Corona-Pandemie

Söder: Praktischer "Lockdown" für Kreis Berchtesgaden


Von dpa

Ausgerechnet das Alpenidyll an Deutschlands Südspitze ist zum absoluten Corona-Hotspot geworden. 252 Neuerkrankungen auf 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen zählt der Kreis Berchtesgaden. Für Ministerpräsident Markus Söder ist klar: Es braucht einen "Lockdown".

Corona-Angst am Fuße des Watzmann: Im Kampf gegen die extrem gestiegenen Corona-Infektionszahlen im oberbayerischen Landkreis Berchtesgaden will Ministerpräsident Markus Söder (CSU) praktisch einen "Lockdown" verhängen. Es werde ein Maßnahmenpaket geben, "das einem Lockdown entspricht", sagte Söder. Das Robert Koch-Institut meldete am Montag für den Landkreis Berchtesgaden eine Sieben-Tage-Inzidenz von 252,1 - das war zunächst ein bundesweiter Rekord.

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) solle gemeinsam mit dem Landkreis und der Regierung von Oberbayern die Details ausarbeiten. Das öffentliche Leben müsse im Kreis Berchtesgaden heruntergefahren werden. "Anders geht es nicht", sagte Söder. Die Kontakte der Infizierten könnten dort nicht mehr verfolgt werden. "Also müssen Kontakte fundamental beschränkt werden", sagte er. Es werde sehr konsequent und sehr deutlich reagiert werden. "Es wird das härteste Protokoll sein, dass wir jetzt an der Stelle haben werden."

Der Kreis Berchtesgaden ist mit einer Bevölkerungsdichte von 126 pro Quadratkilometer vergleichsweise dünn besiedelt. Wie es zu der Infektionswelle kommen konnte, ist nicht genau geklärt. "Ausgangspunkt war auch wieder eine entsprechende Party", sagte Söder. Möglicherweise kommen weitere Infektionsherde infrage. Auch die Nähe zu Österreich dränge zu einschneidenden Maßnahmen, sagte Söder. Wenn jetzt nicht konsequent gehandelt würde, sei die hohe Zahl nicht mehr zu reduzieren.

Söder kündigte auch an, dass Polizei und Ordnungsbehörden in Bayern verstärkt auf die Durchsetzung der Regeln achten werden. "Wir gehen davon aus, dass 90 Prozent der Bevölkerung sich daran hält", sagte Söder. "Es gibt aber auch einige, die das nicht tun", fügte er hinzu und nannte illegale Partys und Shisha-Partys als Beispiele. "Es werden auch Bußgelder verhängt und gegen einzelne, professionelle Veranstalter auch weitergehende Maßnahmen."

Der Landkreis Berchtesgaden zählte alleine seit vergangenen Freitag 118 neue Corona-Infektionen, wie das Landratsamt am Montag mitteilte. Mehr als 700 Kontaktpersonen befänden sich in häuslicher Quarantäne. In den Kliniken des Landkreises würden derzeit 13 an Covid-19 erkrankte Patienten stationär betreut, keiner von ihnen auf der Intensivstation. Allerdings gehen Mediziner davon aus, dass schwere Verläufe der Erkrankung mit Zeitverzug auftreten werden.