"Das ist erschreckend"

20 Prozent der Kühe und Schweine verenden vor Schlachtung


Schweine stehen im Stall eines Mastbetriebs. (Symbolbild)

Schweine stehen im Stall eines Mastbetriebs. (Symbolbild)

Von dpa

Auch eingefleischte Fleischesser wollen meist nicht, dass die Tiere unnötig leiden müssen. Zahlen aus dem Umweltministerium zeigen aber, dass viele Nutztiere nur ein qualvolles Leben haben und einfach verenden.

Fast eine Million Schweine, etwa 220.000 Rinder und zwei Millionen Hühner sind im vergangenen Jahr in Bayern schon vor der Schlachtung verendet oder anderweitig ums Leben gekommen. Dies geht aus einer Antwort des Umweltministeriums auf Anfrage der Grünen im bayerischen Landtag hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in München vorliegt. In der parlamentarischen Anfrage beruft sich das Ministerium auf Zahlen aus den Jahren 2019 bis 2021, wonach im Freistaat etwa 4,7 Millionen Schweine und 955.000 Rinder pro Jahr geschlachtet wurden.

"Jedes fünfte Schwein und jedes fünfte Rind in den bayerischen Betrieben ist somit vor der Schlachtung verendet. Das ist erschreckend", sagte Paul Knoblach, Sprecher für Tierwohl der Landtags-Grünen. Die Staatsregierung dürfe hier nicht länger wegsehen. Weiter: Tiere, die an den Tierkörperbeseitigungsanlagen (TBA) angeliefert würden, seien durch Krankheit, Schwäche oder Unfall zu Tode gekommen oder wurden aus diesen Gründen notgetötet. Sie konnten nicht mehr zur Schlachtung abgegeben werden oder waren eventuell transportunfähig. Bei vielen Tieren müsse daher davon ausgegangen werden, dass sie gelitten hätten, bevor sie entsorgt worden seien.

"Wir müssen dringend das System ändern"

Knoblach fordert angesichts der hohen Zahlen und dem dahinter stehenden Leid der Tiere ein Umdenken in der Fleischproduktion: "Die Tierkörperbeseitigungsanlagen sind quasi der Flaschenhals, wenn es um Tierschutzprobleme geht. Hier werden sie besonders gut sichtbar." Hier zeig sich in glasklarer Deutlichkeit, wo es im System hakt. "Wir müssen also das System ändern - und zwar dringend." Obwohl die verendeten Tiere einen wirtschaftlichen Verlust für die Landwirte bedeuteten, hielten viele an der Haltungspraxis fest, bei der Tiere verletzt würden oder die Hygiene schlecht sei.

Es brauche, so Knoblach, mehr tierärztliches Personal, eine systematische Rückverfolgung der Tiere von den Beseitigungsanlagen zu den Höfen, an den Höfen bessere Beratung, um die Probleme dort zu lösen. "Wir müssen von den hohen Falltierzahlen runter. Eine digitale und verpflichtende Tiergesundheitsdatenbank für Bayern könnte helfen, Höfe zu identifizieren, die besondere Probleme haben", sagte er.

Für Knoblach braucht es eine tiergerechte Haltung: "Unsere Tiere müssen ausreichend Bewegung, ausreichend Platz, weiche Liegeflächen, artgerechtes Futter bekommen." Der Druck auf die Tiere müsse durch extensivere Haltungsbedingungen und langsamer wachsende Rassen gemindert werden - "weg von den Turbo-Kühen. Damit bekommen wir gesundere, robuste Tiere." Tiere dürften keine reinen Produktionsgüter sein.