Fischen in Corona-Zeiten

Immer wieder Ärger am Haken - Ein Angler berichtet


Einfach mal die Angel auswerfen, die Ruhe genießen und die Seele baumeln lassen. Daran ist in Corona-Zeiten kaum noch zu denken. Denn immer wieder denken Passanten, Fischen sei in diesen Tagen verboten. (Symbolbild)

Einfach mal die Angel auswerfen, die Ruhe genießen und die Seele baumeln lassen. Daran ist in Corona-Zeiten kaum noch zu denken. Denn immer wieder denken Passanten, Fischen sei in diesen Tagen verboten. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa

Was ist noch erlaubt und was nicht? In Zeiten von Covid-19 hat in dieser Frage scheinbar kaum noch jemand den kompletten Durchblick. Das ruft immer wieder auch Menschen auf den Plan, die denken, sie hätten einen "großen Fang" gemacht. Sie melden nahezu jeden, der sich draußen aufhält - auch Angler. Wir haben uns mit einem Fischer unterhalten. Er berichtet, was er in den letzten Wochen erlebt hat.

Seit seiner frühen Kindheit ist Peter W. (*Name von der Redaktion geändert) aus Deggendorf leidenschaftlicher Angler. Es liegt dem 30-Jährigen einfach im Blut. Beim Fischen kann er eine Auszeit nehmen und vom stressigen Arbeitsalltag abschalten. Da trifft es sich gut, dass auch seine Ehefrau diese Leidenschaft teilt. Samt Wohnanhänger fahren die beiden häufig an die Donau und versuchen dort ihr Glück. Bevorzugt im Bereich der Fähre Niederalteich. Doch das mit der Ruhe hat sich seit einigen Wochen drastisch verändert. Stattdessen wird der Angelausflug zum nervenaufreibenden Unterfangen. Denn seitdem in Bayern die Allgemeinverfügung zur Ausgangsbeschränkung gilt, ist nichts mehr so, wie es mal war.

Im Vorfeld extra informiert

"Ich komme hier schon seit Jahren hin. Und es gab nie Probleme", berichtet Peter W. gegenüber idowa. Doch seit die Corona-Pandemie auch den Freistaat erreicht hat, liegen die Nerven vielerorts blank. Das bekommt auch der 30-jährige Angler zu spüren. Ende März war er wieder mal mit seiner Frau samt Wohnanhänger an der Donau bei Niederalteich. An eine ruhige Zeit war allerdings nicht mehr zu denken. "Immer wieder wurde ich drauf angesprochen, dass ich angeblich gar nicht hier sein darf. Andere schauten mich nur vorwurfsvoll an und schüttelten den Kopf", erinnert sich der Deggendorfer. Dabei ist Fischen nach wie vor erlaubt. Peter W. hatte sich im Vorfeld extra schlau gemacht, um auf Nummer sicher zu gehen. "Die Gemeinde konnte mir keine Auskunft geben und hat mich ans Landratsamt verwiesen. Dort wurde mir gesagt, dass ich noch angeln gehen darf und auch in meinem Wohnanhänger übernachten darf", sagt der 30-Jährige. Diese Auskunft ließ er sich eigens noch einmal von der örtlichen Polizei bestätigen. Erst dann "wagte" er sich wieder an die Donau.

Passanten machen "Beweisbilder"

Doch bei schiefen Blicken und einigen Vorwürfen von Passanten sollte es nicht bleiben. Peter W.: "Ich weiß nicht, wo oft ich in der Zeit fotografiert worden bin. Ein Motorradfahrer hielt sogar extra an, holte sein Handy raus, fotografierte mich und fuhr wieder weiter." Der 30-Jährige fragt sich, ob das überhaupt rechtmäßig ist? "So unangenehm das auch sein mag, aber es ist legal", antwortet ein Sprecher der Polizeiinspektion Deggendorf gegenüber idowa. Allerdings mit Einschränkungen: das Bildmaterial dürfe nirgends veröffentlicht werden. Diene es zum Beispiel als mögliches Beweismaterial für die Polizei, dann sei es rechtmäßig. "Privatpersonen haben in dieser Hinsicht mehr Rechte als wir", so der Polizeisprecher weiter. Er berichtet, dass die Meldungen in den letzten Wochen schon stark zugenommen hätten. Immer wieder würden dabei auch Angler gemeldet. Und die Polizisten müssen jeden dieser Fälle prüfen. "Fischen als solches ist immer noch erlaubt. Zumindest dann, wenn man alleine ist oder mit einer Person aus dem gleichen Haushalt unterwegs ist. Nur das vereinsmäßige Fischen ist derzeit untersagt", erklärt der Polizeisprecher weiter.

21 Meldungen innerhalb weniger Stunden

Peter W. und seine Ehefrau wähnten sich an besagtem Tag Ende März in Niederalteich jedenfalls im falschen Film. Denn gegen abends bekamen sie schließlich Besuch von einer Polizeistreife. "Der Polizist sagte mir, dass an dem Tag 21 Meldungen über Fischer an der Fähre in Niederalteich eingegangen seien und dass sie das jetzt prüfen müssten", berichtet der 30-Jährige. Da sonst weit und breit niemand zu sehen war, geht er davon aus, dass all diese Hinweise ihn betrafen. Die Polizei hatte allerdings nichts zu beanstanden. Deshalb zog es Peter W. am Gründonnerstag unmittelbar nach der Arbeit wieder mit seiner Ausrüstung an die Donau bei Niederalteich. Das Resultat war das gleiche: wieder wurde er mehrmals fotografiert, wieder kam nach einigen Stunden die Polizei. Doch diesmal hatten die Beamten etwas zu beanstanden. Eine Übernachtung in dem Wohnanhänger wurde ihm untersagt. Dies wurde ihm als Camping ausgelegt und das sei in diesen Zeiten schließlich verboten. Um eine Anzeige oder gar ein Bußgeld kam Peter W. jedoch herum.