearbeitet hätten, versprochen, im Falle eines Abzugs für ihre Sicherheit zu sorgen. "Mitzuerleben, dass die deutsche Bundesregierung dieses Versprechen gebrochen hat, ist für mich kaum zu ertragen", sagte Baerbock am Dienstag in Bamberg. Die Beteuerung, die Situation sei nicht vorhersehbar gewesen, stimme nicht. Es müsse jetzt "jeder Platz in jeder Maschine" dafür genutzt werden, Menschen in Sicherheit zu bringen, betonte die Grünen-Politikerin. "Es geht um Leben und Tod in Afghanistan", sagte sie.

Dienstag, 17. August, 16.20 Uhr: Innenausschuss trifft sich zu Afghanistan-Sondersitzung

Der Innenausschuss des Bundestags soll an diesem Donnerstag zu einer Sondersitzung zum Thema Afghanistan zusammenkommen. Angesichts der "dramatischen Entwicklungen" in dem Land werde sie den Ausschuss für 12 Uhr zusammenrufen, sagte die Vorsitzende Andrea Lindholz (CSU) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Für den Mittwoch sind bereits Sitzungen der vorrangig zuständigen Ausschüsse für Auswärtiges und Verteidigung geplant. Aus innenpolitischer Sicht stünden insbesondere Fragen zur Evakuierung und zur Luftbrücke, zur deutschen Verantwortung für die Ortskräfte und zur Hilfe in der Region im Fokus, sagte Lindholz.

Dienstag, 17. August, 16.05 Uhr: Zweite Evakuierungsmaschine mit 125 Menschen in Taschkent gelandet

Die zweite Evakuierungsmaschine der Bundeswehr mit 125 Menschen aus Afghanistan an Bord ist am Dienstagnachmittag in Taschkent im Nachbarland Usbekistan gelandet. Das sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr der Deutschen Presse-Agentur, nachdem "Bild" dies zuerst gemeldet hatte. Lesen Sie hierzu Zweite Evakuierungsmaschine mit 125 Menschen gelandet

Dienstag, 17. August, 14.20 Uhr: Erste bayerische Städte zur Aufnahme von Afghanen bereit

Erste bayerische Städte haben sich am Dienstag zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan bereiterklärt, nachdem dort die militant-islamistischen Taliban de facto die Macht übernommen haben. "Die Lage in Afghanistan ist dramatisch. Erschütternde Bilder von Rettung suchenden Menschen am Flughafen Kabul zeigen das ganze Ausmaß der dort herrschenden Verzweiflung und Not", betonte Münchens Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD). Lesen Sie hierzu Erste bayerische Städte zur Aufnahme von Afghanen bereit

Dienstag, 17. August, 13.53 Uhr: Zweite Evakuierungsmaschine der Bundeswehr in Kabul gelandet

Die zweite Bundeswehrmaschine für die Evakuierungsaktion in Afghanistan ist auf dem Flughafen in Kabul gelandet. Das sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) am Dienstag in Berlin. Mehr dazu lesen Sie hier: Zweite Evakuierungsmaschine der Bundeswehr in Kabul gelandet

Dienstag, 17. August, 12.24 Uhr: Steinmeier: Lage "beschämend für den Westen"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Bundesregierung in einem eindringlichen Appell dazu aufgefordert, sich um die Ortskräfte sowie andere Helfer in Afghanistan zu kümmern. "Deutschland muss alles daran setzen, unsere Landleute und alle Afghaninnen und Afghanen, die ihnen jahrelang zur Seite standen, in Sicherheit zu bringen", sagte Steinmeier am Dienstag in Berlin. Lesen Sie hierzu Steinmeier: Lage "beschämend für den Westen"

Dienstag, 17. August, 12.21 Uhr: Bundesregierung setzt Entwicklungshilfe für Afghanistan aus

Nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan hat die Bundesregierung die staatliche Entwicklungshilfe für das Land ausgesetzt. Das sagte Entwicklungsminister Gerd Müller am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Mehr dazu lesen Sie hier: Bundesregierung setzt Entwicklungshilfe für Afghanistan aus

Dienstag, 17. August, 11.29 Uhr: Nato-Offizieller: Flüge landen am Flughafen Kabul

Die Start- und Landebahn des Flughafens Kabul in Afghanistan ist nach Angaben eines Nato-Vertreters wieder geöffnet. Der zivile Repräsentant der Nato in Afghanistan, Stefano Pontecorvo, schrieb am Dienstag auf Twitter, er sehe Flugzeuge landen und abheben. Zuletzt war der Flugverkehr eingestellt, da sich Menschentrauben auf dem Flugfeld aufhielten. Viele Afghanen versuchen, nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban das Land zu verlassen. Derzeit bemühen sich zahlreiche westliche Länder, ihre Staatsbürger und Ortskräfte, an denen Racheaktionen der Taliban befürchtet werden, aus Afghanistan in Sicherheit zu bringen. Es ist allerdings unklar, ob die zu Evakuierenden ohne Probleme auf das Flughafengelände gelangen können.

Dienstag, 17. August, 11.15 Uhr: Zweite Evakuierungs-Maschine der Bundeswehr soll bald starten

Die zweite Evakuierungs-Maschine der Bundeswehr soll noch am Dienstagvormittag vom usbekischen Taschkent aus Richtung Kabul starten. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Militärkreisen. Der erste Evakuierungsflieger vom Typ A400M war am Montagabend unter dramatischen Umständen in der afghanischen Hauptstadt gelandet. Wegen der gefährlichen Lage am Flughafen konnte er nur sieben Menschen ausfliegen: Fünf Deutsche, eine Person aus einem anderen europäischen Land und eine afghanische Ortskraft.

Dienstag, 17. August, 9.16 Uhr: Erste Bundeswehrmaschine transportierte nur sieben Passagiere

Wegen der gefährlichen Lage am Flughafen Kabul konnte die erste Evakuierungs-Maschine der Bundeswehr am Montag nur sieben Menschen aus der afghanischen Hauptstadt ausfliegen. "Aufgrund der chaotischen Umstände am Flughafen und regelmäßiger Schusswechsel am Zugangspunkt war gestern Nacht nicht gewährleistet, dass weitere deutsche Staatsangehörige und andere zu evakuierende Personen ohne Schutz der Bundeswehr überhaupt Zugang zum Flughafen erhalten würden", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Dienstag zur Begründung. Der Airbus A400M ist offiziell für 114 Passagiere ausgelegt. Es heißt aber, dass während der Evakuierungsaktion bis zu 150 Menschen mit ihm transportiert werden könnten. Mehr dazu lesen Sie hier: Bundeswehrmaschine transportierte nur sieben Passagiere

Dienstag, 17. August, 7.50 Uhr: AKK: Erster Flug nach Kabul nach schwieriger Landung erfolgt

Nach der faktischen Machtübernahme der Taliban in Afghanistan ist nach Angaben von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer der erste Flug der Bundeswehr dorthin unter äußerst schwierigen Umständen erfolgt. "Wir haben eine sehr unübersichtliche, gefährliche, komplexe Situation am Flughafen, vor allen Dingen durch die Menschenmengen", sagte die CDU-Politikerin am Dienstagmorgen im ARD-"Morgenmagazin".

"Wir haben es gestern geschafft, in einer wirklich halsbrecherischen Landung unsere Maschine zu Boden zu bringen. Wir haben vor allen Dingen Soldaten dorthin gebracht, die jetzt absichern, damit die Leute, die wir rausfliegen wollen, auch überhaupt die Möglichkeit haben, zum Flugzeug zu kommen. Das war gestern der Hauptauftrag", so die Ministerin. Mehr dazu lesen Sie hier: Erster Flug nach Kabul nach schwieriger Landung erfolgt

Dienstag, 17. August, 7.23 Uhr: Von der Tragödie zum Skandal

Die deutsche Botschaft in Kabul hat den Ernst der Lage in Afghanistan schon vor geraumer Zeit richtig eingeschätzt. Doch eine zügige Rettung fiel der deutschen Bürokratie zum Opfer. Ein unwürdiges Gerangel, das nun Leben kosten könnte. Das ist nicht nur eine Tragödie, sondern ein politischer Skandal, findet unser Korrespondent Helmut Maier-Mannhart. Lesen Sie hier den vollständigen Leitartikel: Afghanistan: Von der Tragödie zum Skandal

Montag, 16. August, 23.57 Uhr: Bundeswehr-Flugzeug landet in Kabul und startet wieder

Das erste Militärflugzeug der Bundeswehr für den Evakuierungseinsatz in Afghanistan ist nach stundenlanger Verzögerung unter schwierigen Bedingungen auf dem Flughafen Kabul gelandet. Die Maschine vom Typ A400M war zuvor fünf Stunden lang über dem Flughafen gekreist, der wegen chaotischer Zustände auf dem Rollfeld vorübergehend gesperrt war, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Militärkreisen erfuhr. Das Flugzeug setzte einige Fallschirmjäger zur Sicherung der Evakuierung ab und startete dann wieder Richtung Usbekistan. Mehr dazu lesen Sie hier: Bundeswehr-Flugzeug vom Flughafen Kabul gestartet.

Montag, 16. August, 20.54 Uhr: Merkel setzt in Sachen Flüchtlinge auf Nachbarstaaten

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat angekündigt, den afghanischen Nachbarstaaten schnell Hilfe anzubieten, um Fluchtbewegungen nach Europa unter Kontrolle zu halten. "Hier geht es vor allen Dingen darum, dass wir den Nachbarstaaten helfen, in die die afghanischen Flüchtlinge gegebenenfalls kommen", sagte Merkel am Montagabend bei einer Pressekonferenz zur Krisenlage in Afghanistan.

Im Vordergrund stehe dabei die Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Pakistan, sagte Merkel. Wichtig sei es auch, Kontakt zum UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR aufzunehmen. Darüber werde am Mittwoch auch das Bundeskabinett beraten.

Es sei wichtig, den vielen Menschen, die nicht direkt mit deutschen Institutionen und für Deutschland gearbeitet hätten, eine "sichere Bleibe in der Umgebung von Afghanistan" zu geben, sagte die Kanzlerin. Merkel warnte davor, im Zusammenhang mit Geflüchteten Fehler aus der Vergangenheit zu wiederholen. Als Fehler benannte sie etwa, das UNHCR oder das Welthungerhilfe-Programm nicht mit ausreichend Geld ausgestattet zu haben und "dass Menschen sich dann auf den Weg gemacht haben, aus Jordanien, aus Libanon, aus Syrien direkt nach Europa zu kommen". Es gehe nun darum, schneller zu reagieren und den Nachbarstaaten von Afghanistan ausreichend Hilfe anzubieten, erklärte die Kanzlerin.

Montag, 16. August, 20.51 Uhr: Deutsche Ortskräfte in Kabul verlassen Sammelunterkünfte

In Kabul haben rund 350 Ortskräfte ihre von einer deutschen gemeinnützigen Organisation organisierten Sammelunterkünfte verlassen. Das teilte ein ehemaliger Übersetzer der Bundeswehr in Masar-i-Scharif am Montag der Deutschen Presse-Agentur mit. Demnach haben die Ortskräfte eine Anordnung bekommen, ihre drei "Safe Houses" zu verlassen, sagte der ehemalige Sprachmittler. Zuerst hatte das ZDF-Magazin "Frontal" berichtet.

Der Übersetzer sagte, sie seien gegen Montagmittag (Ortszeit) aus den Häusern ausgezogen. Es habe Informationen gegeben, dass die Taliban, die ab Sonntagabend (Ortszeit) im Zuge ihrer faktischen Machtübernahme nach und nach in der Hauptstadt Kabul Positionen und Behörden einnahmen, Häuser durchsuchten. Deswegen habe der Verwalter des "Safe Houses" gebeten, die Unterkunft so schnell wie möglich zu verlassen. Nun würden die rund 350 Menschen alle einzeln in Kabul wohnen.

Der Vorsitzende des Patenschaftsnetzwerks Afghanischer Ortskräfte, Marcus Grotian, teilte am Montag auf seiner Facebook-Seite die Auflösung der sicheren Unterkünfte mit. "Ich habe die Safehouses aufgelöst, die nur noch Todesfallen sind."

Montag, 16. August, 20.41 Uhr: Merkel sieht andere Lage als in Mali

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht entscheidende Unterschiede zwischen dem Bundeswehreinsatz in Mali und der Krisenlage in Afghanistan. Bei dem Nato-Einsatz in Afghanistan sei eine "eigenständige Rolle Deutschlands oder europäischer Kräfte" nicht möglich, die Entscheidungen würden im Gegensatz zum Bundeswehreinsatz in Mali von der "amerikanischen Regierung elementar abhängen", erklärte Merkel am Montagabend. Die Situation in Mali stelle sich deshalb anders da, versicherte die Kanzlerin auf die Nachfrage eines Journalisten, ob die Bundeswehr in dem westafrikanischen Land nicht vor ähnlichen Problemen wie in Afghanistan stehe.

In Mali gebe es einen "sehr starken französischen Beitrag", sagte Merkel. Die deutsche Seite unterstütze den politischen Prozess im Rahmen der UN-Mission Minusma. Allerdings sei dies ein Einsatz, der "längst nicht so umfassend ist, wie wir uns Hoffnungen gemacht haben mit Blick auf Afghanistan", sagte die Kanzlerin.

Montag, 16. August, 20.27 Uhr: Evakuierungsmission unter schwierigsten Bedingungen

Die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus der von den Taliban übernommenen afghanischen Hauptstadt Kabul hat unter extrem schwierigen Bedingungen begonnen. In der Nacht zu Montag landeten 40 Mitarbeiter der deutschen Botschaft mit einem US-Flugzeug in Doha im Golfemirat Katar. Zwei Bundeswehrmaschinen wurden auf ihrem Weg nach Kabul aufgehalten, weil sie wegen chaotischer Zustände auf dem Flughafen in Kabul keine Landeerlaubnis bekamen. Mehr dazu lesen Sie hier: Evakuierungsmission unter schwierigsten Bedingungen.

Montag, 16. August, 19.55 Uhr: Bundeswehrmaschine über Kabul dreht ab

Der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in der afghanischen Hauptstadt Kabul verzögert sich. Zwei Militärtransporter vom Typ A400M wurden am Montag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aufgehalten, weil sie wegen des Chaos auf dem Flughafen Kabul derzeit dort nicht landen können. Sie hingen deswegen nach einem Tankstopp zunächst im aserbaidschanischen Baku fest.

Eine der Maschinen startete dann am Nachmittag von dort nach Kabul, blieb aber zunächst in einer Warteschleife in der Luft. Zivilisten auf dem Flugfeld verhinderten weiterhin die Landung der Maschine, hieß es aus Militärkreisen. Am Abend musste sie dann in Richtung der usbekischen Hauptstadt Taschkent abdrehen, um dort nachzutanken, wie aus Militärkreisen verlautete. Sie sollte über den Kabuler Luftraum durch eine andere Maschine ersetzt werden. Auf diese Weise bleibe die Luftwaffe in der Lage, jede Gelegenheit zur Landung zu nutzen, hieß es.

Montag, 16. August, 19.38 Uhr: UN-Chef fordert Taliban zu "äußerster Zurückhaltung" auf

UN-Generalsekretär António Guterres hat die militant-islamistischen Taliban nach ihrer Machtübernahme in Afghanistan zu "äußerster Zurückhaltung" aufgefordert, um so Leben zu schützen. Humanitäre Hilfe müsse weiter möglich sein, und alle Menschen, die das Land verlassen wollten, müssten dies tun können, forderte Guterres am Montag bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats in New York. Die Weltgemeinschaft rief der UN-Chef dazu auf, afghanische Flüchtlinge aufzunehmen und Abschiebungen nach Afghanistan auszusetzen.

Die Vereinten Nationen hätten nach wie vor Niederlassungen und Mitarbeiter an mehreren Orten in Afghanistan, die nun unter der Kontrolle der Taliban stünden. "Mit Erleichterung kann ich berichten, dass unser Personal und unsere Einrichtungen bisher größtenteils respektiert worden sind." Die weitere Präsenz der UN in dem Land werde von der Entwicklung der Sicherheitslage abhängig gemacht.

Montag, 16. August, 19.34 Uhr: Größte Afghanistan-Fahne des Landes eingeholt

In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban die größte Fahne des Landes mit der Landesflagge eingeholt worden. Das zeigten Fernsehbilder am Montag. Die Fahne war ein Geschenk Indiens und war erstmals 2014 am Wasir-Akbar-Khan-Hügel gehisst worden, einer Anhöhe im Zentrum der Stadt. Sie galt als eine Art Wahrzeichen, war ein beliebtes Fotomotiv und konnte von weitem gesehen werden.

Am Wasir-Akbar-Khan-Hügel ist auch der ehemalige Präsident Burhanuddin Rabbani begraben, der 2011 bei einem gezielten Selbstmordanschlag getötet worden war. Auf dem Hügel gibt es zudem ein Schwimmbad mit Sprungturm, das von den Sowjets erbaut worden war. Zur Zeit der Taliban-Herrschaft hatten diese den Sprungturm und das Schwimmbad für Exekutionen genutzt. Es war unklar, ob dort demnächst eine Taliban-Flagge gehisst werden sollte.

Montag, 16. August, 19.22 Uhr: Merkel bezeichnet Situation als "höchst bitter"

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den internationalen Einsatz in Afghanistan als Enttäuschung bewertet. Jenseits der Bekämpfung des Terrorismus sei alles "nicht so geglückt und nicht so geschafft worden, wie wir uns das vorgenommen haben", sagte die CDU-Politikern am Montag in Berlin. "Das ist eine Erkenntnis, die ist bitter." Es seien "keine erfolgreichen Bemühungen" gewesen. Daraus müsse man Lehren ziehen "und seine Ziele auch kleiner fassen" bei solchen Einsätzen. Die Taliban hätten das ganze Land erneut unter ihre Kontrolle gebracht. "Das ist eine überaus bittere Entwicklung", sagte Merkel.

Montag, 16. August, 19.02 Uhr: Afghanisches Kampfflugzeug über Usbekistan abgeschossen

Ein afghanisches Kampfflugzeug ist im Süden des Nachbarlandes Usbekistan in Zentralasien abgeschossen worden. Es sei beim illegalen Grenzübertritt von einem Luftverteidigungssystem getroffen worden, teilte das Verteidigungsministerium am Montag in der Hauptstadt Taschkent usbekischen Medien zufolge mit.

Zu dem Vorfall war es demnach es am Sonntagabend nach der Einnahme der afghanischen Hauptstadt Kabul durch die militant-islamistischen Taliban gekommen. Usbekische Medien veröffentlichten Fotos von einer am Boden liegenden Maschine, die beschädigt war.

Das usbekische Nachrichtenportal "Gazeta.uz" berichtete, die Maschine sei in der Provinz Surchandarja abgestürzt. Die zwei Piloten hätten sich mit einem Fallschirm retten können. Sie seien in ein Krankenhaus gebracht worden. Unklar war, ob die Piloten vor den Taliban fliehen wollten oder weshalb das Flugzeug über Usbekistan flog.

Der Generalstaatsanwaltschaft von Usbekistan zufolge erreichten am vergangenen Wochenende 22 Militärflugzeuge und 24 Hubschrauber mit zusammen 585 afghanischen Soldaten das Land. 84 afghanische Soldaten waren außerdem auf dem Landweg in die Ex-Sowjetrepublik geflohen. Zudem hätten 158 Zivilisten illegal die Grenze überquert.

Montag, 16. August, 18.20 Uhr: Bundeswehr-Maschine in Warteschleife über Kabul

Der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in der afghanischen Hauptstadt Kabul verzögert sich. Zwei Militärtransporter vom Typ A400M wurden am Montag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aufgehalten, weil sie wegen des Chaos auf dem Flughafen Kabul derzeit dort nicht landen können. Sie hingen deswegen nach einem Tankstopp zunächst im aserbaidschanischen Baku fest.

Eine der Maschinen startete dann am Nachmittag von dort nach Kabul, blieb aber zunächst in einer Warteschleife in der Luft. Zivilisten auf dem Flugfeld verhinderten weiterhin die Landung der Maschine, hieß es aus Militärkreisen.

Nach der Übernahme Kabuls durch die militant-islamistischen Taliban hatten sich am Montag auf dem Flughafen dramatische Szenen abgespielt. Verzweifelte Menschen versuchten, auf Flüge zu kommen, Videos und Bilder in sozialen Medien zeigten. Sie kletterten unter anderem über Drehleitern, um in ein Flugzeug zu gelangen.

Montag, 16. August, 17.25 Uhr: Maas zu Afghanistan: "Wir haben die Lage falsch eingeschätzt"

Nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan hat Bundesaußenminister Heiko Maas Fehler eingeräumt. "Es gibt auch nichts zu beschönigen: Wir alle - die Bundesregierung, die Nachrichtendienste, die internationale Gemeinschaft - wir haben die Lage falsch eingeschätzt", räumte er am Montag ein.

Montag, 16. August, 16.20 Uhr: Heinz Hans: "Ein internationales und nationales Versagen"

Die Taliban haben kurz nach dem Abzug des westlichen Militärs in Afghanistan die Macht übernommen. Menschen versuchen reihenweise aus dem Land zu fliehen. Der Westen ist daran nicht ganz unschuldig, denn durch sein Vorgehen schafft er "die best ausgerüstete Extremisten-Kampfgruppe", kritisiert Afghanistan-Experte Heinz Hans im Interview mit unserer Redaktion.

Montag, 16. August, 16.17 Uhr: Chaos am Flughafen von Kabul

Nach der Übernahme Kabuls durch die militant-islamistischen Taliban haben sich am Flughafen der afghanischen Hauptstadt dramatische Szenen abgespielt. Verzweifelte Menschen versuchten, auf Flüge zu kommen, wie in sozialen Medien geteilte Videos und Bilder zeigten. Sie kletterten unter anderem über Drehleitern, um in ein Flugzeug zu gelangen. Auch Afghanen ohne Reisepässe versuchten ihr Glück, berichteten Bewohner am Montag. Lesen Sie hierzu Chaos am Flughafen von Kabul

Montag, 16. August, 16.16 Uhr: Laschet gegen Zusage für Aufnahme afghanischer Flüchtlinge

Der CDU/CSU-Kanzlerkandidat Armin Laschet lehnt eine Zusage Deutschlands für die Aufnahme afghanischer Flüchtlinge ab, die nach der Machtübernahme der Taliban erwartet werden. "Ich glaube, dass wir jetzt nicht das Signal aussenden sollten, dass Deutschland alle, die jetzt in Not sind, quasi aufnehmen kann", sagte der CDU-Vorsitzende am Montag in Berlin nach Beratungen von Präsidium und Bundesvorstand seiner Partei. Lesen Sie hierzu Laschet gegen Zusage für Aufnahme afghanischer Flüchtlinge

Montag, 16. August, 15.48 Uhr: Kanzlerin Merkel äußert sich am Abend zur Lage in Afghanistan

Bundeskanzlerin Merkel will sich am Montagabend zur Lage in Afghanistan äußern. Sie werde dazu um 18.45 Uhr eine Pressekonferenz im Kanzleramt geben, teilte das Kanzleramt mit. Die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus der von den militant-islamistischen Taliban eingenommenen afghanischen Hauptstadt Kabul hatte in der Nacht auf Montag begonnen. Es ist die bislang wohl größte Mission dieser Art der Bundeswehr - und eine besonders brisante. Die Bundeswehr war erst Ende Juni nach einem zwanzigjährigen Einsatz aus Afghanistan abgezogen.

Montag, 16. August, 15.26 Uhr: Afghanisches Kampfflugzeug in Usbekistan abgeschossen

Ein afghanisches Kampfflugzeug ist im Süden des Nachbarlandes Usbekistan in Zentralasien abgeschossen worden. Es sei beim illegalen Grenzübertritt von einem Luftverteidigungssystem getroffen worden, teilte das Verteidigungsministerium am Montag in der Hauptstadt Taschkent usbekischen Medien zufolge mit. Zu dem Vorfall war es demnach es am Sonntagabend nach der Einnahme der afghanischen Hauptstadt Kabul durch die militant-islamistischen Taliban gekommen. Usbekische Medien veröffentlichten Fotos von einer am Boden liegenden Maschine, die beschädigt war.

Montag, 16. August, 15.23 Uhr: Ex-Präsident Trump: Biden hat sich den Taliban "ergeben"

Der frühere US-Präsident Donald Trump hat seinem Nachfolger Joe Biden vorgeworfen, sich den Taliban "ergeben" zu haben. Biden habe mit seiner Afghanistan-Politik "das Vertrauen in die Macht und den Einfluss Amerikas zerstört", erklärte Trump am Montag. Die Folgen des Abzugs der US-Truppen wären unter Führung seiner Regierung "komplett anders" gewesen, behauptete Trump.

Montag, 16. August, 15.17 Uhr: Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Kabul verzögert sich

Der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in der afghanischen Hauptstadt Kabul verzögert sich. Zwei Militärtransporter vom Typ A400M wurden am Montag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aufgehalten, weil sie wegen des Chaos auf dem Flughafen Kabul derzeit dort nicht landen können. Sie hingen deswegen nach einer Zwischenlandung zunächst aufgetankt im aserbaidschanischen Baku fest. Eine der Maschinen startete dann am Nachmittag von dort nach Kabul, um sich im Luftraum für eine Landung bereitzuhalten, wenn das Flugfeld dafür wieder freigegeben wird.

Montag, 16. August, 14.11 Uhr: Innenministerium: Evakuierte Afghanen dürfen einreisen

Menschen, die angesichts der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan evakuiert werden, sollen nach dem Willen der Bundesregierung auch nach Deutschland weiterreisen dürfen. Das versicherte eine Sprecherin von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Montag in Berlin. Seehofer hatte am Freitag erklärt, Visa könnten auch erst nach der Einreise nach Deutschland erteilt werden. Auf Nachfrage, warum diese Ankündigung nicht eher erfolgt sei, sagte sie, Seehofer habe in den vergangenen Wochen immer wieder deutlich gemacht, dass er alles für die Ausreise von Ortskräften tun werde.

Montag, 16. August, 13.53 Uhr: Verteidigungsausschuss plant Sondersitzung am Mittwoch

Nach der faktischen Machtübernahme der islamistischen Taliban in Afghanistan soll sich sich der Verteidigungsausschuss des Bundestags noch diese Woche zu einer Sondersitzung treffen. Die Obleute des Gremiums seien sich einig, dass dies vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen und des Evakuierungseinsatzes der Bundeswehr zeitnah notwendig sei, heißt es in einem Schreiben des Vorsitzenden Wolfgang Hellmich (SPD) an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), das der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Als Termin für die Sitzung komme dieser Mittwochmittag (13.00 Uhr) in Betracht, hieß es. Zuvor hatte "The Pioneer" darüber berichtet. Ebenfalls für Mittwoch ist nach dpa-Informationen bereits am Vormittag (11.30 Uhr) eine Sitzung des Auswärtigen Ausschusses geplant.

Montag, 16. August, 13.40 Uhr: Karsai-Sprecher: Führen Gespräche mit den Taliban

Nach der faktischen Machtübernahme durch die militant-islamistischen Taliban in Afghanistan sollen Gespräche zwischen Politikern und Vertretern der Islamisten laufen. Das teilte ein Sprecher des ehemaligen Präsidenten Hamid Karsai der Deutschen Presse-Agentur am Montag mit. In einem ersten Schritt habe man betont, dass das Leben und das Vermögen der Bevölkerung sowie die öffentliche Infrastruktur geschützt werden müssten, sagte der Sprecher weiter. Einen Kommentar von Taliban-Seite gab es dazu zunächst nicht.

Nach der Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani am Sonntag ist nach Angaben Karsais ein Koordinierungsrat für eine friedliche Übergabe der Macht gebildet worden. Ihm gehören der Vorsitzende des Nationalen Versöhnungsrates, Abdullah Abdullah, der ehemalige Kriegsfürst Gulbuddin Hekmatjar und Karsai selbst an.

Es gab keine Angaben dazu, wo die Gespräche stattfinden und wer von Taliban-Seite daran teilnimmt. Es ist zudem insgesamt unklar, ob die Islamisten dazu bereit sind, nach ihrem rasanten militärischen Erfolg die Macht mit anderen Politikern im Land zu teilen.

Montag, 16. August, 13.31 Uhr: Alice Schwarzer: Jetzt nur Frauen aus Afghanistan aufnehmen

Alice Schwarzer fordert, nur Frauen und Kinder als Flüchtlinge aus Afghanistan aufzunehmen. "Afghanische Terroristen werden sehr bald auch bei uns sein", warnte die Frauenrechtlerin am Montag in einem Beitrag auf der Website des Magazins "Emma". "Sie werden sich, gezielter denn je zuvor, unter die zu erwartenden Flüchtenden mischen. Ein Grund mehr, jetzt nur Frauen und Kinder aus Afghanistan aufzunehmen! Denn da Deutschland eh nicht alle Menschen aus der nächsten Flüchtlingswelle Schutz geben kann, sollte es sich auf die Afghaninnen beschränken. Denn die sind in der höchsten Not."

Montag, 16. August, 13.17 Uhr: Taliban haben überall in Kabul Posten bezogen

Die militant-islamistischen Taliban haben nach ihrer faktischen Machtübernahme in Afghanistan am Montag überall in der Hauptstadt Kabul Polizeistationen und andere Behördengebäude besetzt. Das sagten Bewohner der Stadt am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Auch fuhren bewaffnete Kämpfer in Militär- und Polizeiautos sowie anderen Regierungsfahrzeugen durch die Stadt. Gleichzeitig errichteten sie weitere, eigene Kontrollpunkte in manchen Straßen, wie Bewohner weiter berichteten.

Aus dem Gesundheitsministerium hieß es in einer Erklärung vom Montag, der amtierende Gesundheitsminister Wahid Madschroh habe sich mit der Gesundheitskommission der Taliban getroffen. Demnach bedankten sich beide Seiten für die Gesundheitsdienstleistungen in dem jeweils von der anderen Seite kontrolliertem Gebiet. Der von den Taliban vorgesehene Gesundheitsminister habe alle Mitarbeiter des Gesundheitsbereiches - Männer wie Frauen - dazu aufgerufen, ihre Aufgaben im gesamten Land wieder aufzunehmen.

Montag, 16. August, 11.45 Uhr: Früherer Nato-Chef lehnt neuen Militäreinsatz in Afghanistan ab

Der frühere britische Nato-Generalsekretär George Robertson hat einen neuen Militäreinsatz mit britischer Beteiligung in Afghanistan abgelehnt. "Wir können dort nicht militärisch reingehen - das ist vorbei, das ist beendet", sagte Robertson am Montag dem Sender BBC. Der Abzug der Truppen aus dem Bürgerkriegsland sei "viel zu schnell" gewesen, fügte der britische Labour-Politiker hinzu. Hätte man sich stärker an der Lage vor Ort orientiert und die Kräfte Schritt für Schritt abgezogen, "hätte diese Katastrophe vielleicht verhindert werden können".

Montag, 16. August, 11.40 Uhr: Kinderhilfe Afghanistan - Erös-Projekte noch ungestört

Er hatte in seinen Vorträgen bereits vor Jahren gewarnt, wurde aber oft als etwas schrullige männliche Kassandra belächelt. Nun könnte Dr. Reinhard Erös, der lange Zeit in Moosburg gelebt hat, Schadenfreude und eine "Ich hab's schon immer gesagt"-Attitüde an den Tag legen. Dies ist dem pensionierten Oberstarzt der Bundeswehr aber fremd. Er engagiert sich weiterhin für seine Kinderhilfsprojekte in Afghanistan. Unserer Redaktion gab er eine Einschätzung der Lage. Lesen Sie hierzu Kinderhilfe Afghanistan - Erös-Projekte noch ungestört

Montag, 16. August, 11.15 Uhr: Videos sollen von Militärflugzeug fallende Menschen zeigen

In der afghanischen Hauptstadt Kabul sorgen in sozialen Medien geteilte Videos für Entsetzen, die zeigen sollen, wie Menschen aus beträchtlicher Höhe von einem Militärflugzeug fallen. Es wurde gemutmaßt, dass die Menschen sich im Bereich der Flugzeugräder der Militärmaschine versteckt hatten. Diese Angaben konnten bislang nicht unabhängig verifiziert werden.

Ein Mann, der in der Nähe des Flughafens lebt, schrieb der Deutschen Presse-Agentur auf Facebook, auf einem benachbarten Dach sei eine dieser Personen gelandet. Es habe gekracht, als habe es eine Explosion gegeben, schrieb der Mann. Er teilte Bilder und Videos der Leiche und sagte noch drei weitere Männer seien in der Nachbarschaft gefunden worden.

Hunderte oder vielleicht auch Tausende Menschen haben sich seit Sonntag zum Flughafen aufgemacht, um nach der Übernahme Kabuls durch die militant-islamistischen Taliban aus dem Land zu kommen. Bilder in sozialen Medien zeigen, wie sie überall am zivilen Teil des Flughafengeländes stehen oder über Drehleitern klettern, um in ein Flugzeug zu gelangen.

Montag, 16. August, 11.14 Uhr: Merkel spricht von bitteren Stunden in Afghanistan

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat angesichts der aktuellen Entwicklung in Afghanistan mit dem Vormarsch der militant-islamistischen Taliban von "bitteren Stunden" gesprochen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur machte Merkel am Montag in einer Sitzung des CDU-Präsidiums deutlich, wie wichtig die gerade angelaufene Aktion der Bundeswehr zur Rettung von deutschen Staatsangehörigen, Angehörigen der Botschaft und Ortskräften sei. Demnach wies sie ausdrücklich auch auf die Tatsache hin, dass die Sicherung des Flughafens in Kabul nur mit Unterstützung von US-Truppen möglich sei.

Dadurch werde deutlich, was man könne und was nicht, sagte Merkel nach diesen Informationen offenbar auch mit Blick auf die Möglichkeiten der Bundeswehr. Angesichts der drohenden Flüchtlingsbewegungen machte die Kanzlerin klar, wie wichtig es sei, die Nachbarländer Afghanistans sowie die gesamte Region zu unterstützen. Inwieweit Menschen Afghanistan verlassen könnten, werde aber abhängig von den Taliban sein, ergänzte sie demnach.

Montag, 16. August, 10.25 Uhr: Widmann-Mauz zu Afghanistan: Aufnahme in Nachbarländern nötig

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), hat eine Versorgung afghanischer Flüchtlinge in der Region gefordert. "Die Lage in Afghanistan ist verheerend", erklärte sie am Montag. "Jetzt muss es darum gehen, die Botschaftsangehörigen und die Ortskräfte mit ihren Kernfamilien schnell in Sicherheit zu bringen - dabei dürfen die Frauen und Mädchen nicht vergessen werden." Sie fügte hinzu: "Die Staatengemeinschaft muss jetzt alles dafür tun, die Nachbarländer in die Lage zu versetzen, Schutzbedürftige aufzunehmen und eine humanitäre Versorgung aufzubauen." Die militant-islamistischen Taliban sind mittlerweile in die afghanische Hauptstadt Kabul eingerückt. Viele Menschen, die etwa für ausländische Truppen oder internationale Organisationen gearbeitet haben, fürchten um ihr Leben.

Montag, 16. August, 10 Uhr: Afghanische Medien nur sehr eingeschränkt in Betrieb

Afghanische Medien und Fernsehsender arbeiten seit der Übernahme der Hauptstadt Kabul durch die militant-islamistischen Taliban nur noch sehr eingeschränkt. Die beliebten Fernsehkanäle ToloNews oder Ariana etwa senden nicht mehr live. Am Sonntag bereits zeigten sie praktisch nur Wiederholungen.

Reine Musik-Kanäle sind momentan in Kabul Bewohnern der Stadt zufolge nicht mehr zu empfangen. Auch Programme mit Frauen werden nur eingeschränkt gezeigt. Türkische Serien, die bereits vor der Taliban-Übernahme von konservativen Afghanen als nicht mit afghanischen Werten übereinstimmend kritisiert wurden, seien auch aus den Programmen genommen worden.

Montag, 16. August, 9.21 Uhr: Republikaner greifen Biden für "verpfuschten" Abzug an

US-Präsident Joe Biden steht nach dem Eroberungszug der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan im Kreuzfeuer führender Republikaner. Der "verpfuschte Abzug" aus Afghanistan und die "hektische Evakuierung" von Amerikanern und afghanischen Helfern sei ein "beschämendes Versagen der amerikanischen Führung", sagte der Minderheitsführer der Republikaner im US-Senat, Mitch McConnell. Die USA hätten die Möglichkeit gehabt, "diese Katastrophe zu vermeiden". Lesen Sie hierzu Republikaner greifen Biden für "verpfuschten" Abzug an

Montag, 16. August, 9.03 Uhr: UN-Sicherheitsrat berät nach Taliban-Einzug in Kabul

In weniger als zwei Wochen haben die Taliban Provinz für Provinz in Afghanistan erobert - nun sind die Islamisten auch in Kabul eingerückt. Am Flughafen spielen sich dramatische Szenen ab. Nach dem Einmarsch der Taliban in die afghanische Hauptstadt Kabul und der Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani befasst sich der UN-Sicherheitsrat mit der brisanten Lage in dem Krisenstaat. Auf Antrag Estlands und Norwegens kommt das Gremium heute in New York zu einer Sondersitzung zusammen. Lesen Sie hierzu UN-Sicherheitsrat berät nach Taliban-Einzug in Kabul

Montag, 16. August, 8.24 Uhr: Nach Taliban-Ankunft in Kabul: Chaotische Szenen am Flughafen Kabul

Nach der Übernahme Kabuls durch die militant-islamistischen Taliban spielen sich dramatische Szenen am Flughafen der afghanischen Hauptstadt ab. Hunderte Menschen sind seit Sonntag zum Flughafen gefahren und versuchen, auf Flüge zu kommen, wie in sozialen Medien geteilte Videos und Bilder zeigen. Menschen kletterten über Drehleitern, um in ein Flugzeug zu kommen. Auch Afghanen, die nicht einmal Reisepässe hätten, würden ihr Glück versuchen, sagten Bewohner von Kabul.

Es gab zudem am Sonntag erste noch unbestätigte Berichte, dass Menschen am Flughafen zu Tode gekommen seien. Davor hatte es Berichte gegeben, US-Soldaten, die den Flughafen absichern, würden Warnschüsse abgeben. Am Montag verbreiteten sich in Kabul zudem Gerüchte, dass jeder, der es zum Flughafen schaffe, evakuiert werde, sagte ein Bewohner der Stadt. Es gibt jedoch keinerlei Hinweise, dass diese Gerüchte zutreffen. Die deutsche Botschaft warnte sogar davor, zum Flughafen ohne Aufforderung zu fahren. Dies könne gefährlich sein.

Montag, 16. August, 6.57 Uhr: Bundeswehrmaschine zu Evakuierung nach Kabul gestartet

Die Bundeswehr ist zur Evakuierung deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte mit einem ersten Transportflugzeug nach Afghanistan aufgebrochen. Am niedersächsischen Fliegerhorst in Wunstorf startete am Montagmorgen eine Maschine des Typs A400M nach Kabul.

Montag, 16. August, 6.03 Uhr: Evakuierung deutscher Staatsbürger hat begonnen

Die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus der afghanischen Hauptstadt Kabul hat begonnen. In der Nacht zu Montag landeten nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur 40 Mitarbeiter der deutschen Botschaft mit einem US-Flugzeug in Doha im Golfemirat Katar. An Bord der Maschine waren auch vier Angehörige der Schweizer Vertretung in Afghanistan. Lesen Sie hierzu Evakuierung deutscher Staatsbürger hat begonnen

Montag, 16. August, 1.09 Uhr: Opposition kritisiert späte Evakuierung in Kabul

Die Taliban sind in Kabul. Bei der Evakuierung von deutschen Staatsangehörigen und Ortskräften aus Afghanistan muss es jetzt ganz schnell gehen. Die Opposition zeigt sich entsetzt und hält der Bundesregierung vor, viel zu langsam gehandelt zu haben. Lesen Sie hierzu Opposition kritisiert späte Evakuierung in Kabul

Sonntag, 15. August, 23.53 Uhr: USA wollen weitere Verstärkung nach Kabul schicken

Laut US-Medienberichten plant die US-Regierung, rund 1.000 weitere Soldaten nach Afghanistan schicken. Damit würde die Zahl der US-Militärangehörigen, die in Kabul oder auf dem Weg dorthin sind, auf rund 6.000 steigen. Lesen Sie hierzu USA wollen weitere Verstärkung nach Kabul schicken

Sonntag, 15. August, 22.19 Uhr: Afghanistan Biden bespricht Lage in Kabul mit nationalem Sicherheitsteam

US-Präsident Joe Biden hat sich mit seinem nationalen Sicherheitsteam über die aktuelle Sicherheitslage in Kabul ausgetauscht. Dabei sei es um die Evakuierung des zivilen Personals, afghanischer Helfer und anderen Verbündeten aus Afghanistan gegangen, hieß es am Sonntagnachmittag (Ortszeit) auf dem Twitter-Account des Weißen Hauses. Auch Vize-Präsidentin Kamala Harris war demnach bei der Videoschalte dabei. Lesen Sie hierzu Afghanistan Biden bespricht Lage in Kabul mit nationalem Sicherheitsteam

Sonntag, 15. August, 22.09 Uhr: Taliban im Präsidentenpalast in Kabul

Kabul war die letzte Großstadt in Afghanistan in den Händen der Regierung. Doch nun ist der Präsident geflohen. Wenige Stunden später stehen die Taliban im Präsidentenpalast. In einem rasanten Feldzug haben die Taliban innerhalb einer guten Woche ganz Afghanistan quasi komplett erobert. Präsident Aschraf Ghani floh am Sonntag aus dem Land. Lesen Sie hierzu Taliban im Präsidentenpalast in Kabul

Sonntag, 15. August, 20.56 Uhr: Ghani: "Bin geflohen, um Blutvergießen zu vermeiden"

Wenige Stunden nach seinem Abflug aus Afghanistan hat Präsident Aschraf Ghani versucht, der Bevölkerung seine Flucht aus dem Land zu erklären. Er habe vor einer schweren Entscheidung gestanden, schrieb er am späten Sonntagabend (Ortszeit) auf Facebook. Wäre er geblieben, hätten zahlreiche Landsleute den Märtyrertod erlitten und die Stadt Kabul wäre zerstört worden. Die bis nach Kabul vorgerückten Taliban haben nach seinen Worten in der Vergangenheit erklärt, dass sie bereit seien, blutige Angriffe in Kabul zu verüben, um ihn von der Macht zu vertreiben. "Ich entschied mich zu gehen, um dieses Blutvergießen zu verhindern."

Sonntag, 15. August, 20.31 Uhr: Johnson: Afghanistan darf nicht zur Terror-Brutstätte werden

Von afghanischem Boden aus wurde die verheerenden Anschläge vom 11. September 2001 geplant. Nun macht der britische Premier klar: Afghanistan dürfe nie wieder zur Brutstätte des Terrors werden. London - Der britische Premierminister Boris Johnson hat westliche Staaten davor gewarnt, die Taliban ohne vorherige Absprache als neue Regierung Afghanistans anzuerkennen. Lesen Sie hierzu Johnson: Afghanistan darf nicht zur Terror-Brutstätte werden

Sonntag, 15. August, 17.13 Uhr: Maas: Botschaftspersonal an Kabuler Flughafen verlegt

Deutschland hat seine Botschaft in Afghanistan wegen des Vorrückens der Taliban auf Kabul geschlossen und das Personal zum militärischen Teil des Flughafens in der afghanischen Hauptstadt verlegt. Das teilte Außenminister Heiko Maas (SPD) am Sonntag auf Twitter mit. Lesen Sie hierzu Maas: Botschaftspersonal an Kabuler Flughafen verlegt

Sonntag, 15. August, 16.30 Uhr: Afghanistans Präsident Aschraf Ghani hat das Land verlassen

Angesichts des Vormarsches der militant-islamistischen Taliban hat der afghanische Präsident Aschraf Ghani das Land verlassen. Das sagte der Vorsitzende des Nationalen Rats für Versöhnung, Abdullah Abdullah, in einer auf Facebook veröffentlichten Videobotschaft. Lesen Sie hierzu Afghanistans Präsident Aschraf Ghani hat das Land verlassen

Sonntag, 15. August, 15.15 Uhr: Kommentar zu Afghanistan: "Letztlich war alles umsonst"

Das schlimmste Horrorszenario der westlichen Geheimdienste ist in Afghanistan von der Realität überholt worden. Vor wenigen Tagen hieß es noch, wenn es schlecht laufe, könnten die radikalislamischen Taliban Kabul im kommenden Monat eingenommen haben. Und nun das: Die fanatischen und hochmotivierten Sandalenkämpfer haben die Hauptstadt in die Zange genommen und ihre Außenbezirke erreicht, der Westen ist auf der Flucht. Lesen Sie hierzu Afghanistan: Letztlich war alles umsonst

Sonntag, 15. August, 9.53 Uhr: Auch Dschalalabad fällt an die Taliban

Mit Dschalalabad im Osten des Landes verliert die afghanische Regierung die vorletzte Großstadt. Auch sie wurde den Taliban kampflos überlassen. Das wirft Fragen zum möglichen Angriff auf Kabul auf. Lesen Sie hierzu Auch Dschalalabad fällt an die Taliban

Samstag, 14. August, 21.01 Uhr: Großstadt Masar-i-Scharif fällt in die Hände der Taliban

Die islamistischen Taliban in Afghanistan haben auf ihrem rasanten Eroberungszug nun auch die Großstadt Masar-i-Scharif im Norden eingenommen. Dort war bis vor wenigen Wochen ein großes Feldlager der Bundeswehr, seit Ende Juni sind die deutschen Soldaten aus dem Krisenstaat abgezogen. Dass Masar-i-Scharif am Samstag gefallen ist, bestätigten eine Sicherheitsquelle und ein Provinzrat der Deutschen Presse-Agentur. Damit hält die Regierung lediglich noch zwei Großstädte - Dschalalabad im Osten und die Hauptstadt Kabul. Lesen Sie hierzu Großstadt Masar-i-Scharif fällt in die Hände der Taliban

Samstag, 14. August, 18.52 Uhr: Taliban stehen nur noch wenige Kilometer vor Kabul

Die Taliban stehen kurz vor Kabul. Afghanistans Präsident wendet sich an sein Volk und spricht von einer "historischen Aufgabe". Während die Taliban bereits wenige Kilometer vor der Hauptstadt Kabul stehen, hat sich Präsident Aschraf Ghani nach langem Schweigen in einer TV-Ansprache zur Lage geäußert. Lesen Sie hierzu Taliban stehen nur noch wenige Kilometer vor Kabul

Samstag, 14. August, 14.23 Uhr: Bundeswehr bereitet großen Evakuierungseinsatz in Kabul vor

Die Bundeswehr hat mit Vorbereitungen für einen stark abgesicherten Einsatz zur Evakuierung von deutschen Staatsbürgern und Ortskräften aus Afghanistan begonnen. Dazu wird nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ein vom Bundestag zu verabschiedendes Mandat vorbereitet, auf das in den vergangenen Tagen vor allem Militärexperten drängten. Lesen Sie hierzu Bundeswehr bereitet großen Evakuierungseinsatz in Kabul vor

Samstag, 14. August, 10.01 Uhr: Afghanistan: Abzug von Personal und Ortskräften unter Druck

Westliche Staaten beschleunigen ihre Bemühungen, um eigenes Personal und afghanische Ortskräfte vor den rasch vorrückenden Taliban in Sicherheit zu bringen. Das US-Außenministerium kündigte an, dass die dazu gedachte Verstärkung für die US-Truppen in Afghanistan von rund 3.000 Soldaten bis Sonntag größtenteils in Kabul sein werde. Der britische Premier Boris Johnson sagte, Mitarbeiter der britischen Botschaft sollten Kabul binnen Tagen verlassen. Auch Deutschland will laut Außenminister Heiko Maas das Botschaftspersonal auf das "absolute Minimum" reduzieren. Lesen Sie hierzu Afghanistan: Abzug von Personal und Ortskräften unter Druck

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