Deutliche Corona-Auswirkungen

Zahl der Erwerbstätigen auf 30-jährigem Rekordtief


Die Coronavirus-Pandemie und die gegen sie getroffenen Maßnahmen werfen laut aktueller Zahlen einen dunklen Schatten auf die Erwerbstätigenzahlen in Deutschland. (Symbolbild)

Die Coronavirus-Pandemie und die gegen sie getroffenen Maßnahmen werfen laut aktueller Zahlen einen dunklen Schatten auf die Erwerbstätigenzahlen in Deutschland. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa

Im zweiten Quartal diesen Jahres sank die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland so stark wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Fast alle Bereiche der Arbeit sind nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) von dem Rückgang betroffen. Die Kurzarbeit wirkt sich auf diese Statistik noch nicht einmal aus - doch schlägt sie sich deutlich bei der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden nieder.

Im zweiten Quartal 2020 waren laut Destatis rund 44,7 Millionen Menschen in Deutschland erwerbstätig. Nach vorläufigen Berechnungen ging die Erwerbstätigenzahl damit im Vergleich zu den ersten vier Monaten diesen Jahres saisonbereinigt um 618.000 Personen oder 1,4 Prozent zurück - und damit so stark wie noch nie seit der deutschen Wiedervereinigung. Im Vergleich zum letzten Quartal 2019, also kurz vor Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, ging die Zahl der Erwerbstätigen von Mai bis August 2020 saisonbereinigt ebenfalls um 1,4 Prozent oder 634.000 Personen zurück.

Normalerweise steigt die Erwerbstätigkeit im zweiten Quartal eines Jahres aufgrund der üblichen Frühjahrsbelebung stark an. Nicht so in diesem Jahr: Im Zuge der Corona-Pandemie seit der zweiten Märzhälfte ist statt eines Anstiegs ein außergewöhnlich großer Rückgang zu verzeichnen. Verglichen mit dem zweiten Quartal 2019 waren 574.000 Menschen weniger erwerbstätig, das ist ein Rückgang um 1,3 Prozent. Die massiv gestiegene Kurzarbeit wirkte sich dabei noch nicht einmal auf die Erwerbstätigenzahlen aus: Kurzarbeitende zählen unabhängig vom Ausmaß der Kurzarbeit für die Statistik zu den Erwerbstätigen.

Dienstleistungsbereich erstmals seit 2003 rückläufig

Die Dienstleistungsbereiche waren im zweiten Quartal 2020 am stärksten vom Rückgang der Erwerbstätigenzahl betroffen. Hier arbeiteten laut Statistik 369.000 Menschen weniger als noch im zweiten Quartal 2019, was einem Minus von 1,1 Prozent entspricht. Zuletzt war die Beschäftigung in diesem Bereich gegenüber dem Vorjahr vor fast 17 Jahren gesunken: Im dritten Quartal 2003, und zwar nur um lediglich 0,2 Prozent. Besonders betroffen waren Handel, Verkehr und Gastgewerbe mit einem Rückgang um 272.000 Personen oder 2,7 Prozent sowie die Vermittlung von Arbeitskräften mit einem Rückgang um 156.000 Personen oder 2,5 Prozent verglichen mit dem zweiten Quartal 2019.

Im Produzierenden Gewerbe setzte sich der Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen im zweiten Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahr verstärkt fort. Hier waren 182.000 Menschen weniger in Arbeit, ein Minus von 2,2 Prozent. Lediglich das Baugewerbe konnte einen moderaten Zuwachs von 11.000 Erwärbstätigen oder 0,4 Prozent verzeichnen.

Auch weniger Selbstständige

Der Rückgang der Erwerbstätigkeit geht zu gut drei Vierteln auf den Rückgang der Zahl der Arbeitnehmer zurück: Hier arbeiteten im Vergleich zum zweiten Quartal 2019 434.000 Menschen weniger, was einem Rückgang von 1,1 Prozent entspricht. Laut Statistik sind demnach aktuell knapp über 40 Millionen Menschen als sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer beschäftigt. Auch der Rückgang von selbstständiger Tätigkeit setzte sich im zweiten Quartal 2020 verstärkt fort: Deren Zahl einschließlich mithelfender Familienangehöriger sank im Vergleich zum Vorjahresquartal um 140.000 oder rund 3,4 Prozent auf rund vier Millionen.

Deutlich weniger Arbeitsstunden geleistet

Nicht nur arbeiteten insgesamt deutlich weniger Menschen, auch die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden pro Erwerbstätigem sank im zweiten Quartal stark: Nach ersten Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit leistete ein Erwerbstätiger im zweiten Quartal 2020 im Durchschnitt rund 297 Arbeitsstunden - 8,8 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Hier zeigt sich laut Destatis der Effekt von Kurzarbeit ab der zweiten Märzhälfte, die sich zwar nicht in der Zahl der Erwerbstätigen, aber in der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden niederschlägt.