Jahn-Gegner im Interview

Marc Schnatterer: "10 Jahre in einem Verein etwas Besonderes"


Spielt seine zehnte Saison im Trikot des 1. FC Heidenheim 1846: Marc Schnatterer.

Spielt seine zehnte Saison im Trikot des 1. FC Heidenheim 1846: Marc Schnatterer.

Wenn der SSV Jahn Regensburg am Samstag den 1. FC Heidenheim 1846 empfängt, dann trifft der Tabellenführer auf den Tabellenzweiten - wenn man nur die letzten zehn Spieltage betrachtet. Sowohl beim Jahn wie auch in Heidenheim läuft es derzeit sehr gut. Im idowa-Interview spricht Heidenheims Kapitän Marc Schnatterer (32) über den schwierigen Saisonstart, die beiden bisherigen Duelle mit dem Jahn in dieser Saison und den Traum von der Bundesliga.

Herr Schnatterer, haben Sie sich für Samstag eigentlich schon auf ein Spitzenspiel eingestellt?
Marc Schnatterer: (lacht) Nein. Es sind zwar beide Teams gut drauf, aber von einem Spitzenspiel würde ich deshalb nicht sprechen.

Betrachtet man nur die letzten zehn Spiele, dann trifft der Tabellenführer Jahn Regensburg auf den Zweiten 1. FC Heidenheim 1846...
Schnatterer: Daran sieht man, dass beide Mannschaften zurzeit einen guten Lauf haben. Für uns war das richtig notwendig, damit wir in der Tabelle unten rauskommen. Auch Regensburg macht seine Sache richtig gut. So eine Statistik kommt nicht von ungefähr.

Warum läuft es nach durchwachsenem Saisonstart bei Ihnen zurzeit wieder so gut?
Schnatterer: Das ist schwierig zu sagen. Auch als es zu Saisonbeginn nicht lief, wussten wir nicht so recht, woran es liegt. Unser 'Hallo-wach-Erlebnis' war eigentlich das Pokalspiel gegen den Jahn, mit dem wir eine Serie eingeleitet haben. Ab diesem Moment hat jeder verstanden, wie wir in Heidenheim Fußball spielen und vor allem auch arbeiten wollen. Es ist eine sehr gute Mentalität nötig, wenn wir erfolgreich sein wollen. Es hat sich anschließend jeder noch mehr in den Dienst der Mannschaft gestellt. Das sind letztlich die Kleinigkeiten, die das Pendel in die eine oder in die andere Richtung ausschlagen lassen.

Musste sich die Mannschaft zu Saisonbeginn erst finden?
Schnatterer: Klar, das ist immer so. Aber es darauf zu schieben, wäre nur eine Ausrede - schließlich müssen sich die anderen Mannschaften auch finden.

Wie sind Sie mit der Situation umgegangen?
Schnatterer: Wir hatten in den vergangenen Jahren immer gute Saisonstarts. Deshalb war das etwas Neues für uns und wir mussten erst lernen, wie wir damit richtig umgehen. Wir haben es dann ganz gut gemacht. Wenn man von Niederlage zu Niederlage rennt, auf ein Erfolgserlebnis hofft, dieses aber einfach nicht kommt, dann wird es auch eine mentale Geschichte. Es war keine einfache Situation, wir hatten auch ein paar Verletzte und konnten deshalb kaum mit derselben Mannschaft spielen und eine Konstanz entwickeln. Aber die Situation lag auch an unserer Leistung, jeder einzelne Spieler ist unter seinen Möglichkeiten geblieben. Wir haben lange gebraucht, um zu unserer Form zu finden, haben das aber zum Glück rechtzeitig geschafft.

Ist in diesem Zusammenhang das vergleichsweise ruhige Umfeld des Vereins ein wichtiger Faktor?
Schnatterer: Das ist auf jeden Fall ein wichtiger Punkt. Wenn man jeden Tag hört oder liest, wie schlecht man ist, dann kann das einen sicherlich auch negativ beeinflussen. Aber auch im Verein wurde mit der Situation gut umgegangen, man hat ruhig, seriös und professionell reagiert. Wir haben versucht, uns gegenseitig zu stärken, damit wir da gemeinsam rauskommen. Nur draufzuhauen bringt nichts. Mit ruhiger, seriöser Arbeit und auch der nötigen Geduld sind wir aus der schwierigen Situation herausgekommen.

Die zweite Liga ist sehr eng, der FCH ist nun wieder in der ersten Tabellenhälfte angekommen. Was ist noch möglich in dieser Saison?
Schnatterer: Es ist aktuell natürlich schöner, auf die Tabelle zu schauen. Uns ist aber auch bewusst, dass alles sehr eng ist und dass der Schein ein Stück weit trügt. Wir haben es geschafft, uns in eine gute Ausgangslage zu bringen, um unser Saisonziel - den frühzeitigen Klassenerhalt - zu schaffen. Aber wir sind noch nicht am Ziel und müssen weiter arbeiten und versuchen, jeden Punkt mitzunehmen. Es können auch wieder Rückschläge kommen, doch davon dürfen wir uns auf unserem Weg nicht irritieren lassen.

Am Samstag steht beim Jahn das nächste Spiel an. Das Hinspiel wurde mit 1:3 verloren, im Pokal gelang ein 5:2-Erfolg. Wie blicken Sie auf die Partien zurück?
Schnatterer: Die Ergebnisse fielen am Ende deutlicher aus, als es die Spiele waren. Regensburg hat im Hinspiel nicht unverdient gewonnen, aber es waren auch Chancen für uns da. Genauso hatte der Jahn im Pokal seine Möglichkeiten, wir waren aber effektiver.

Im Hinspiel musste sich der FCH um Marc Schnatterer (links, hier im Duell mit Regensburgs Albion Vrenezi) dem SSV Jahn geschlagen geben. (Foto: imago)

Im Hinspiel musste sich der FCH um Marc Schnatterer (links, hier im Duell mit Regensburgs Albion Vrenezi) dem SSV Jahn geschlagen geben. (Foto: imago)

Was für ein Spiel erwarten Sie?
Schnatterer: Beide Teams bringen sehr viel Mentalität auf den Platz und sind eine geschlossene Mannschaft. Die letzten Erfolgserlebnisse kommen nicht von ungefähr. Deshalb gehe ich davon aus, dass es wieder ein enges Spiel wird und am Ende vielleicht die bessere Tagesform entscheidend sein kann.

Sie sind in ihrem zehnten Jahr beim 1. FC Heidenheim 1846 - wie haben Sie die Entwicklung des Vereins erlebt?
Schnatterer: Von meinen Anfängen im Verein zu heute hat sich schon vieles verändert. Die Entwicklung innerhalb des Vereins genauso wie die infrastrukturellen Voraussetzungen mit dem neuen Stadion und guten Trainingsbedingungen. Durch den sportlichen Erfolg bestand die Möglichkeit, sich stetig weiterzuentwickeln. Ich bin sehr dankbar, dass ich ein Teil dieser Entwicklung sein darf. Es ist schon etwas Besonderes, zehn Jahre in einem Club zu sein. Das ruhige und familiäre Umfeld hier tut mir gut. Ich denke, der Verein und ich passen ganz gut zusammen.

Was zeichnet den Verein aus Ihrer Sicht aus?
Schnatterer: Es ist alles ein bisschen ruhiger und idyllischer als an anderen Standorten. Durch meine lange Zeit hier hat sich zu den Mitarbeitern schon ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Für mich ist der Verein eine Art Familie und zweite Heimat geworden. Der Umgang hier tut gut, gerade in der sonst so hektischen Branche Profifußball. Die Vereinsführung und der Trainer arbeiten kontinuierlich und halten auch in schwierigen Phasen zusammen. Man darf auch nicht gleich alles infrage stellen und muss ruhig bleiben.

Lebt bei Ihnen der Traum, mit dem 1. FC Heidenheim 1846 vielleicht sogar noch einen weiteren Schritt nach oben zu machen?
Schnatterer: Ich habe immer gesagt, dass es ein toller Erfolg ist, wenn der FCH in der 2. Liga spielt, solange ich aktiv spiele. Aber natürlich träumt man als Fußballer von der Bundesliga - egal ob mit 18 oder wie ich mit 32 Jahren. Für einen kleinen Club wie Heidenheim ist so etwas nicht planbar und es müsste in einer Saison alles zusammenpassen. Der Traum besteht, aber man muss auch realistisch bleiben: auf Dauer 2. Bundesliga zu spielen ist auch ein toller Erfolg.