Corona-Tests für alle

idowa-Umfrage: Nur jeder Dritte will sich jetzt testen lassen


Seit dem 1. Juli können alle Bayern sich kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. (Symbolbild)

Seit dem 1. Juli können alle Bayern sich kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa

Seit dem 1. Juli können sich in Bayern alle Menschen freiwillig auf das Coronavirus testen lassen - auch ohne Symptome. Zuvor war das nur in begründeten Verdachtsfällen möglich. In unserer jüngsten Umfrage hat allerdings nur ein Drittel der Befragten angegeben, die neue Möglichkeit auch zu nutzen.

"In Bayern soll man sich künftig auch ohne Symptome oder Kontakt zu Corona-Patienten testen lassen können. Werden Sie das Angebot nutzen?" - das wollten wir in der vergangenen Woche von unseren Lesern wissen. Knapp 2.400 Menschen haben sich an unserer Umfrage beteiligt. Davon wollen 782 (33 Prozent) einen Test durchführen lassen. 1.083 (46 Prozent) haben das nicht vor. Und 513 (21 Prozent) sind bislang noch unschlüssig.

Für Prof. Dr. Thomas Loew, den Leiter der Abteilung für Psychosomatik am Universitätsklinikum Regensburg (UKR), ist das Ergebnis nicht überraschend. "Hat man keine Symptome, ist die Reaktion 'Ich lasse mich nicht testen' erst einmal ganz vernünftig", so Loew. Zudem müsse man auch zwischen den "normalen" Corona-Tests und Antikörper-Tests unterscheiden. Kostenlos angeboten wird seit vergangenem Mittwoch der Corona-Test. Dieser sei allerdings immer nur eine Momentaufnahme. Wirklich infektiös ist ein Patient laut Loew wahrscheinlich nur am Tag vor den ersten Symptomen und dann weitere zwei bis drei Tage nach der Erkrankung. Dafür spreche auch, dass sich selbst bei Familien in Quarantäne nicht alle infizieren, wenn ein Mitglied ansteckend war. Die Quarantänezeit ist mit 14 Tagen sicherheitshalber aber deutlich höher angesetzt. Dementsprechend sei nur ein Teil der als Neuinfektionen deklarierten Fälle auch tatsächlich ansteckend. Das lässt sich auch in Straubing beobachten. Die Fallzahlen in der Stadt lagen am Wochenende (Stand Freitagabend) bei 422 bestätigten Infektionen mit dem Coronavirus. Davon wurden aber nur noch 12 Personen als aktuell infiziert eingestuft.

Prof. Dr. Thomas Loew leitet die Abteilung für Psychosomatik am Universitätsklinikum Regensburg.

Prof. Dr. Thomas Loew leitet die Abteilung für Psychosomatik am Universitätsklinikum Regensburg.

Trotzdem gebe es natürlich Situationen, in denen ein Test auch ohne Syptome Sinn mache, erläutert Loew. In Krankenhäusern oder Altenheimen etwa. Oder in Landkreisen und Städten, die ein erhöhtes Infektionsgeschehen aufweisen. Auch Straubing war zeitweise ein Corona-Hotspot. "Insofern überrascht es mich nicht nicht, dass ein Drittel der Befragten einen Test duchführen möchte", sagt Loew. Trotzdem sieht er die Corona-Tests für alle auch kritisch - allein schon wegen der Kosten. "Lassen wir den Test mal 40 Euro kosten und sagen, dass von den knapp 13 Millionen Bayern eine Million einen Test machen möchte. Dann wären wir bei Kosten von 40 Millionen Euro. Und eigentlich müsste der Test im Verdachtsfall immer wieder wiederholt worden und dann wird das richtig teuer."

Professor Dr. Bernd Salzberger leitet die Infektiologie an der Uniklinik Regensburg.

Professor Dr. Bernd Salzberger leitet die Infektiologie an der Uniklinik Regensburg.

Etwas differenzierter sieht das Prof. Dr. med. Bernd Salzberger, Leiter der Infektiologie am Universitätsklinikum Regensburg: "Das Angebot, dass sich die Menschen in Bayern jetzt auch ohne Symptome auf das Coronavirus testen lassen können, ist an sich eine gute Sache. Denn für die Menschen, die sich testen lassen, ist es mit keinem großen Aufwand verbunden. Deshalb verstehe ich die Aufregung nicht so ganz." Laut Salzberger soll man nicht davon ausgehen, "dass sich jetzt alle 13 Millionen Menschen in Bayern testen lassen", denn das sei "natürlich nicht machbar". Sinnvoll sei dieser Test aber vor allem, wenn man krank ist oder einen Risikokontakt hatte. "Für Menschen ohne Symptome macht der Test dagegen wenig Sinn", so Salzberger weiter.