Die idowa-Familienkolumne

Vom Scheitern an der Jugendsprache


Familienmensch: Die idowa-Familienkolumne.

Familienmensch: Die idowa-Familienkolumne.

Es ist eine die Zeiten überdauernde Konstante: Jugendliche codieren ihre Sprache neu, um sich von der älteren Generation abzuheben. Das Wort "geil" zum Beispiel hat sich erfolgreich aus der Vulgärsprache emanzipiert und salonfähig gemacht. Ich bin da etwas altmodisch und tadle die Verwendung nach wie vor mit einem entsetzten "Also sag a moi!"

Jüngst unterbrach unsere Tochter die Übung eines neuen Musikstücks auf der Klarinette, um sich mit einer Frage an meine Frau und mich zu wenden: "Wie heißen die Hashtags am Anfang des Liedes?"

Familienmensch - die idowa-Familienkolumne gibt es auch zum Anhören:

Meine Frau antwortete völlig gelassen: "Cis, Gis und Fis." Sie spricht also fließend "14-Jährig". Ich nicht übrigens. Ich wäre beinahe vom Stuhl gefallen, als ich mein Erstaunen über diese beiden Sätze, die scheinbar zueinander gehören, ausdrücken wollte. Ich verstand nur Bahnhof, oder für die junge Generation: Ich habe alles für WiFi vercheckt. Okay, ich muss an meiner Jugendsprache noch feilen, ich sehe es ein. Meine Frau versteht meinen Blick und attestiert sich eine Ansteckung mit dem Jugend-Sprach-Virus: "Das Schlimmste ist: Ich habe sofort gewusst, was sie mit ‚Hashtags' meint!"

Ja, die Internetsprache scheint gutes Deutsch zu verdrängen. Die kryptischen Buchstabenkolonnen, die mir meine Kinder manchmal auf WhatsApp schicken, entschlüsseln sich nicht von selbst. Immer wieder muss ich sie googeln, um die Nachrichten zu verstehen. Und tatsächlich ergibt das auch immer einen Sinn, zumindest im Rahmen der mäßigen Sinnhaftigkeit Jugendlicher. Dass diese Begriffe aber auch in gesprochene Dialoge Einzug halten, überrascht einen Goethe-Fan wie mich doch sehr.

Statt "Der war gut!" reagieren die Kinder mit "LOL" auf einen gelungenen Scherz. Das "Ah leck, der war gut!" als Steigerungsform ist einem "ROFL" gewichen. In seinem Superlativ von einem "OMG" gefolgt. Letzteres buchstabiert man übrigens englischsprachig. "Rofl-ouemdschi", also. Ich reagiere mit einer "Facepalm". Um im Jargon zu bleiben.

Der Gebrauch von Messengerdiensten und Handys ist also doch nicht frei von Nebenwirkungen. Eltern verkommen nicht nur zum unscharfen Rand außen ums Handy, sondern sie sprechen eine antiquierte Sprache mit viel zu vielen Buchstaben. Ich fühle mich wie ein Dinosaurier, als ich den wieder begonnenen Klarinettentönen durch die Wohnung entgegenrufe: "Die heißen Vorzeichen!"

Ob das Aussterben der echten Dinos einen Präzedenzfall für unsere Generation geschaffen hat? Hoffentlich nicht! Obwohl es ja egal ist, ob "Eiszeit" oder "Heißzeit" eine Spezies vernichten. Hauptsache Klimawandel. Doch das ist ein anderes Thema.