Die idowa-Familienkolumne

Von der Nutzlosigkeit komplexer Spielsachen


Familienmensch: Die idowa-Familienkolumne.

Familienmensch: Die idowa-Familienkolumne.

Quiek - Quiek - Quiek … Seit einer Stunde versuche ich in der Hängematte fläzend, die erste Seite eines neuen Romans zu lesen. Doch das Geräusch der Tochter, die genauso lang auf der schlecht geölten Schaukel sitzt, lässt keinen klaren Gedanken zu. Wie kann man sich nur so lange hin- und herbewegen?

Einfache Spielsachen sind wohl nach wie vor das beste Mittel zur infantilen Zerstreuung. Schon als Kleinkind hatten wir für die pädagogisch wertvollsten Bio-Holz-Spielzeuge gesorgt, handgeschnitzt von tibetanischen Lehrmeistern der Erziehungswissenschaften, nur damit die Kinder dann stundenlang mit einem Plastiklöffel und einem leeren Yoghurtbecher spielen. Wir hatten den empfohlenen Testsieger an Beißringen erworben, damit das Zahnfleisch der Töchter perfekt zu gedeihen vermag. Die haben es allerdings vorgezogen, am Tischbein zu nagen.

Familienmensch - die idowa-Familienkolumne gibt es auch zum Anhören:

Kinder scheinen bis zu einem gewissen Alter noch zu verstehen, dass die einfachen Dinge des Lebens zählen. Ihnen ist die exakte PS-Zahl des Autos egal. Sie können nichts anfangen mit hochaufgelösten TV-Geräten. Die Biene Maja aus den 70er Jahren tut es völlig.

Die Erinnerung an die eigene Kindheit wird wach. Stundenlang konnten wir uns mit Pac Man am Atari vergnügen. Klar, so ein Plastikroboter, den man zu einem Auto umbauen konnte, war auch toll. Doch gegen einen Stock und einen Wald konnte dieses Spielzeug nicht an. Wahlweise als Kulisse eines Science Fiction Abenteuers oder eines Ritter-, Cowboy- oder Indianer-Erlebnisses war der Garten hinterm Haus perfekt geeignet.

Die plötzliche Stille reißt mich aus den Gedanken. Schaukel und Klettergerüst sind verwaist. Sie wird doch nicht etwa mit dem Handy spielen gegangen sein?!

Ein lauter werdendes Lachen lässt mich den Kopf wenden. Ums Hauseck kommen die beiden Töchter geschossen, in Händen das Spielzeug unserer Labrador-Hündin. Diese hechelt hinterher und wedelt eifrig mit dem Schwanz. Schön, dass die einfachen Dinge immer noch zu begeistern vermögen.

Mich hält der Roman nun auch nicht mehr in der Hängematte. Jetzt, wo die Schaukel endlich frei ist.

Quiek - Quiek - Quiek.