Debütalbum nach dem Lockdown

HerzKarussell: Die Sehnsucht nach der Bühne


Liedermacherin Sylvia Frey und Produzent Fritz Rach bringen am Freitag ihr Debütalbum "Rock My Heart" an den Start.

Liedermacherin Sylvia Frey und Produzent Fritz Rach bringen am Freitag ihr Debütalbum "Rock My Heart" an den Start.

Eine Liedermacherin und ein Produzent mit jahrzehntelanger Erfahrung im Musikbusiness werfen ihre Ideen und ihr Talent zusammen für ein neues Musikprojekt. So, in aller Kürze, die Entstehungsgeschichte von HerzKarussell, dem Projekt von Fritz Rach aus Straßkirchen und der gebürtigen Arnstorferin Syliva Frey, die heute in Steinkirchen lebt.

Die Veröffentlichung des Debütalbums "Rock My Heart" war für Februar geplant. Daraus wurde nichts, auch wegen des Corona-Lockdowns. Aber am Freitag ist es soweit. Wir haben mit dem Duo darüber gesprochen, wie die drei Monate Pause sich auf den Sound des Albums ausgewirkt haben - und mit welchen Gefühlen die Musiker einem Release ohne die üblichen Promotion-Konzerte und Veranstaltungen entgegensehen. Ein Projekt mit viel Herz sei es auf jeden Fall geworden. Und auch mit viel Sehnsucht - nicht zuletzt, nach den Bühnen, die wegen der Corona-Maßnahmen wohl noch in weiter Ferne liegen.

Neue Ausrüstung wegen Corona: Im Video-Interview mit idowa zeigt Fritz Rach auf den neuen "Popschutz" am Studiomikrofon.

Neue Ausrüstung wegen Corona: Im Video-Interview mit idowa zeigt Fritz Rach auf den neuen "Popschutz" am Studiomikrofon.

Herr Rach, wie haben die Corona-Maßnahmen das Arbeiten im Studio eingeschränkt?

Fritz Rach: Sehr. Eigentlich wurde in der Zeit nur Instrumentalmusik produziert. Während der sogenannten Home-Office-Zeit waren praktisch keine Gesangsaufnahmen möglich. Ich habe erst vor 14 Tagen wieder angefangen, Gesang aufzunehmen, mit technischen Anpassungen. Man sieht im Hintergrund dieses Stahl-Teil an den Mikros (deutet auf den Aufnahmeplatz im Hintergrund). Früher hatte man einen sogenannten Popschutz aus Nylon. Das ist eine Membran vor dem Mikro, die verhindert, dass "S"- und "P"-Laute nachher auf der Aufnahme zischen oder knallen. Das war ein ähnliches Material wie bei Strümpfen. Die Popschutze aus Nylon wären natürlich unmöglich zu desinfizieren, deshalb sind die jetzt aus Stahl. Es war sehr ruhig im Studio, was Gesangsaufnahmen angeht, aber Produktionen haben trotzdem stattgefunden. Die Kompositionen und Instrumentenspuren haben wir in der Zeit über WeTransfer hin- und hergeschickt und man hat sich halt online abgestimmt. Aber es ist schön, dass man jetzt nicht mehr alleine im Studio ist. (lacht)

"Rock My Heart" entstand um fünf vor zwölf

Welche Auswirkungen gab es konkret auf die Produktion des HerzKarussell-Albums?

Rach: Wir hatten das Glück, dass wir vieles im Kasten hatten, bevor der Lockdown kam. Mit einer Ausnahme, das war der Titel "Rock My Heart". Der ist tatsächlich um "fünf vor zwölf" entstanden.

Sylvia Frey: Ich habe irgendwann gesagt: "Du Fritz, unser Album heißt ‚Rock My Heart'. Wollen wir nicht auch noch einen Titelsong dazu schreiben?" Mir war dieser Text dazu eingefallen, der sollte leicht und locker sein und ein bisschen rockig klingen. Den Text habe ich Fritz geschickt und der hat daraus ziemlich schnell eine sehr schöne Nummer gemacht. Ich glaube, das war so das I-Tüpfelchen einfach.

Rach: Nachdem alles irgendwie im Kasten war, hatten wir das ein oder andere noch mehr in die Form gebracht, damit der Sound insgesamt runder klingt. Den Unterschied merkt man, wenn man sich im Vergleich dazu die Maxi anhört. Auf der sind fünf Titel des Albums. Wenn man sich den Mix und die Überarbeitung anhört, stellt man fest, was anders ist. Es war für uns beide sehr gut, noch einmal so eine Kreativpause zwischen der Produktion und der endgültigen Abmischung zu haben.

Lesen Sie im zweiten Teil unseres Interviews unter anderem, ob und wie HerzKarussell ihre Musik live präsentieren wollen.

Produktion mit Zwangspause

Das Album war eigentlich für Februar geplant. Warum wurde es dann doch Juni?

Rach: Eigentlich hätte das Album schon im Februar rauskommen sollen, es war geplant zu meinem 60. Geburtstag. Aber ich war gesundheitlich nicht ganz fit zu der Zeit, wir waren auch noch nicht ganz fertig. Wir wollten noch ein bisschen nacharbeiten. Dass dann aus Februar Juni wurde, hätten wir auch nicht gedacht! (lacht)

Interview aus dem Wohnzimmer per Videoschalte: Für Sylvia Frey ist das Wohnzimmer auch der Ort ihrer Kreativität beim Schreiben von Songs.

Interview aus dem Wohnzimmer per Videoschalte: Für Sylvia Frey ist das Wohnzimmer auch der Ort ihrer Kreativität beim Schreiben von Songs.

Was gab den Anstoß für die Gründung von HerzKarussell?

Frey: Bis vor zwei Jahren habe ich noch Lieder für mich selbst geschrieben, im Wohnzimmer mit meiner Gitarre. Ich dachte mir: "Für's Wohnzimmer und für's Lagerfeuer reicht's, aber mir reicht es nicht. Jetzt muss mal ein richtiger Produzent her." Jemand, der aus diesen Songs was wirklich Gutes macht. Und ich finde, das hat der Fritz gemacht.

Rach: Für mich war das ein Projekt, das ich schon lange im Kopf hatte. Ich dachte mir: "Irgendwann, wenn ich mal den 6er vorne habe, möchte ich endlich mal ein eigenes Album realisieren." Ich bin aber nicht der Mann der Texte. Ich kann aus Texten Melodien entwickeln, aber wenn mir jemand sagt: "Komm, schreib mal schnell ein Lied", dann habe ich ein Problem. Ich habe auf dem Album ganze zwei Lieder alleine geschrieben. Das waren Spontan-Ideen, die ich schon im Kopf komplett fertig hatte. An Song-Ideen hat Sylvia das meiste beigesteuert, wir haben vieles nur etwas runder gemacht und an unsere musikalischen Vorstellungen angepasst.

Entstehen bei Euch üblicherweise erst die Texte oder die Musik?

Frey: Bei "On My Way" hat mir der Fritz eine sehr schöne Klaviermelodie vorgespielt, zu der fiel mir ein Text ein. Aber beim Großteil der Songs war zuerst der Text da und dann die Melodie.

Rach: Das ist auch bei meiner normalen Tätigkeit als Produzent, Komponist oder Arrangeur so. Mir ist es lieber, wenn ich einen Text vor mir habe. Vom Text kriege ich schon einen Eindruck, was musikalisch passen könnte, ob das Ganze jetzt ein Schlager wird oder Country-Rock oder was auch immer. Musik zu machen ohne Text ist für mich nur Töne, da kommt nicht viel dabei rum. Für mich ist der Text ausschlaggebend dafür, überhaupt ein vernünftiges Stück Musik zu machen.

"Dann geht's mir wie den Eagles"

Die Musik geht sehr in Richtung Pop-Schlager. Ich finde aber, dass es eine schwermütige Note darin gibt…

Rach: Sylvia, das musst Du beantworten…

Frey: Wie viele schreibt man über Geschichten aus seinem Leben, die authentisch sein wollen, schreibt man aus seinem Leben. Da waren Sachen dabei, die mich sehr geprägt und verletzt haben. Das habe ich einfach von meiner Seele schreiben müssen. Aber es gibt natürlich auch "Happy-Songs" bei uns.

Wie wird die Musik live präsentiert?

Rach: Das ist natürlich eine sehr schwierige Frage in der aktuellen Situation. Wir wollen auf alle Fälle live auf die Bühne. Wir haben ganz vorsichtig einen Termin im Oktober angepeilt. Ob der nun wirklich stattfindet, wissen wir nicht, deswegen können wir da noch fast nichts sagen. Auf alle Fälle wollen wir nächstes Jahr auf die Kleinkunstbühnen. Ich glaube nicht, dass die Musik, die wir machen, für die großen Hallen geschaffen ist. Wir werden wahrscheinlich erst mal zu zweit mit Halbplayback auf die Bühne gehen und halt die Gitarren selbst spielen. Aus dem Playback soll nur kommen, was wir nicht live auf der Bühne reproduzieren können. Langfristig ist geplant, auch eine Band zusammenzustellen. Allerdings: Wenn ich alles, was auf der Platte zu hören ist, live darbieten will, dann geht's mir wie den Eagles, dann brauche ich irgendwann zwölf oder dreizehn Musiker! (lacht)

"Die künstlerische Pause hat das Album nochmal veredelt", sagen Sylvia Frey und Fritz Rach.

"Die künstlerische Pause hat das Album nochmal veredelt", sagen Sylvia Frey und Fritz Rach.

Info

Die LP "Rock My Heart" wurde bei OIS-Records produziert, ist ab 19.06.2020 im Handel und auch bei allen gängigen Download- und Streaming-Portalen wie Amazon, iTunes und Spotify erhältlich.