Dingolfing/Herzogenaurach

Adidas-Chef Herbert Hainer: "Das ist mein absoluter Traumjob"


Herbert Hainer mit dem offiziellen WM-Ball von adidas, den Brazuca.

Herbert Hainer mit dem offiziellen WM-Ball von adidas, den Brazuca.

Von Andy Forster und Redaktion idowa

Angefangen hat das Geschäftsleben des heute 59-jährigen Herbert Hainer im beschaulichen Dornwang. In der Metzgerei seiner Eltern. Schon dort entwickelte er das Gespür für "Business". Einige Jahrzehnte später ist der gebürtige Dingolfinger weiterhin Vorstandsvorsitzender bei Adidas und zählt zu den einflussreichsten Managern in Deutschland.

Nicht umsonst wurde er Nachfolger von Uli Hoeness als Aufsichtsratsvorsitzender beim FC Bayern München. Im Interview spricht Hainer exklusiv über seine Zeit als Besitzer vom "Gußofen", die Parallelen in der Geschäftswelt zwischen einer kleiner Kneipe und adidas, seine Zeit als Fußballer beim FC Dingolfing und natürlich über die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien.

Herr Hainer, Sie sind in den 70er Jahren ein gefürchteter Offensivspieler beim FC Dingolfing und FC Ottering gewesen. Welcher Spielertyp waren Sie? Eher ein Thomas Müller oder ein Mario Mandzukic?

Herbert Hainer: Ich habe ja lange als Linksaußen gespielt und auf dieser Position viele Tore erzielt. Von meiner Spielweise und meiner Statur her würde ich daher eindeutig sagen: Thomas Müller.

Apropos Thomas Müller: Schlagzeilen machte der FC Dingolfing vor drei Jahren, als Thomas Müller in einer Pressekonferenz vor dem Audi-Cup erklärte "Lieber spiele ich gegen Real Madrid als gegen den FC Dingolfing". Könnte so ein Testspiel gegen den FCD vielleicht doch einmal stattfinden? Sie als FCB-Aufsichtsratsvorsitzender könnten ja jetzt ein gutes Wort einlegen

Hainer: Zumindest sollten durch mein Amt die Chancen für so ein Freundschaftsspiel nicht schlechter geworden sein. Und den Thomas Müller nehme ich mir auch mal zur Seite (lacht).

In Dingolfing kennt man Sie auch als Kneipenbesitzer. Den "Gußofen" machten Sie berühmt. Es wurde mir erzählt, dass dort der Platz manchmal nicht ausreichte für den riesigen Ansturm an Gästen.

Hainer: Das stimmt tatsächlich. Der Gußofen war ein riesiger Erfolg. Wir haben die Kneipe als Studenten gegründet, aber nach einem Jahr wieder verkauft. Mit Gewinn. Das Beste am Gußofen war allerdings, dass ich dort meine Frau kennengelernt habe.

Als ehemaligen Betriebswirtschaftslehre-Studenten interessiert mich vor allem eines: Was unterscheidet einen Kneipenbesitzer von einem DAX-Vorstand (ausgenommen natürlich die höhere Verantwortung für Mitarbeiter oder Aktienbesitzer)? Haben Sie auch etwas mitnehmen können für ihre Karriere nach dem "Gußofen"?

Hainer: Selbstverständlich. Ich habe sowohl im Gußofen als auch schon davor in der Metzgerei meiner Eltern die ersten wirtschaftlichen Tugenden gelernt und diese bis heute verinnerlicht. Die Wichtigste: es sollte am Abend immer mehr Geld in der Kasse sein, als Du am Morgen reingelegt hattest, wenn du langfristig Erfolg haben willst.

Sie haben erst kürzlich Ihren Vertrag bei adidas verlängert und sind nun der dienstälteste DAX-Vorstand. Frei nach dem Motto "Kontinuität ist das Zauberwort" ist adidas dort ein Vorbild. Wieviel Demut verspüren Sie?

Hainer: Ich bin in der Tat tief dankbar dafür, dass ich nun seit mehr als 13 Jahren dieses Unternehmen leiten darf. Ich habe eine große Leidenschaft für den Sport und für das Business. Diese beiden Leidenschaften kann ich bei adidas Tag für Tag in meine Arbeit einbringen. Daher ist dies mein absoluter Traumjob. Und dass mir der Aufsichtsrat erneut sein Vertrauen ausgesprochen und meinen Vertrag als Vorstandsvorsitzender der adidas AG bis 2017 verlängert hat, freut mich natürlich sehr.

Werden Sie ihren Nachfolger selber suchen oder wie kann man sich das bei einem so großen Konzern, wie adidas, vorstellen?

Hainer: In erster Linie liegt es in der Verantwortung des Aufsichtsrats, einen Nachfolger für mich zu bestimmen. Gerne stehe ich dabei mit Rat und Tat zur Seite, wenn dies gewünscht wird. Ich bin mir sehr sicher, dass wir dafür einen mehr als geeigneten Kandidaten finden werden. Wir haben hochtalentierte Manager und Führungskräfte bei uns im Unternehmen. Aber wir werden uns auch extern umsehen, um sicherzustellen, dass wir letztendlich den Nachfolger auswählen, den wir für den Bestmöglichen halten.

Die Fußball-Weltmeisterschaft hat vor einigen Tagen begonnen und viele Topteams werden von adidas ausgerüstet. Spanien hat mit den drei Streifen auf der Brust zuletzt ziemlich alles abgeräumt. Mit Mexiko, Frankreich, Japan, Argentinien und natürlich Deutschland haben Sie noch mehrere "Asse" im Ärmel. Wäre ein adidas-Finale ihr persönlicher Wunsch?

Hainer: Selbstverständlich wäre es ein großer Erfolg für uns, wenn wir am 13. Juli in Rio de Janeiro ein reines adidas-Finale sehen würden. Und wenn ich mir das Potenzial unserer Mannschaften so betrachte, stehen die Chancen dafür gar nicht schlecht. Ein Finale Argentinien gegen Spanien oder Argentinien gegen Deutschland könnte ich mir gut vorstellen.

Deutschland lechzt nach einem Titel. Teilen Sie die Meinung vieler, die Erfolge nicht nur an Titel bemessen? Unter Löw spielt Deutschland ja mit den attraktivsten Fußball.

Hainer: Der deutsche Fußball hat sich in den vergangenen Jahren toll entwickelt. Daran hat Jogi Löw mit seinem Trainerstab maßgeblichen Anteil. Aber im Sport geht es letztlich immer ums Gewinnen. Darum denke ich schon, dass irgendwann auch ein zählbarer Erfolg in Form eines Titels herausspringen sollte.

Wenn Sie an Dingolfing denken, was fällt Ihnen da sofort spontan ein?

Hainer: Nebel. Zu Dingolfing fällt mir als erstes immer der Nebel ein, der zäh über der Isar lag, wenn ich in die Stadt gefahren bin.

Vervollständigen Sie bitte folgende Begriffe: Kirta

Hainer: Kommt gleich nach dem Oktoberfest.

FC Dingolfing

Hainer: Hier habe ich mit dem Gewinn des niederbayerischen Meistertitels 1976 meinen größten Erfolg als Fußballspieler gefeiert.

FC Ottering

Hainer: Auch beim FC Ottering hatte ich eine tolle Zeit mit meinen Fußballkameraden.

Und zum Abschluss: Heimat

Hainer: Heimat ist für mich dort, wo meine Familie ist.

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Herbert Hainer mit dem offiziellen WM-Ball von adidas, den Brazuca.

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In der elterlichen Metzgerei in Dornwang lernte der adidas-Chef das erste Mal, auf was es in der Wirtschaft ankommt.

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Hier in der Benzstraße stand der "Gußofen", den Herbert Hainer zum Kult in Dingolfing machte.