Corona-Krise

Bayern lockert Corona-Maßnahmen deutlich - ein Überblick


Von dpa

Seit dem 21. März ist das Leben in Bayern wegen des Coronavirus weitgehend lahmgelegt. Weil die Infektionszahlen sinken, sieht jetzt auch ein Exit-Fahrplan für den Freistaat mehr Freiheiten vor. Ein Überblick.

In Bayern sind aktuell nur noch rund 6.400 Menschen am Coronavirus erkrankt. Das sagte Ministerpräsident Markus Söder am Dienstag nach der Kabinettssitzung in München. Alleine im Vergleich zur vergangenen Woche habe sich die Zahl der Erkrankten halbiert. Nun sei es entscheidend, aus der Krise herauszukommen, langsam und sicher sei das oberste Gebot. "Heute ist Zeit zum Handeln", betonte der CSU-Chef. "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für ein vorsichtiges Öffnen. Die Erfolge sind eindeutig."

Die neuen Lockerungsmaßnahmen

Ausgangsbeschränkungen

Schon ab Mittwoch hebt Bayern die Ausgangsbeschränkungen auf. Das heißt, dass man die eigene Wohnung oder das Haus auch ohne einen "triftigen Grund" verlassen kann. Auch Motorradtouren sind dann wieder möglich. Es gilt jedoch weiterhin ein Distanzgebot: Wo immer möglich sollen mindestens 1,5 Meter Abstand gehalten werden. Auch die Kontaktbeschränkungen und ein Verbot von Menschenansammlungen im öffentlichen Raum bleiben bestehen. Man darf also auch weiterhin nur mit einer Person außerhalb des eigenen Hausstandes zugleich Kontakt haben.

Eine Ausnahme gibt es da künftig für Familienmitglieder, auch wenn sie nicht zum eigenen Haushalt gehören. Ab Mittwoch ist es erlaubt, Angehörige aus dem engeren Kreis zu treffen oder zu besuchen - also etwa Kinder, Eltern, Großeltern und Geschwister. "Wir wollen die Familie stärken", sagte Söder dazu am Dienstag.

Lockerung des Besuchsverbots in Kliniken und Pflegeheimen

Bayern lockert das strikte coronabedingte Besuchsverbot in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Ab dem Wochenende sind wieder Besuche von einer festen Kontaktperson erlaubt - unter strikten Hygiene- und Schutzmaßnahmen. Das beschloss das Kabinett am Dienstag in München, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) anschließend mitteilte.

Alle Geschäfte dürfen wieder öffnen

Nach wochenlangen coronabedingten Zwangs-Schließungen dürfen in Bayern ab kommenden Montag alle Geschäfte wieder öffnen, also auch alle größeren. Die bisherige Beschränkung auf eine Verkaufsfläche von maximal 800 Quadratmetern entfällt, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in München mitteilte.

Dienstleistungsbetriebe

Ab kommender Woche sollen auch Dienstleistungsbetriebe, etwa Nagel- und Kosmetikstudios, wieder öffnen dürfen. Die Bedingungen werden ähnlich sein wie bei den Friseurbetrieben. Auch Tattoostudios dürfen mit entsprechenden Auflagen wieder aufmachen.

Schrittweise Öffnung von Gaststätten und Hotels

Nach wochenlanger Zwangspause dürfen in Bayern auch Gaststätten und Hotels schrittweise wieder öffnen: Außenbereiche von Gaststätten am 18. Mai, Speiselokale im Innenbereich am 25. Mai, Hotels am 30. Mai. Das beschloss das Kabinett am Dienstag in München. Wie viele Personen an einem Tisch sitzen dürfen, muss im Detail noch geklärt werden. Das teilte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger mit.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat strenge Kontrollen nach der Öffnung der Gastronomie angekündigt. "Das ist alles kein Kavaliersdelikt", sagte er am Dienstag nach der Kabinettssitzung in München. Es werde bei Verstößen beispielsweise gegen Abstandsregeln "hohe Ordnungswidrigkeitsstrafen" geben.

Schulen in Bayern öffnen schrittweise - Alle Klassen nach Pfingsten

Mitte Juni sollen alle bayerischen Schüler wieder in die Schule gehen können - "wenn das Infektionsgeschehen es zulässt", sagte Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in Bayern. Es solle geteilte Klassen und kleine Gruppen geben mit höchstens 15 Schülern. Außerdem sollen sich Präsenzphasen mit Lernen zu Hause abwechseln, damit Klassen im Wechsel in der Schule sind. Es soll aber "soviel Schule wie möglich" geben. Außerdem soll es eine Maskenpflicht auf den Fluren und dem Schulhof, nicht aber im Unterricht geben. An den Ferienzeiten soll sich nach Angaben Piazolos nichts ändern. "Die Ferien bleiben."

Die weitere schrittweise Öffnung der Schulen soll am 11. Mai zunächst mit den Jahrgängen weitergehen, die im kommenden Jahr ihren Abschluss machen, sowie mit den Viertklässlern der Grundschulen. Am 18. Mai sollen die 1. Klassen folgen, die 5. Klassen der Mittelschulen sowie die 5. und 6. Klassen der Realschulen und Gymnasien. Alle weiteren kommen dann nach den Pfingstferien. Abschlussklassen dürfen seit Ende April wieder die Schule besuchen.

Maskenpflicht an Bayerns Schulen - aber nicht im Unterricht

Schüler müssen an Bayerns Schulen künftig Masken tragen - allerdings nicht im Unterricht. Es solle "keine Maskenpflicht im Unterricht" geben, die Schüler sollten aber "an der Schule" - also beispielsweise auf dem Schulhof - Masken tragen, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in München.

Spielplätze in Bayern öffnen wieder

Nach wochenlangen coronabedingten Sperrungen und Schließungen dürfen ab diesem Mittwoch Spielplätze in Bayern wieder freigegeben werden. Das teilte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach einer Kabinettssitzung am Dienstag in München mit. Damit setzt der Freistaat eine Bund-Länder-Vereinbarung aus der vergangenen Woche um.

50 Prozent der Kinder bis Pfingsten wieder in die Kitas

Bayern will die Hälfte aller Krippen- und Kindergartenkinder bis Pfingsten wieder in die Kitas bringen. Das sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in München. Ab kommenden Montag dürfen aber bestimmte Kinderbetreuungseinrichtungen wieder öffnen, unter anderem Waldkindergärten und Tagespflegeeinrichtungen mit bis zu fünf Kindern.

Kindergärten öffnen für Vorschulkinder

Vorschulkinder sollen ab 25. Mai wieder den Kindergarten besuchen können. Sie seien schon ein Stück weit älter und könnten die Hygienemaßnahmen besser verstehen, teilte Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) nach der Kabinettssitzung am Dienstag in München mit. Der Kindergarten habe bei ihnen auch einen Bildungsauftrag. Außerdem wolle man den Buben und Mädchen Gelegenheit geben, sich vor ihrem Schulbeginn im Herbst vom Kindergartenleben zu verabschieden.

Tagesmütter dürfen schon ab kommendem Montag wieder die Betreuung aufnehmen - allerdings nur von kleinen, festen Gruppen mit maximal fünf Kindern. Außerdem soll privat organisierte, wechselseitige Kinderbetreuung in festen Kleingruppen von maximal drei Familien erlaubt sein. Auch Kindern mit besonderem erzieherischem Bedarf und Kindern mit Förderbedarf soll eine Betreuung ermöglicht werden.

Museen und Freizeiteinrichtungen in Bayern öffnen wieder

Nach der mehrwöchigen Zwangspause wegen der Corona-Krise dürfen ab kommendem Montag Museen, Zoos, Bibliotheken, Galerien, Ausstellungen und Gedenkstätten in Bayern wieder öffnen. Das sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach einer Kabinettssitzung am Dienstag in München. Damit setzt der Freistaat eine Bund-Länder-Vereinbarung aus der vergangenen Woche um.

Freibäder und Fitnessstudios bleiben weiterhin geschlossen

Freibäder bleiben vorerst weiter geschlossen. Da gehe vor Juni gar nichts, weil da die Infektionsgefahr zu hoch sei, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach einer Kabinettssitzung am Dienstag in München. Das gilt auch für Anlagen in Hotels: Gemeinschaftlich genutzte Angebote wie Wellness oder Schwimmbäder können laut Staatsregierung noch nicht öffnen. Auch Fitnessstudios bleiben weiterhin geschlossen. Wann sie wieder öffnen dürfen, sagte Söder nicht.

Fahrschulen und Musikschulen

Wer seinen Führerschein machen will, hat dazu ab Montag wieder die Möglichkeit: Der Theorieunterricht soll mit genügend Abstand gehalten werden, im Auto gilt eine Maskenpflicht. Auch Musikschüler können den Einzelunterricht wieder aufnehmen - auch in den eigenen vier Wänden.

Bayern erlaubt bestimmte Sportarten

Die Menschen in Bayern dürfen von kommenden Montag an wieder Individualsport ausüben. Das beschloss das Kabinett, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag mitteilte. Zu dem "kontaktlosen Einzelsport", der ab 11. Mai wieder möglich ist, zählen etwa Tennis, Leichtathletik, Golf und Segeln, weil das vor allem im Freien ausgeübt wird. Aber auch Reitunterricht in der Halle sei möglich. Training und Wettkämpfe in Mannschaftssportarten wie etwa dem Amateurfußball sind weiterhin nicht erlaubt. Söder erinnerte, dass trotz des Wegfalls der Beschränkungen für den Einzelsport weiter überall der Mindestabstand zwischen den Sportlern gewahrt werden müsse. Auch seien Hygienemaßnahmen einzuhalten.

Mannschaftssportler, also vor allem Fußballer in den unteren Ligen, müssen dagegen weiter warten. Der für den Sport zuständige Innenminister Joachim Herrmann (CSU) arbeite mit dem Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) an Konzepten, wie es mit anderen Sportarten weitergehen könne, sagte Söder. Am Mittwoch will sich Herrmann bei einer Pressekonferenz zu den Themen äußern.

Das bayerische Konzept sei mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) abgestimmt. Söder betonte mit Blick auf die Konferenz von Bund und Ländern am Mittwoch, dass der bayerische "Pfad der Vernunft" auch für andere Länder eine Blaupause sein könne, die wie Bayern nicht überstürzt handeln wollten.

Motorradtouren sind unter bestimmten Bedingungen erlaubt

"Mit der Aufhebung der allgemeinen Ausgangsbeschränkungen sind ab Mittwoch, den 6. Mai, auch Motorradtouren wieder möglich, ohne dass es eines triftigen Grundes zum Verlassen der Wohnung bräuchte. Wichtig sei allerdings weiterhin, die bestehende Kontaktbeschränkung und das Distanzgebot zu wahren, etwa bei einer Pause im Rahmen der Motoradtour", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann am Dienstag.