Festnahme in Landshut

Niederbayerischer Student soll Darknet-Marktplatz betrieben haben


Die Ermittlungen führten die Polizei nach Monaten auf die Spur des Verdächtigen aus Niederbayern (Symbolbild).

Die Ermittlungen führten die Polizei nach Monaten auf die Spur des Verdächtigen aus Niederbayern (Symbolbild).

Von Christoph Urban und Redaktion idowa

Ein 22-jähriger Student aus Niederbayern soll laut Angaben des Bundeskriminalamtes seit November 2018 die Plattform "Deutschland im Deep Web" betrieben haben. Er wurde am Dienstag in Landshut festgenommen.

Wie das Bundeskriminalamt und die Zentralstelle Cybercrime Bayern am Donnerstag mitteilen, sei auf dem Darknet-Marktplatz "Deutschland im Deep Web" seit 2013 mit Drogen und zeitweise mit Waffen gehandelt worden. Dort habe der Amokläufer von München 2016 seine Tatwaffe und Munition beschafft. Seit 2018 sei auf der Plattform vornehmlich mit Drogen gehandelt worden.

Die Plattform, die seit März 2022 nicht mehr für Nutzer erreichbar war, hatte laut den Ermittlern rund 16.000 registrierte User, davon insgesamt 72 aktive Händler. Damit gehörte "Deutschland im Deep Web" zu den größten deutschsprachigen Darknet-Plattformen.

Verdächtiger früher wegen Schul-Hack verurteilt

Ein 22-jähriger Student, mutmaßlich seit 2018 Betreiber der illegalen Plattform, sei nun am Dienstag festgenommen worden. Wie Oberstaatsanwalt Thomas Goger auf Nachfrage unserer Mediengruppe mitteilt, sei der Mann in Landshut festgenommen worden. Der junge Mann wurde laut Goger 2019 schon einmal verurteilt: Er habe seine Schule gehackt.

Nun haben Ermittler zwei Wohnobjekte durchsucht und dort mehrere Beweismittel beschlagnahmt: Computer, Datenträger und Telefone. Die Festnahme sei widerstandslos erfolgt, der 22-Jährige sitze in U-Haft.

Wie lange der Student an der Darknet-Plattform mitgearbeitet hatte, sei Gegenstand der Ermittlungen. Bisher, sagte Goger, schweige der 22-Jährige zu den Vorwürfen.

Der Darknet-Marktplatz von "Deutschland im Deep Web" wurde der Polizei zufolge erstmals im Jahr 2013 im Tor-Netzwerk veröffentlicht. Nach dem Amoklauf von München sei die Webseite durch das BKA im Auftrag der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main abgeschaltet worden. Der damalige Betreiber wurde verhaftet und im Jahr 2018 zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren möglich

Seit dem Jahr 2018 erschienen unter dem Namen "Deutschland im Deep Web" zwei neue Fassungen der Plattform, auf denen laut Angaben der Ermittler unter dem selbst gegebenen Motto "Keine Kontrolle, alles erlaubt" insbesondere Drogen gehandelt wurden. Zur Umschlagsmenge und Art der Drogen machte Oberstaatsanwalt Goger auf Nachfrage keine Angaben.

Das aktuelle Strafverfahren richtet sich gegen den nun festgenommen 22-Jährigen - er soll die dritte Version der Darknet-Plattform seit November 2018 betrieben haben. Für das Betreiben einer kriminellen Handelsplattform sehe das Gesetz eine Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren vor.

Zuvor hätten die Beamten über Monate verdeckt ermittelt, um dem Verdächtigen auf die Spur zu kommen.