Eishockey

EHC Straubing: klarer Plan für die Zukunft


"Wir sind nicht mehr der EHC Straubing vor fünf, sechs Jahren", sagt Hannes Süß, 1. Vorsitzender des EHC Straubing.

"Wir sind nicht mehr der EHC Straubing vor fünf, sechs Jahren", sagt Hannes Süß, 1. Vorsitzender des EHC Straubing.

"Wir sind nicht mehr der EHC Straubing vor fünf, sechs Jahren", sagt EHC-Vorstand Hannes Süß. In der Vergangenheit hat sich viel getan und für die Zukunft gibt es einen klaren Plan.

Es war Ende März dieses Jahres. Die U16 des EHC Straubing kämpfte um den Aufstieg in die Jugendbundesliga, die damals noch Schülerbundesliga hieß. Die Straubinger Nachwuchscracks setzten sich gegen Deggendorf und Stuttgart durch. Als "größten Meilenstein in der Geschichte des EHC Straubing" bezeichnete dies der 1. Vorsitzende Hannes Süß damals und sagte: "Das hat die Lust auf mehr geweckt." Die Jugendbundesliga soll erst der Anfang in der Entwicklung des Nachwuchses am Eishockey-Standort Straubing sein. Im Hintergrund hat sich in den vergangenen Jahren viel getan und es wird sich wohl auch zukünftig viel tun. Zumindest haben die Verantwortlichen große Ambitionen und einen klaren Plan.

Der Standort Straubing soll - kurz zusammengefasst - den Spielern eine Durchlässigkeit von ganz unten bis hinauf zu den Straubing Tigers in der DEL gewähren. Eine dringliche Perspektive, will man die besten Talente der Region nicht irgendwann an die größeren und finanzstärkeren Teams verlieren, oder auch im Nachwuchsbereich an die Konkurrenz aus der Region, wo die ältesten Jugendteams in der Deutschen Nachwuchs-Liga (DNL) spielen.

Beim EHC klafft derzeit noch eine Lücke im Bereich der ältesten Jugendteams. In den unteren Jahrgängen spielt man jeweils in den höchsten Ligen. In der Jugendbundesliga ist man derzeit zwar dabei, aber noch in der letzten von drei Divisionen. Und mit der U20-Mannschaft ist man noch nicht in der DNL vertreten.

"Müssen dieses Henne-Ei-Prinzip einmal durchstoßen"

Derzeit ist die Situation klar: ohne die Perspektive DNL bleiben die besten Talente ab der U17 nicht mehr in Straubing. Aber ohne die besten Talente wird man den Sprung in die DNL nicht schaffen können. "Wir müssen dieses Henne-Ei-Prinzip einmal durchstoßen", sagt Thomas Groß. Er ist Vorsitzender des Sportausschusses beim EHC und Geschäftsführer der defgroup, der Hauptgeldgeber des EHC. Um das zu erreichen, wird es einen großen Kraftakt benötigen - und Verstärkung von außen.

Vor zwei Jahren hat der EHC Straubing das Denken im Nachwuchsbereich grundlegend verändert. Vom Hobbysport zum Leistungssport, ist der neue Gedanke. "Wir sind nicht mehr der EHC Straubing vor fünf, sechs Jahren, wo nur hobbymäßig gespielt wird", stellt Hannes Süß klar. Die guten Talente hätten den Verein immer spätestens zur U15 verlassen - das wollte man nicht mehr. "Wir haben Ambitionen. Wir haben inzwischen professionelle Strukturen, die immer noch weiter professionalisiert werden." Thomas Groß ergänzt: "In der Vergangenheit haben die anderen Standorte bessere Arbeit geleistet als wir. Jetzt müssen wir in kürzester Zeit nicht nur aufholen, sondern sogar besser werden, damit die Kinder zu uns kommen."

Der EHC Straubing ist inzwischen in der Breite wie in der Spitze gut aufgestellt. Fünf Hauptorgane hat der Verein. Ganz oben steht Hannes Süß, bei ihm laufen als erstem Vorsitzenden die Fäden zusammen. Markus Böhm, ebenfalls Vorstand, kümmert sich vor allem um das Finanzielle und die politischen Beziehungen. Neu im Vorstand ist Gerhard Fischer, der für die sozialen Belange rund um den Verein zuständig ist. Ausgeschieden aus dem Vorstand ist Manfred Lermer. Nach drei sehr intensiven Jahren mit dem Schwerpunkt der Aufbauarbeit wolle er sich nun ein wenig Abstand und eine Pause gönnen, sagt er. "Manfred hat sehr viel für den EHC geleistet. Dafür sind wir ihm sehr dankbar", sagt Hannes Süß. Lermer war beim EHC vor allem für das Sportliche zuständig. Auf Sicht will man beim EHC einen hauptberuflichen Sportlichen Leiter für den Nachwuchs installieren, interimsweise übernimmt die Aufgaben Hannes Süß. Die fünfte Säule im Verein ist Thomas Groß. Er kümmert sich um Sponsoring und berät den Verein in seiner strategischen Entwicklung. Zudem ist er die Schnittstelle zu den Straubing Tigers und zum Verband.

Finanzielle Mittel und Kontakte

Beim EHC sind sie sehr glücklich, dass sie Thomas Groß an Bord haben. Die defgroup hat sich im Sportsponsoring breit aufgestellt. Man ist Hauptsponsor der Eisbären Berlin, aber auch des niederbayerischen Fußball-Bayernligisten SpVgg Hankofen - von Weltstadt bis "Dorfbuam", lautet quasi das Motto. Vor allem im Eishockey ist die Firma aktiv. Neben Berlin und dem EHC Straubing ist die defgroup in Form von "defshop" auch Gesellschafter der Straubing Tigers und Premiumsponsor des Deutschen Eishockey-Bundes und damit der Nationalmannschaft und der U-Nationalteams. "Thomas spielt eine tragende Rolle beim EHC Straubing", sagt Hannes Süß, Markus Böhm bezeichnet den Unternehmer als "Glücksfall fürs Straubinger Eishockey". Groß bringt nicht nur finanzielle Mittel in den Verein ein, er hat auch ein gutes Netzwerk zu DEB und DEL. "Heutzutage sind Kontakte und Verbindungen sehr wichtig", sagt Süß.

Im Straubinger Eishockey wird umgedacht - neben dem EHC Straubing auch bei den Tigers. Dort werden im DEL-Team in der neuen Saison so viele deutsche Spieler auflaufen, wie schon lange nicht mehr. Auch dazu hat Groß als Gesellschafter seinen Teil beigetragen: "Klar hat es Gespräche zwischen mir und den Tigers gegeben und ich hatte Vorstellungen, wie man den Standort Straubing weiterentwickelt. In diesem Rahmen habe ich auch kommuniziert, dass mir die Förderung deutscher Spieler sehr wichtig ist." Auch die Gesellschafter der Tigers haben laut Markus Böhm ihre Sichtweise auf die Nachwuchsarbeit zum Positiven verändert.

Beim EHC Straubing gibt es derzeit eine Phase des Durchschnaufens. "Wir müssen uns aktuell ein bisschen konsolidieren. Wir haben große Schritte gemacht. Jetzt müssen wir die Strukturen anpassen, damit wir dann die nächsten Sprünge machen können", sagt Süß. Denn die Arbeit müsse auf jeden Fall nachhaltig sein.

Rasante Entwicklung

Die Entwicklung in den vergangenen Jahren ging rasant. Weil man weder mit der Jugendbundesliga, noch mit der DNL locken konnte, hat man den Fokus darauf gerichtet, das beste Training anzubieten. Das Wichtigste dafür sind natürlich die Trainer. "Wir haben in unserer Region die größte Anzahl an vollberuflichen Trainern - zum Teil doppelt so viele wie unsere Marktbegleiter", sagt Groß. Durch die Anzahl der Trainer kann man derzeit auch das Fehlen einer zweiten Eisfläche mit Doppelbelegungen kompensieren.

Ein Problem ist aber nach wie vor die Infrastruktur im Eisstadion am Pulverturm. Denn neben der zweiten Eisfläche mangelt es auch an Kabinen. Der EHC hat im U8-Bereich inzwischen 37 Kinder, in der U9 wurden heuer erstmals zwei Mannschaften gemeldet. Es gibt viele Eishockey-begeisterte Kinder und viele Mannschaften - aber zu wenige Kabinen. An der Umsetzung eines Kabinenneubaus arbeiten die Verantwortlichen derzeit.

Damit Projekte dieser Größenordnung umsetzbar sind, benötigt der Verein Geld. Den größten Teil der Einnahmen stellen die Zahlungen der Straubing Tigers im Rahmen des Kooperationsvertrages. Der Etat wurde in den vergangenen Jahren mehr als verdreifacht. Um im Nachwuchsbereich in Jugendbundesliga und DNL gut mitspielen zu können, müsse man mittelfristig einen Etat jenseits der Halbe-Million-Euro-Grenze anpeilen, sagen die Verantwortlichen.

Wer den EHC Straubing unterstützen will, kann dies in verschiedenen Varianten. Es gibt das normale Sponsoring im Nachwuchs, ein Sponsoring nur für die Jugendbundesliga-Mannschaft, für die es sogar ein eigenes Trikot geben wird, einen Sozialfonds sowie allgemeine Vereinsspenden. Ein nächstes Ziel ist es, einen Förderkreis zu bilden. Es wurde auch ein wirtschaftlicher Beirat eingeführt. "Mit klassischen Vereinsbeiträgen und einem Sportfest kannst du das Ganz nicht mehr finanzieren", betont Markus Böhm. "Wir müssen die Einnahmenseite weiter professionalisieren."

"Eishockey soll für jedermann sein"

Sportlich hegt der EHC Ambitionen. Damit diese verwirklicht werden können, benötigt es das nötige soziale Umfeld. Dieses weiter zu verbessern und auszubauen, wird die Aufgabe von Gerhard Fischer. "Eishockey soll für jedermann sein, egal ob er viel oder wenig Geld hat", sagt er. Es wurde ein Sozialfonds eingerichtet, mit dem man über Kleinsponsoren und Spenden von Eltern Kinder unterstützen will. Dazu werden die Schulkooperationen intensiviert, man hat schon zwei externe Spieler bei Gasteltern untergebracht, auf Sicht will man Internatsplätze und Wohngemeinschaften schaffen.

Für Motivation bei den Verantwortlichen sorgen immer wieder kleine Erfolge. Zwei Straubinger Spieler sind derzeit im U17-Nationalkader, ein weiterer im erweiterten Aufgebot. "Das ist für Straubing ein Aushängeschild, so etwas hatten wir schon sehr lange nicht mehr", betont Hannes Süß. Es soll weiter bergauf gehen im Straubinger Eishockey. "In Straubing wird seit über 80 Jahren Eishockey gespielt. Wir wollen und müssen jetzt die Strukturen im Nachwuchs so anpassen, dass auch in 25 und 30 Jahren noch Eishockey gespielt wird."

In fünf Jahren, davon geht Thomas Groß aus, werden in der Region Niederbayern und Oberpfalz nur noch zwei Vereine im Nachwuchs auf Leistungssportniveau unterwegs sein. An den anderen Standorten werde dann wohl nur noch hobbymäßig gespielt. "Im Idealfall ist Straubing einer dieser beiden Standorte", sagt Groß. "Wir werden alles Notwendige dafür tun."

Der Aufstieg der U16 in die Jugendbundesliga war der bisherige Höhepunkt in der Entwicklung des EHC-Nachwuchses.

Der Aufstieg der U16 in die Jugendbundesliga war der bisherige Höhepunkt in der Entwicklung des EHC-Nachwuchses.