Das sagen Experten

Coronavirus: Was bringen Grippemittel und Atemmasken?


Mit Schutzanzügen schützen sich Mediziner und Forscher vor der Ansteckung mit dem Coronavirus. (Symbolbild)

Mit Schutzanzügen schützen sich Mediziner und Forscher vor der Ansteckung mit dem Coronavirus. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa und mit Material der dpa

Das Coronavirus breitet sich weiter aus. Nun gibt es einen ersten nachgewiesenen Fall in Bayern. Was bislang über den neuartigen Erreger bekannt ist.

Übertragung

Angenommen wird, dass das Coronavirus durch Tröpfcheninfektion etwa beim Husten übertragen wird. "Eine Ansteckung über kontaminierte Gegenstände gibt es eher nicht", sagte Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM). Vermutet wird demnach derzeit, dass das Virus sich vor allem in den unteren Lungenbereichen ansiedelt und weniger ausgeprägt in den oberen Atemwegen. Das würde ein geringeres Ansteckungspotenzial bedeuten, da der es von Lunge zu Lunge weiter ist als etwa von Nase zu Nase.

Ansteckungsgefahr

Wie ansteckend das neue Virus ist, lässt sich bisher nur schwer beurteilen. Chinesische Behörden gehen davon aus, dass ein Infizierter durchschnittlich 1,4 bis 2,5 Menschen ansteckt - das wäre ähnlich wie bei Sars. "Solche Zahlen sind extrem unzuverlässig", sagt der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité. Demnach hängt die Übertragungsrate von sehr vielen Faktoren ab - etwa ob Menschen sozial aktiv sind oder eher zuhause bleiben. Genau darauf zielen nach Ansicht Drostens die Maßnahmen in China ab. "Ich denke, diese Maßnahmen bringen etwas." Positiv ist, dass Menschen meist erst mit der Symptomatik infektiös werden - im Gegensatz zur Grippe, bei der Menschen schon ansteckend sind, bevor sie erkranken.

Atemmasken als Infektionsschutz?

Wenn es sich vermeiden lässt ist es ratsam, keine Reisen in die betroffenen Regionen von China zu machen, erklärt der Verband der Bayerischen Apotheker (BAV) auf idowa-Nachfrage. Bei nicht vermeidbaren China-Reisen, sollte man größere Menschenansammlungen meiden. Regel Nummer eins bleibt aber Gute Hygiene: Zum Beispiel schützt häufiges Händewaschen und regelmäßige Händedesinfektion.

Laut einem Bericht der Abendzeitung sollen in Münchner Apotheken bereits die Atemmasken knapp werden. Das wollte der Apothekerverband nicht bestätigen: "Uns ist derzeit keine Verknappung bekannt. Die herkömmlichen Atemschutz-Masken bringen nur bedingt etwas, sind aber besser als nichts, da sie eine versehentliche Schmierinfektion vermeiden", erklärte BAV-Sprecher Thomas Metz.

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Dass einfache Atemmasken einen effektiven Schutz vor dem Virus bieten, wird auch von anderen Experten angezweifelt. Im Zuge der Sars-Epidemie 2002/2003 hätten einige Studien für sogenannte FFP3-Masken einen schützenden Effekt nahelegen wollen, sagte Drosten. "Das waren aber keine normalen Masken, wie man sie in Asien auf der Straße sieht oder bei uns im OP, sondern spezielle Feinpartikelmasken." Mit solchen Masken könne man im Alltag nicht lange herumlaufen. "Wogegen die normalen Masken schützen, ist vielleicht der häufige Griff an Mund und Nase - also die Schmierinfektion." Wissenschaftlichen Daten dazu lägen aber nicht vor. Von der WHO hieß es dazu, die Masken würden nicht als Vorbeugung für Gesunde empfohlen, sondern für Patienten und Leute, die sich möglicherweise angesteckt haben, damit sie das Virus nicht verbreiten.

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Symptome

Die Inkubationszeit - der Zeitraum zwischen Infektion und Beginn von Symptomen - beträgt 2 bis 14 Tage. Die Lungenerkrankung äußert sich durch Fieber, trockenen Husten, Abgeschlagenheit und Atemnot. Weil das Virus die unteren Atemwege infiziert, haben Betroffene keinen Schnupfen. Letztlich ähneln die Symptome denen einer Sars-Infektion. Kein Wunder, denn das neue Virus dockt am gleichen Rezeptor an. Der Test auf das Virus basiert meist auf der Analyse von Sputum (Auswurf) und dauert etwa zwei Stunden.

Therapie

Eine spezielle Therapie für die Lungenerkrankung gibt es nicht. Schwer erkrankte Patienten werden symptomatisch behandelt: mit fiebersenkenden Mitteln, der Therapie etwaiger bakterieller Zusatzinfektionen und mitunter mechanischer Beatmung.

Keine Engpässe bei den Apotheken

Ist ähnlich wie bei SARS oder der Vogelgrippe ein Run auf Grippemittel zu befürchten? "Derzeit ist noch keine Erhöhte Nachfrage zu verzeichnen", sagt Apothekersprecher Thomas Metz: "Nach aktuellem Kenntnisstand kann man im Falle der Erkrankung nur die Symptome behandeln. Also schmerz- und fiebersenkende Medikamente verabreichen, verstärkte Flüssigkeitszufuhr und ergänzend Wadenwickel und Inhalation."

Impfung

Eine Impfung wäre das beste Mittel, die Epidemie einzudämmen. Laut Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin werden derzeit Impfstoff-Kandidaten gegen Mers am Menschen getestet. Sie seien - erfolgreiche Resultate vorausgesetzt - frühestens in einigen Monaten verfügbar. "Darauf ließe sich dann aufbauen", sagt Schmidt-Chanasit.

Inkubationszeit

Die bisherigen Daten und die Erfahrungen mit anderen auf Coronaviren zurückgehenden Erkrankungen lassen Experten zufolge eine Inkubationszeit - also einen Zeitraum von der Ansteckung bis zu ersten Symptomen - von im Mittel etwa einer Woche annehmen. "Inkubationszeiten bei Atemwegserkrankungen bewegen sich zwischen 2 und 14 Tagen - und die Extremwerte sind dabei wirklich selten", sagte der Virusforscher Christian Drosten von der Charité in Berlin.