Fachkräftemangel

Ausländische Azubis schließen auch in Ostbayern Lücken


Bundesweit gesehen tragen zugewanderte Auszubildende laut Statistik dazu bei, vor allem in vom Fachkräftemangel betroffenen Berufen den Azubi-Rückgang abzuschwächen. (Symbolbild)

Bundesweit gesehen tragen zugewanderte Auszubildende laut Statistik dazu bei, vor allem in vom Fachkräftemangel betroffenen Berufen den Azubi-Rückgang abzuschwächen. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa

Im Jahr 2018 begannen bundesweit mehr als drei mal so viele Menschen mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit eine Ausbildung im Handwerk als noch 2008, wie eine aktuelle Veröffentlichung des Statistischen Bundesamts besagt. Besonders für Branchen, die unter Fachkräftemangel leiden, seien zugewanderte Azubis mittlerweile wichtig, um die Lücken zu schließen. Auch viele Betriebe in Ostbayern sind froh um junge Zuwanderer, wie eine idowa-Anfrage bei der Handwerkskammer ergab.

Laut aktueller Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden 2018 mit knapp 522.000 zwar rund 14 Prozent weniger Ausbildungsverträge geschlossen als noch 2008, wo mehr als 600.000 neue Azubis gezählt wurden. Dafür schlossen mit rund 61.000 fast doppelt so viele Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit einen Ausbildungsvertrag als noch 2008, als diese Zahl nur etwas über 31.000 lag.

Noch signifikanter ist der Einfluss von Zuwanderern jedoch bei jenen Berufen, welche die Bundesagentur für Arbeit auf der sogenannten "Positivliste" führt. Hier herrscht laut Destatis besonders starker Fachkräftemangel, entsprechend sollen Fachkräfte aus dem Ausland angeworben werden - unter anderem mit dem "Fachkräfteeinwanderungsgesetz", das am 1. März in Kraft tritt.

Zuwanderer füllen Fachkräfte-Lücken

Die Gesamtzahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in diesem Bereich sank von 2008 bis 2018 nur geringfügig von rund 135.000 auf 134.000. Einer der Gründe: Die Zahl der Neu-Azubis mit ausländischer Staatsangehörigkeit in diesen Berufen stieg im gleichen Zeitraum um mehr als das Dreifache von rund 5.500 auf etwa 16.700. Davon kamen 2018 laut Statistik allein 7.800 aus den wichtigsten Asylherkunftsländern Eritrea, Nigeria, Somalia, Afghanistan, Irak, Iran, Pakistan und Syrien - ein Effekt der Flucht- und Migrationsbewegungen von 2015. Ohne diesen Zuzug wäre die rückläufige Tendenz bei den vom Fachkräftemangel betroffenen Berufen laut Destatis stärker ausgefallen: 2018 hatten in diesem Bereicht rund zehn Prozent weniger Deutsche einen neuen Ausbildungsvertrag abschlossen als noch zehn Jahre zuvor.

Viele positive Rückmeldungen in Ostbayern

Das ostbayerische Handwerk ist froh über die zahlreichen Zuwanderer, die bei Betrieben in der Region eine Ausbildung beginnen. Man stehe der Zielgruppe der Geflüchteten nach wie vor sehr offen gegenüber, erklärt Hans Schmidt, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, auf Anfrage von idowa. Natürlich müssten aber Voraussetzungen wie das Beherrschen der deutschen Sprache gegeben sein. "Wir hören zudem sehr oft positive Rückmeldungen von Betrieben, die bereits Geflüchtete in Ausbildung haben oder deren Auszubildende mit Fluchthintergrund ihre Ausbildung bereits erfolgreich abgeschlossen haben", fügt er an.

Als stellvertretender Hauptgeschäftsführer der HWK Niederbayern-Oberpfalz hört Hans Schmidt viele positive Rückmeldungen von Firmen bezüglich ausländischer Azubis.

Als stellvertretender Hauptgeschäftsführer der HWK Niederbayern-Oberpfalz hört Hans Schmidt viele positive Rückmeldungen von Firmen bezüglich ausländischer Azubis.

Die Lage in Ostbayern spiegelt laut Handwerkskammer die bundesweite Entwicklung relativ genau: 2008 hätten nur knapp drei Prozent der Azubis in der Region eine nicht-deutsche Staatsangehörigkeit gehabt - bis Ende 2019 habe sich diese Zahl auf knapp elf Prozent fast verdreifacht. "Zum Jahreswechsel 2019/2020 waren 1.635 Lehrlinge mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit bei uns eingetragen, 852 davon mit vermutetem Fluchthintergrund in den acht wichtigsten Herkunftsländern", so Schmidt weiter.