CSU-Bundestagsabgeordneter im Interview

Stephan Pilsinger fordert: Wiesn 2021 nur für Geimpfte!


Das Oktoberfest musste 2020 wegen der Corona-Pandemie ausfallen (Archiv).

Das Oktoberfest musste 2020 wegen der Corona-Pandemie ausfallen (Archiv).

Von Natalie Kettinger

Der Arzt und Bundestagsabgeordnete Stephan Pilsinger spricht im AZ-Interview über sein Konzept für eine Wiesn 2021.

Der Münchner Arzt (33) sitzt für die CSU seit 2017 im Bundestag. Mit der AZ hat er über ein Konzept für eine Wiesn in Pandemie-Zeiten gesprochen.

Herr Pilsinger, aus Kreisen der CSU-Rathaus-Fraktion ist zu hören, Sie würden sich dafür einsetzen, die Wiesn 2021 wieder stattfinden zu lassen - allerdings nur für Menschen, die gegen Corona geimpft sind. Ist das korrekt?

Stephan Pilsinger: Ich bin im Frühjahr 2020 einer der ersten gewesen, die öffentlich eine Absage des Oktoberfestes gefordert haben, um die Gesundheit der Menschen zu schützen und um allen Beteiligten rechtzeitig Planungssicherheit zu geben. Auch unterstütze ich den Kurs der Sicherheit, den Markus Söder in Bayern verfolgt. Daher bin ich der festen Überzeugung, dass die Wiesn nur unter bestimmten Grundvoraussetzungen stattfinden kann.

Unter welchen Voraussetzungen könnte eine Wiesn 2021 stattfinden?

Welchen?

Erstens: Die Risikogruppen, ältere Menschen und Menschen mit chronischen Erkrankungen, die ohne Impfung besonders oft von einem schweren Krankheitsverlauf betroffen sind, müssen bis dahin großteils geimpft sein. Zweitens: Bis dahin müssen sich auch alle Menschen, die eine Impfung wollen, wie geplant problemlos impfen lassen können. Drittens: Die Zahlen müssen, wie im letzten Sommer und Frühherbst, niedrig sein. Viertens: Ein verkleinertes Oktoberfest - ohne Menschen aus Risikogebieten - kann nur mit einem strengen Sicherheitskonzept stattfinden, das wir bereits jetzt frühzeitig planen müssen. Ein solches Schutzkonzept muss nach meiner Meinung auch beinhalten, dass nur registrierte, gegen Covid-19 geimpfte und aktuell getestete Personen, die nicht aus einem Risikogebiet kommen, am Oktoberfest teilnehmen dürfen.

OB Dieter Reiter hat mit seiner Aussage zur "Wiesn light" bereits am 2. Januar 2021 die Debatte über ein Stattfinden des Oktoberfestes ins Rollen gebracht. Deshalb sehe ich nun doch schon so verfrüht die Notwendigkeit über mögliche konstruktive Lösungsansätze zu diskutieren. Das nächste Oktoberfest ist in neun Monaten geplant, ob und wie es stattfinden kann, muss unter einer sachlichen Risiko-/Nutzenabwägung spätestens diesen Frühsommer entschieden werden. Aus ärztlicher und gesundheitspolitischer Sicht bin ich der Überzeugung, dass das nur mit einem ausgeklügelten Hygiene- und Schutzkonzept überhaupt vorstellbar ist. Von einem Stattfinden der Wiesn hängen vor allem bei den Schaustellern und kleinen Gewerbetreibenden viele Existenzen ab. Daher dürfen keine Mühen gescheut werden rechtzeitig alle Optionen ernsthaft zu prüfen.

Besuch einer Wiesn 2021 nur mit personalisiertem Ausweis?

Wie genau stellen Sie sich das vor?

Aus meiner Sicht benötigen wir dazu ein dezentrales Akkreditierungssystem, über das sich die Menschen für einzelne Zeiträume für die Wiesn zulassen können. Dort muss geprüft werden, ob die Impfung vorgenommen worden ist, ein aktuelles Corona-negatives Testergebnis vorliegt und ob die Person aus einem Risikogebiet kommt. Eventuell könnte dort sogar auch eine Corona-Testung durchgeführt werden. In solch einem Zentrum muss dann ein personalisierter Ausweis ausgestellt werden, der zum Besuch der Wiesn zu einem gewissen Zeitpunkt befugt.

Was schlagen Sie noch vor?

Gleichzeitig muss es ein Einlasssystem - vielleicht vergleichbar mit dem in einem Fußballstadion - geben. Dadurch würde sichergestellt, dass nur berechtigte Personen auf die Wiesn kommen. In einer Touristenregion am Roten Meer wurde ein etwas anderes Konzept bereits erprobt. Dort wurde die Einreise in ein entsprechendes Gebiet nur noch mit einem aktuellen negativen Corona-Test erlaubt, um Tourismus auch in Zeiten der Pandemie wieder zu ermöglichen. Ähnliches wurde auch schon bei Kreuzfahrten in diesem Sommer gemacht.

"Impfung gegen Covid-19 muss freiwillig bleiben"

Die Minister Spahn und Seehofer haben sich gegen Sonderrechte für Geimpfte ausgesprochen. Befeuern Sie mit Ihrer Idee nicht eben jene befürchtete Spaltung? Ich bin gegen eine generelle Impfpflicht oder einen staatlichen Immunitätsausweis. Grundsätzlich muss die Impfung gegen Covid-19 freiwillig bleiben. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass es bei einem Volksfest wie der Wiesn, das während der Corona-Pandemie ein nicht geringes Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellt, sachlich gerechtfertigt und zumutbar ist zu sagen: "Wenn du dich nicht impfen und testen lassen möchtest, dann brauchst du halt heuer auch nicht auf die Wiesn zu gehen."

Was ist die Alternative?

Ohne ein wirkungsvolles Schutzkonzept wird die Wiesn leider heuer wieder für alle ausfallen müssen.