Content-Netzwerk von ARD und ZDF Ausgefunkt: Wie schlagen sich die Öffentlich-Rechtlichen in den sozialen Medien?
Das Fernsehen hat ein Problem. Wenn Jugendliche nichts mit sich anzufangen wissen, zücken sie ihren treuesten Langeweile-Killer, das Smartphone. Das Internet bedroht immer stärker die TV-Programme.
Die tägliche Fernsehreichweite bei 14- bis 29-Jährigen stürzte von über 80 Prozent um das Jahr 2005 ab auf 38 Prozent heute, wie die Langzeitstudie zur Massenkommunikation von ARD und ZDF zeigt. Junge Zuschauer ketten sich an keine Sendefolgen mehr, sondern klicken wann und wo sie wollen auf das, was ihnen spontan zusagt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dem Fernsehen der Stecker gezogen wird.
Diese Entwicklung will der öffentlich-rechtliche Rundfunk stoppen. Deshalb gründeten ARD und ZDF 2016 das Jugendnetzwerk Funk. „Wir gehen dorthin, wo die Zielgruppe sich aufhält“, erklärt das Funk-Presseteam. Funktioniert das?
Gekaufter Ruhm
Ein Blick auf die Zahlen verrät: Ja! Funk-Kanäle landen regelmäßig in den YouTube-Trends, so etwa der Wissenschaftskanal „maiLab“ von der Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim. Sie erhielt für ihre Aufklärung zu Corona sogar den Bundesverdienstorden. Gut sieht es auch beim offiziellen Instagram-Kanal von Funk aus, der über 300 000 Follower zählt.
Solche Zahlen sind für Funk wichtig, um das eigene Bestehen rechtfertigen zu können. Denn die ganze Bevölkerung zahlt Rundfunkgebühren. Als Gegenleistung ist es Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Medien und damit auch die von Funk, möglichst alle mit hochwertigem Inhalt zu erreichen. Das geschieht auch: Einer Befragung der SWR- und ZDF-Medienforschung zufolge kennen mittlerweile 82 Prozent der Zielgruppe die Marke Funk.
Der Erfolg darf die Hintergründe solcher Zahlen nicht verdecken: Manche Funk-Größen sind nämlich gar keine – zumindest keine hausgemachten. Funk-Originale wie „maiLab“ gibt es zwar. Andere, darunter Comedy-Star Phil Laude, der Kanal „MrWissen2go“ oder das Format „Leeroy will’s wissen“, kamen aber erst später dazu. Sie alle hatten da schon erfolgreiche YouTube-Jahre hinter sich. Funk hat sie mit Beitragsgeldern dazugekauft. Und mit ihnen ihre Reichweite.
Eigentlich müsste das Netzwerk mit hohen Aufrufzahlen beweisen, wie gut die eigenen Formate ankommen. Und warum es sich lohnt, sie öffentlich zu finanzieren. Das Geld fließt nun auch an Produzenten, die sich ohne Funk schon behaupten konnten. Funk erweckt den Eindruck, nicht das Zeug zur Star-Schmiede zu haben.
Dennoch: Für den User hat es Vorteile, wenn sich ein Kanal mit Funk zusammenschließt: „Denkt dran, Phil ist Teil von Funk, ihr könnt euch den Song herunterladen“, schreibt ein Nutzer unter einem Musikvideo von Phil Laude. Dank einer Vereinbarung mit YouTube ist die Download-Funktion – sonst nur zahlenden Premiumkunden zugänglich – für alle kostenlos verfügbar. Außerdem ploppen bei Funk keine Anzeigen ins Bild, schließlich ist es nicht auf Werbegelder angewiesen.
Bunt und reichhaltig
Genau das tut vor allem den Inhalten gut. „In einem marktwirtschaftlichen Umfeld können Qualitätsmedien speziell für Jugendliche schwer bestehen“, erklärt Kathrin Buchner. Sie ist Teamleiterin Digital bei Puls, dem jungen Programm des BR, dessen Social-Media-Inhalte auch zu Funk gehören.
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