Corona-Krise in Bayern

Masken, lüften, hoffen: Bayerns Schulkonzept in Corona-Zeit


Ein Plakat mit der Aufschrift "Maskenpflicht". Foto: Kay Nietfeld/dpa/Symbolbild

Ein Plakat mit der Aufschrift "Maskenpflicht". Foto: Kay Nietfeld/dpa/Symbolbild

Von mit Material der dpa

Bayerns Schüler und Lehrer werden sich zu Beginn des neuen Schuljahrs im Klassenzimmer nicht mehr anlächeln können. Denn an allen weiterführenden Schulen muss von kommender Woche auch im Unterricht an den ersten neun Schultagen eine Maske getragen werden. Einzig die Grundschulen sind von der in der bayerischen Schulhistorie einmaligen Vorschrift ausgenommen.

Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montag nach mehrstündigen Beratungen mit Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sowie Vertretern von Eltern, Schülern und Lehrern in der Staatskanzlei. Doch letztlich seien Masken derzeit das einzige wirksame Mittel gegen eine Verbreitung des Virus, da sie das Ansteckungsrisiko um 90 Prozent senken könnten. Piazolo sprach von einem "sauren Apfel", den es zu schlucken gelte.

Söder betonte, dass Schulschließungen das größere Übel wären. Darüber habe in den Gesprächen Einigkeit bestanden. Allerdings müsse allen klar sein, dass es trotz aller Maßnahmen zu Corona-Fällen und damit auch zu Schulschließungen kommen könne. Letztlich stehe die Schulfamilie wie die Politik vor der Aufgabe, eine Balance zwischen Sicherheit und Bildungsauftrag zu finden. Entscheidend sei, flächendeckende Schulschließungen zu verhindern.

Landesschülersprecher Joshua Grasmüller nannte dies das "Worst Case Szenario". Mit den Masken würden auch gerade die zu Risikogruppen gehörenden Schüler wie Lehrer besonders geschützt. Dauerhaft seien Masken im Unterricht aber kritisch zu sehen.

Am Dienstag will das Kabinett die Vorgaben beschließen, auf deren Grundlage dann alle Schulen je nach Lage vor Ort Hygienekonzepte erstellen. Diese setzen abseits der Masken, die im sonstigen Schulgebäude auch über die neun Schultage hinaus getragen werden müssen, auf regelmäßiges Lüften, möglichst große Abstände zwischen den Schülern und mittel- und langfristig wenn möglich auch die Anschaffung von Luftreinigungssystemen. Ferner sollen freiwillige Testreihen für Lehrer und bei den kommunalen Testzentren auch für Schüler helfen, Infektionen früh zu erkennen.

Um besser für Heim-Unterricht gerüstet zu sein, kündigte Söder die Anschaffung von 250 000 Computern und Laptops für Schüler sowie 120 000 für Lehrkräfte an. Dies werde aber nicht über Nacht gehen. Um überfüllte Schulbusse zu vermeiden, will die Staatsregierung den Schulen zudem die Kosten für zusätzliche Transportmittel vollständig erstatten.

"Die Schule muss ein Ort des Vertrauens sein, nicht der Unsicherheit", sagte Söder. Das gelte für den Start der 1,7 Millionen Schüler an den rund 6200 öffentlichen Schulen in diesem Jahr besonders. Trotz Pandemie müsse auch Freude in der Schule möglich sein. Eine Testpflicht für alle Schüler vor Schulbeginn, wie er an Privatschulen diskutiert werde, sei für die allgemeinbildenden Schulen keine Option, sagte Walburga Krefting für die bayerischen Lehrerverbände.

Piazolo betonte, wegen der Schulpflicht sei die Situation anders als in Geschäften oder Cafés. "Wir wollen in der Schule kein Risiko eingehen", sagte er. Schüler und Lehrer ohne entsprechendes Attest dürften ohne Masken nicht am Unterricht teilnehmen. Zugleich müsse die Schule als sozialer Interaktionsraum erhalten bleiben. Hier gehe um mehr als einen Ort zum Lernen.

Der designierte Vorsitzende des bayerischen Schulleitungsverbandes, Andreas Fischer, kündigte an, Eltern und Schüler, die die Masken ablehnten, ""offensiv beraten" zu wollen. Für mehr Sicherheit wären auch weitere Reihentestungen für Lehrer im Herbst eine "gute Sache".

Bayern geht damit im Kampf gegen das Corona-Virus einen ähnlichen Weg wie Nordrhein-Westfalen. Hier lief eine 14-tägige Maskenpflicht im Unterricht an weiterführenden Schulen am Montag aus. Söder betonte, dass die neun Tage in Bayern inklusive der Wochenenden letztlich fast die komplette Inkubationszeit des Virus von 14 Tagen abdeckten.

Die Opposition reagierte mit Kritik. Neben vielen blumigen Worten sei kein durchdachtes Konzept erkennbar, sagte Matthias Fischbach (FDP). Auch die SPD monierte, dass es an Lehrern fehle. Die Grünen mahnten an, dass gerade mit Blick auf die kalte Jahreszeit Luftreinigungssysteme angeschafft werden müssten.