Corona-Virus

Söder für Stufenplan: "in Omikron-Wand Tür öffnen"


Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, fährt mit einem Batteriezug.

Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, fährt mit einem Batteriezug.

Von dpa

Die Zahl der Corona-Infektionen steigt in Bayern weiter. Während Gesundheitsämter mit der Meldungsflut ringen, wird weiter kontrovers über Lockerungen diskutiert. Ministerpräsident Markus Söder verlangt dazu vom Bund einen Stufenplan.

Bei steigenden Infektionszahlen geht die Debatte um Lockerungen der Corona-Beschränkungen weiter. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warb erneut für Öffnungsschritte und forderte einen Stufenplan vom Bund. "Der konsequente Einsatz von FFP2-Masken erlaubt die Rücknahme von Kontaktbeschränkungen", schrieb Söder am Sonntag auf Facebook. "Dazu muss der Bund einen Stufenplan vorlegen."

Voraussetzung sei, dass die Kliniken nicht überlastet würden, betonte Söder. "Wenn wir uns sicher sein können, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet wird, dürfen Freiheitsrechte nicht mehr wie in anderen Phasen der Pandemie zurückstehen. Die Menschen haben ein Recht darauf, dass wir schon jetzt Perspektiven für Erleichterungen entwickeln."

In der Berliner Ampel-Regierung gibt es unterschiedliche Meinungen über Öffnungen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sehen die Zeit dafür noch nicht gekommen. Die FDP dringt dagegen auf rasche Öffnungsschritte.

Auf Twitter schrieb Söder weiter, es brauche bei Omikron eine kluge Politik "mit Vorsicht und Hoffnung". Bei Kultur, Sport und Handel sollten weitere Öffnungsschritte angegangen werden, wenn die Krankenhaus-Zahlen stabil blieben. "Nach zwei Jahren mit #Corona wünschen wir uns alle Hoffnung: Wir können in der #Omikron-Wand eine Tür öffnen und vielleicht den Weg von der Pandemie in die Endemie gehen."

Corona-Inzidenz erreicht Höchsstand

Die Corona-Inzidenz in Bayern erreichte am Sonntag erneut einen Höchststand. Das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin meldete 1756,0 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Das sind 14,8 mehr als am Samstag. Der Anstieg fiel damit geringer aus als in den Vortagen. Allerdings wird am Wochenende oft weniger gemeldet als unter der Woche. Bayern liegt weiter deutlich über dem Bundesschnitt. Für Deutschland gab das RKI die Sieben-Tage-Inzidenz mit 1400,8 an.

Auf den bayerischen Intensivstationen zeichnete sich trotz der sich weiter aufbauenden Omikron-Welle eine leichte Entspannung ab. Dort wurden am Sonntag laut bundesweitem Intensivregister (Stand: 9.05 Uhr) 322 Corona-Patienten intensivmedizinisch behandelt - 13 weniger als am Vortag. Die Werte sanken damit erneut leicht.

Der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner warnte in der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag) dennoch vor schnellen Lockerungsschritten. Man könne über diese zwar jetzt nachdenken, "aber realisieren sollte man sie jetzt noch nicht", sagte der Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing. Bis mindestens April seien hohe Inzidenzen zu erwarten. "Zwar gibt es bei Omikron nicht so schwere Verläufe, aber immerhin sind es trotzdem 0,5 Prozent der Neuinfizierten, die rein statistisch gesehen schwer erkranken."

Die Auslastung der Intensivbetten sei "nicht die ganze Wahrheit", betonte Wendtner. "Denn bei Omikron sind stattdessen im hohen Maße eben die Normalstationen gefordert." Auch dort gebe es begrenzte Kapazitäten.

Holetschek unterstützt Vorschlag zu Stufenplan

Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hatte Söders Vorschlag zu einem Stufenplan unterstützt. "Wenn wir die gegenwärtige Situation über das Maximum der Infektionszahlen hinweg halten können, ist uns der Weg für weitere Erleichterungen eröffnet", sagte er der "Augsburger Allgemeinen". Die Situation in den Krankenhäusern müsse genau beobachtet werden. Momentan gebe es dort ein stabiles Bild trotz explodierender Infektionszahlen, sagte der Minister. Allerdings habe die Pandemie gelehrt, "dass wir nicht zu voreilig sein dürfen und wir unsere Situation nicht immer mit anderen Ländern vergleichen können."

Im Rampenlicht wegen der bundesweit höchsten Inzidenz von 3822,8 stand erneut der Landkreis Fürstenfeldbruck. Grund waren massive Nachmeldungen in den vergangenen Tagen. Laut RKI wurden - Stand Sonntag - 810 Fälle neu gemeldet, datiert auf den 5. Februar. Am Freitag hatte sich die Inzidenz in Fürstenfeldbruck durch Tausende Nachmeldungen über Nacht fast verdreifacht, auch am Samstag schnellte die Zahl nach oben. Zuvor lag der Wert sogar unter dem bayerischen Durchschnitt.

Angesicht der extremen Zahlen meldete sich Landrat Thomas Karmasin (CSU) auf Facebook zu Wort und erläuterte, die Zahlen gingen auf einen technischen Fehler und nicht auf eine Infektionswelle zurück. "Wir waren vorher nicht besonders gut und sind jetzt nicht besonders schlecht, sondern wir liegen im Trend des Münchner Umlands." Wichtig sei, dass die Klinik derzeit nicht überlastet sei.

Meldeverzögerungen haben bereits mehrfach zu Verzerrungen für einzelne Landkreise geführt - nach oben wie nach unten. Unter anderem der Landkreis Starnberg war davon betroffen gewesen.

Seit Beginn der Pandemie haben sich nach Angaben des RKI im Freistaat mehr als zwei Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Mehr als 230.700 der Fälle wurden allein in den vergangenen sieben Tagen gemeldet. Die Zahl der registrierten Todesfälle im Zusammenhang mit Corona seit Beginn der Pandemie stieg um 8 auf 20.635 (Stand Sonntag: 03.28 Uhr).