Razzien in der Oberpfalz

Sabotage an Stromtrassen: Verbindung zu Reichsbürgerszene?


Ermittler der Polizei verladen nach einer Durchsuchung einen Karton in ein Fahrzeug. Sechs Männer stehen im Verdacht, Sabotagehandlungen an sogenannter kritischer Infrastruktur geplant zu haben.

Ermittler der Polizei verladen nach einer Durchsuchung einen Karton in ein Fahrzeug. Sechs Männer stehen im Verdacht, Sabotagehandlungen an sogenannter kritischer Infrastruktur geplant zu haben.

Von Redaktion idowa und mit Material der dpa

Am frühen Mittwochmorgen hat die Polizei im im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz mehrere Wohnungen durchsucht. Insgesamt sechs Verdächtige hatten offenbar Sabotageakte an der kritischen Infrastruktur Deutschlands geplant. Bei ihnen wurden auch zahlreiche Waffen gefunden - nun prüft die Polizei Verbindungen zur Reichsbürger-Szene.

Laut Polizeibericht durchsuchten etwa 290 Einsatzkräfte der Polizei am Mittwochmorgen mehrere Wohnungen und Häuser im Landkreis Neumarkt. Die groß angelegte Razzia richtete sich den Angaben nach gegen sechs deutsche Männer im Alter zwischen 34 und 59 Jahren, die laut Hinweisen "Vorbereitungen zu Sabotagehandlungen an kritischer Infrastruktur der Bundesrepublik Deutschland" geplant hatten. Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen planten die betroffenen Personen Anschläge auf Freileitungsmasten von großen Stromtrassen. Auf diese Weise sollte die Stromversorgung in großen Teilen von Deutschland unterbrochen werden. Aus Gründen der Gefahrenabwehr musste die Polizei deshalb handeln.

"Unseren Ermittlern ist ein empfindlicher Schlag gegen eine Gruppierung mit rücksichtslosen und verfassungsfeindlichen Absichten gelungen", sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am frühen Mittwochabend. Laut ihm hatten die Verdächtigen offenbar geplant, Stromleitungen zu sabotieren - und geplante Sabotageakte nehme die bayerische Polizei sehr ernst.

"Prepper" und Reichsbürger?

Die Männer besaßen nach Angaben der Polizei teilweise legal Schusswaffen, weshalb Spezialeinheiten aus Bayern und Baden-Württemberg eingesetzt wurden - auch illegaler Waffenbesitz stand allerdings im Raum. Einige der Verdächtigen sollen zudem Teil der "Prepper"-Szene sein, die sich durch das Hamstern von Vorräten auf mutmaßliche Krisensituationen bis hin zum Weltuntergang vorbereitet. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, werden nun auch Verbindungen der Verdächtigen zur Reichsbürger-Szene untersucht, welche die Existenz der Bundesrepublik Deutschland nicht anerkennt.

Bei den Razzien wurden rund 70 zum Teil illegale Lang- und Kurzwaffen, mehrere zehntausend Schuss Munition, 3.000 Liter falsch gelagerten Diesel sowie Laptops und Smartphones sichergestellt. Die Auswertung der Daten wird wohl mehrere Wochen dauern. Die Kriminalpolizeiinspektion Oberpfalz führt nun die weiteren Ermittlungen unter anderem wegen möglicher Verstöße gegen das Waffengesetz.