Experte im Interview

Wie gefährlich ist die Beulenpest?


Professor Dr. med. Bernd Salzberger ist Facharzt für Innere Medizin am Universitätsklinikum Regensburg und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie. Im Interview mit idowa spricht er über die Beulenpest.

Professor Dr. med. Bernd Salzberger ist Facharzt für Innere Medizin am Universitätsklinikum Regensburg und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie. Im Interview mit idowa spricht er über die Beulenpest.

Von David Salimi

Wie die Daily Mail am Donnerstag berichtete, hat sich in der chinesischen Provinz Yunnan ein dreijähriger Junge mit der Beulenpest angesteckt. Professor Dr. med. Bernd Salzberger von der Infektiologie am Universitätsklinikum Regensburg gibt Antworten darauf, wie gefährlich die Beulenpest ist, wie eine Ansteckung passiert und ob sich auch Menschen in Deutschland infizieren könnten.

Bereits im Juli hatte es in China und der Mongolei mehrere Infektionen mit dem Erreger ergeben. So war laut Medienberichten ein 15-Jähriger aus der mongolischen Provinz Gobi-Altai an der Beulenpest gestorben, nachdem er ein Murmeltier gegessen hatte. Anfang Juli gab es zwei Pestinfektionen in der mongolischen Provinz Khovd sowie einen Fall in der nordchinesischen Provinz Innere Mongolei. Informationen des Robert-Koch-Instituts zufolge gilt der Übertragungsweg durch Tiere wie etwa Ratten und sonstige Nagetiere als klassischer Infektionsweg für die Beulenpest. Professor Bernd Salzgeber erläutert im Interview, wie diese Ausbrüche zu bewerten sind.

Herr Professor Dr. Salzberger, in China, wo sich schon Covid-19 erstmals ausbreitete, wurde nun die Infektion eines dreijährigen Jungen mit der Beulenpest bekannt. Wie verbreitet ist diese Pestform noch?

Prof. Dr. Bernd Salzberger: Eine Infektion mit der Beulenpest ist nicht ganz ungewöhnlich, der Pesterreger ist in einigen Ländern, unter anderem in Indien, Madagaskar, China und den USA in tierischen Reservoirs vorhanden und so kommt es immer einmal wieder zu Fällen.

Kann sich die Beulenpest auch für die Menschen in Deutschland zu einer Gefahr entwickeln?

Prof. Dr. Salzberger: Eine Ausbreitung nach Deutschland ist eher unwahrscheinlich. Die Beulenpest ist zwar von Mensch zu Mensch übertragbar, dennoch ist die Ansteckungsgefahr eher klein und Erkrankungen werden dann rasch entdeckt.

In Zeiten der Pandemie fällt kaum der Begriff Seuche. Worin besteht der Unterschied zwischen einer Seuche und einer Pandemie?

Prof. Dr. Salzberger: Seuche ist ein umgangssprachlicher Begriff für eine ansteckende Erkrankung beziehungsweise für einen Ausbruch einer solchen. Pandemie ist ein klar definierter Begriff, der eine aktuelle globale Ausbreitung beschreibt.

Mit welchen Behandlungsmethoden kann heutzutage einer Pestinfektion begegnet werden?

Prof. Dr. Salzberger: Pestinfektionen können sehr wirksam mit gut erhältlichen Antibiotika behandelt werden.

Gibt es eine Impfung gegen Pest?

Prof. Dr. Salzberger: Es existiert sowohl ein aktiver wie ein passiver Impfstoff gegen das Pestbakterium, beide werden aber sehr selten eingesetzt.

Was empfehlen Sie grundsätzlich Menschen, die in Gebiete reisen, in denen die Pest noch vorkommt?

Prof. Dr. Salzberger: Keine Reisen in eine Region mit einem Pestausbruch, aber das gilt nicht für China und auch nicht mehr für Madagaskar. Bei allen Reisen sollte man engen Kontakt zu offensichtlich kranken Menschen meiden. Bei solchen Fragen kann man übrigens immer die Webseiten des Robert-Koch-Instituts oder des Auswärtigen Amts konsultieren. Dort werden aktuelle Reisewarnungen und -einschränkungen besprochen.