Die idowa-Familienkolumne

Mit den Kindern zelten gehen


Familienmensch: Die idowa-Familienkolumne.

Familienmensch: Die idowa-Familienkolumne.

Wie hatte es nur so weit kommen können? Mit starren Augen blicke ich auf eine gespannte Kunststoffmembran. Das Bein der einen Tochter drückt auf ein noch im Magen befindliches Nackensteak. Die andere Tochter hat es geschafft, sich beim Einschlafen komplett zu drehen, und ihren Fuß in meinem Gesicht zu parken.

"Zelten entschleunigt den gesamten Organismus", hatte ich gelesen. Da lag ich nun, mit dem starken Bedürfnis, den Urheber dieses Satzes zur Rechenschaft zu ziehen.

Familienmensch - die idowa-Familienkolumne gibt es auch zum Anhören:

Dabei hatte der Tag so gut angefangen. Ausschlafen, Urlaubs- und Badesachen packen, die Kühlbox bestücken. Doch von da an ging es bergab. Erste Indizien drängten sich bereits auf, als wir drei Campingplätze lang kein freies Areal für unser Baumarkt-Zelt finden konnten. Ganz zu schweigen von der chinesischen Aufbauanleitung ohne Bilder. Außer natürlich, man wertet die Schriftzeichen als Piktogramme. Wenn dem so ist, habe ich es nicht verstanden.

Anschließend hat mein "exklusiver" Camping-Grill satte zwei Stunden gebraucht, das dünne Stück Schweinefleisch zu erwärmen. Wenigstens habe ich währenddessen etwa 7.600 Fliegen miternährt.

Im Übrigen darf ich nun auf die Erfahrung zurückgreifen, dass eine Kühlbox ohne Verlängerungskabel bis zum Zelt, keinen Effekt auf das Bier darin zu entfalten vermag. Aber okay, warmes Bier soll ja gut sein für … nein, man kann es sich nicht schönreden. Warmes Bier ist für nichts gut.

"Da kannst Du schlafen, so lange du willst", hallt es mir durch den Kopf. Die beschwipsten älteren Damen, die einen Nachtbadegang durchführten und dabei unentwegt kicherten, waren da wohl nicht einkalkuliert. Doch irgendwann fand ich wirklich genug Ruhe, um ausgiebig zwei Stunden zu schlafen. Und am Morgen in eine Pension umzuziehen. Das Zelt habe ich verschenkt. Man soll ja auch andere am eigenen Glück teilhaben lassen. Ein warmes Bier gab's obendrauf. Bin ja großzügig.