Die Trends von morgen

Blick in die Zukunft: Themen, die uns schon bald beschäftigen werden


Freistunde wagt einen Blick nach vorn. Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky hat uns dabei unterstützt. Zusammen mit ihm stellen wir einige Trends und Themen vor, die uns schon bald beschäftigen werden. Einige in den nächsten Jahren, manche erst in 20 Jahren.

Die Zukunftsmacher

Manche Menschen haben in den Bereichen Technik und Gesellschaft mehr Einfluss als alle anderen. "Weltweit sind es etwa 250 Personen, die bestimmen, wie sich das Leben auf unserem Planeten weiterentwickeln wird", sagt Sven Gábor Jánszky, Zukunftsforscher und Direktor der 2b Ahead Think Tanks. Er lädt seit zwölf Jahren Entscheider und Innovationschefs der Wirtschaft ein und spricht mit ihnen. Er fragt sie, was sie beschäftigt, was sie meinen, wie sich ihre Forschung und ihre Erfindungen auswirken werden. Er und seine Kollegen analysieren Pläne und Strategien der großen Technologie-Unternehmen. Daraus erstellen sie ihre Zukunfts-Vorhersagen.

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Sven Gábor Jánszky, Zukunftsforscher und Direktor der 2b Ahead Think Tanks.

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"2030: Wie viel Mensch verträgt die Zukunft?" von Sven Gábor Jánszky und Lothar Abicht, 2b AHEAD Publishing.

Der Unterhalter

Wir werden die künstlichen Intelligenzen in unserem Alltag verstärkt auf dem Smartphone und in speziellen Brillen erleben. Mit diesen und anderen Geräten werden wir mehr und mehr sprechen. Sven Gábor Jánszky: "Die Alexas, Siris und Cortanas werden unsere Assistenten, mit denen wir plaudern, fast so wie mit menschlichen Gesprächspartnern." Der digitale Assistent lernt uns besser kennen, erledigt Telefonate, vereinbart Termine, bestellt Waren.

Der beste Kumpel

Für jeden Lebensbereich werden wir einmal einen digitalen Assistenten haben. Ein Chef-Bot koordiniert dann alle anderen. Ihm vertrauen wir alles an, er wird zu unserem Kumpel, zu unserem besten Freund.

Der Zwilling

Im nächsten Schritt schaffen wir uns durch künstliche Intelligenzen ein Abbild der eigenen Person. Der Bot erreicht meinen Humor und mein Wissenslevel. Er spricht mit meiner Stimme, wird mein Abbild, mein Digital Twin, der eigenständig durch die virtuelle Welt zieht. Sven Gábor Jánszky beschreibt in seinem Buch (siehe Kasten links), wie sich ein Kind mit seinem Opa unterhält. Der Opa lebt nicht mehr, sein digitaler Zwilling hat seine Rolle übernommen.

Der Gedankenleser

Neue Spiele-Controller sind bereits auf dem Markt. Hier steuern wir mit unseren Gedanken den Spielablauf. Unsere Hirnströme werden gemessen und auf den Computer übertragen. Der Fachbegriff heißt Brain-Computer-Interface. Wir brauchen keine Hände, keine Tastatur. Es wird gemacht, was wir denken. Diese Technik kann künftig behinderten Menschen helfen, Prothesen und andere künstliche Körperteile zu bewegen.

Die Ängstlichen

Berufsanfänger sind umworben, der Fachkräftemangel wird in den nächsten Jahren noch größer werden: "Junge, gut ausgebildete Menschen können sich aussuchen, wo sie arbeiten wollen", bekräftigt Sven Gábor Jánszky. Das verändert auch unsere Grundangst. Es ist nicht mehr die Angst vor der Arbeitslosigkeit, sondern die Angst zur jeweiligen Zeit des Lebens nicht mehr die richtige Qualifikation zu haben. Angst vor den künstlichen Intelligenzen müssen wir jetzt noch nicht haben, meint der Zukunftsforscher. Erst in 20 bis 25 Jahren werden sie uns ablösen und Jobs vernichten.

Die Rebooter

Das Wissen erweitert und verändert sich rasend schnell. Wer nicht abgehängt werden will, muss seine Kenntnisse und Fertigkeiten spätestens alle zehn Jahre nicht nur auffrischen und anpassen, sondern Neues erlernen. Das geschieht in einem sogenannten Reboot-Jahr: "Man steigt für zwölf Monate ganz aus dem Beruf aus, orientiert sich komplett um und arbeitet dann in einem anderen Bereich", sagt der Zukunftsforscher.

Die Abschalter

Jeder Massentrend bringt gleichzeitig eine Gegenbewegung mit sich. Der Digitalisierungs-Euphorie stehen Verweigerer und Kritiker gegenüber: "So entziehen sich etliche Menschen und sagen: Ich schalte das Zeugs einfach mal ab."

Buchtipp: Ein Blick ins Jahr 2030

Wie werden wir in zwölf Jahren leben? Lässt sich das überhaupt voraussagen? Im Buch "2030 - Wie viel Mensch verträgt die Zukunft?" zeigen Sven Gábor Jánszky und Lothar Abicht Szenarien am Beispiel einer Familie auf.

Deren Alltag managen digitale Assistenten. Künstliche Intelligenz, Blockchain und Gentechnik - drei Technologien, die es schon gibt, bilden die Grundlage für die kommenden Entwicklungen. Dazu zählen unter anderem selbstfahrende Autos, kommerzielle Drohnen, Predictive Analytics (die Vorhersage von Verhaltensweisen), 3D-Druck von Häusern, Ersatzteilorganen und Nahrungsmitteln.

Das Buch gibt einen klaren Eindruck davon, wie es sein könnte oder sogar sein wird. Faszinierend und verstörend zugleich. Das ist den Autoren bewusst. Sie wollen ein optimistisches Bild vermitteln: "Wir können unsere Zukunft gestalten, wir können sie zum Teil sogar verändern … denn unsere Zukunft hat in dieser Sekunde begonnen."

Trendwörter 2019

Localnomics

Die Globalisierung hat ihren Höhepunkt überschritten, nun entstehen wieder lokale Ökonomien, von der dezentralen Lebensmittelversorgung bis zur lokalen Solar- und Windenergie und zum lokalen Laden in Bürgerhand. Das Geld bleibt im Dorf.

Napflixen Kombination aus dem englischen Wort "nap" (Nickerchen) und dem Streamingdienst Netflix. Man napflixt, wenn man sich zum Einschlafen eine lange Netflix-Serie reinzieht, aber nicht so richtig zuhört oder zusieht, eingelullt von dem guten Gefühl, dass noch viele ungesehene Serien auf einen warten.

Rasenmäher-Eltern

Neuer Typus von Helikopter-Eltern, die alles tun, um ihren Kindern einen glatten Rasen zu garantieren und sie vor Auseinandersetzungen oder Misserfolgen zu schützen: "Anstatt ihre Kinder auf Herausforderungen vorzubereiten, mähen sie Hindernisse nieder, sodass ihre Kinder sie gar nicht erst zu spüren bekommen", schreibt Gina Louisa Metzler in ihrem Blog für die Huffington Post. Rasenmäher-Eltern bringen dem Nachwuchs veganes Pausenbrot in den Unterricht oder verhandeln bessere Noten mit den Lehrern.

Slacktivismus

Kombination aus Slacking (Herumhängen) und Aktivismus. Das kommunikative Internet führt uns in die Illusion, etwas getan zu haben, wenn wir uns einfach nur vor dem Bildschirm moralisch aufregen. Wir kommentieren ständig, regen uns auf, verursachen oder wehren uns gegen Shitstorms. All das hält uns aber vom wahren Engagement ab. Es führt zu einer zynischen, besserwisserischen Welthaltung.

Smupid

Zusammengefügt aus "smart" und "stupid". Beschreibt die Erfahrung, dass das "Smarte" und das Nervige/Komplizierte/Blöde oft ziemlich nahe beieinander liegen. Zum Beispiel dieser wunderbare internet-gesteuerte Eierkocher oder das Ding mit 20 Knöpfen plus Touchscreen, das man mal für eine Mikrowelle hielt, verkauft unter dem Namen "Internet of Things".

Diese und weitere Trendwörter findest du auf der Webseite des Zukunftsinstituts. Dort kannst du auch das Trendwort 2019 bestimmen. Unter http://bit.ly/trendwort2019 geht's zur Umfrage.