Energiesparen durch ÖPNV?

idowa-Leser mit klarer Meinung zum "9 für 90"-Ticket


Für nur 9 Euro im Monat 90 Tage lang den ÖPNV nutzen? Klingt erstmal super - unsere Leser sehen das Problem aber im Ausbau der Verbindungen. (Symbolbild)

Für nur 9 Euro im Monat 90 Tage lang den ÖPNV nutzen? Klingt erstmal super - unsere Leser sehen das Problem aber im Ausbau der Verbindungen. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa und mit Material der dpa

Teil des Energie-Entlastungspakets der Bundesregierung wird wohl das sogenannte "9 für 90"-Ticket sein. Damit sollen Bürger 90 Tage lang für 9 Euro pro Monat den ÖPNV nutzen können, die Bundesregierung will so Autofahrer dazu bewegen, das Auto auch mal stehen zu lassen. Geht es nach unseren Lesern, hat dieser Plan jedoch eine große Schwachstelle.

Die Spitzen von SPD, Grünen und FDP hatten Mitte März beschlossen, dass für 90 Tage eine Fahrkarte im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) für 9 Euro pro Monat eingeführt werden soll, damit Autofahrer angesichts der hohen Spritpreise umsteigen. Viele Fragen zur Umsetzung sind aber offen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat sich dafür ausgesprochen, das Ticket ausschließlich online verfügbar zu machen, um so den Aufwand zu vermeiden, Ticket-Automaten umzuprogrammieren.

Die Verkehrsunternehmen haben nun für den Start der Aktion den 1. Juni vorgeschlagen. Bis dahin könnten die Voraussetzungen für die Einführung dafür geschaffen werden, sagte der Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Ingo Wortmann, am Montag. Er schlug vor, das Ticket sollte auch am Automaten und nicht nur online zu kaufen sein. "Wir stellen fest, dass immer noch sehr viele Fahrgäste an Automaten kaufen", sagte er. Das gelte insbesondere für ältere Kunden. Von der Idee des günstigen Tickets seien die Verkehrsunternehmen überrascht worden, sagte Wortmann. "Wir hätten uns gewünscht, dass man diese Vorschläge mit uns diskutiert, um einen praktikablen Weg zu finden", so der Verbandspräsident. "Wir versuchen jetzt schlichtweg, das Beste draus zu machen. Denn wir wollen nicht, dass die an sich gute Idee am Ende negativ ankommt."

Überwiegende Mehrheit sieht das Ticket skeptisch

Geht es nach den 1.958 Teilnehmern bei unserer wöchentlichen Umfrage, ist die knappe Vorlaufzeit aber längst nicht das einzige Problem. Die weit überwiegende Mehrheit von ihnen, 1.633 oder mehr als 83 Prozent, gab an, dass das Ticket vor allem im ländlichen Raum gar nichts bringen würde - zu schlecht ausgebaut sei hier der ÖPNV. Lediglich zwölf Prozent (238 Menschen) finden, dass das "9 für 90"-Ticket ein guter Anreiz wäre, das Auto auch mal stehen zu lassen. Nur 87 Teilnehmer oder etwas mehr als vier Prozent hatten keine klare Meinung zum Thema.

Zynismus auf Facebook

Auch auf Facebook sind sich die Kommentatoren ziemlich einig: Für die Landbevölkerung taugt das Ticket nichts. "Bei uns auf dem Land habt ihr ja die Schienen abgebaut, Busse fahren vielleicht ein mal am Tag zu Uhrzeiten, die für die Arbeit nichts bringen", schreibt jemand an die Entscheidungsträger in der Politik gerichtet. "Also danke für nichts!" Jemand anders gibt zu bedenken, dass es auch im städtischen Raum Probleme gibt: "Vor 6 Uhr fährt kein Bus, wie soll man da auf die Arbeit kommen? Bleibt ja dann nur das Auto!"

Ein User macht seinem Unmut auf zynische Weise Luft: "Sollte ich jemals an der Bushaltestelle hier aufm Land auf den Bus warten, werden sich nur die Vögel freuen", schreibt er. "Die bauen nämlich während der Wartezeit auf den Bus in meinen Haaren ein Nest und ziehen danach ihre Küken groß." Auch hier findet sich aber zumindest eine Nutzerin, die dem Ticket gegenüber zunächst einmal positiv eingestellt ist. "Wenn das auch für schon bestehende Abos geht, wäre es schön", findet sie.