Chaos nach Übernahme von Elon Musk

Wie stabil ist die Infrastruktur von Twitter?


Was hat er vor mit seiner App? Das weiß Elon Musk vielleicht nicht einmal selbst.

Was hat er vor mit seiner App? Das weiß Elon Musk vielleicht nicht einmal selbst.

Seit Elon Musk das Netzwerk übernommen hat, herrscht Chaos. Der Chef selbst testet neue Funktionen, Ex-Mitarbeiter geben nun Einblick ins Innere.

Das Wichtigste zuerst: Twitter läuft noch. Der Dienst ist nach wie vor erreichbar, der blaue Vogel thront wie gewohnt oben in der Smartphone-App. Und doch wäre es vielleicht passender, ihm ein paar Federn auszurupfen. Denn ehemalige Twitter-Mitarbeiter zeigen nun, wie die Lage im Twitter-Maschinenraum ist.

Seit Elon Musk den Kurznachrichtendienst übernommen hat, hat der Multi-Milliardär Schätzungen zufolge mindestens zwei Drittel der Mitarbeiter gefeuert. Und das hat Folgen für die Systeme hinter dem Dienst. Matthew Tejo war bis August 2022 mehrere Jahre lang für die Zuverlässigkeit bei Twitter verantwortlich. Auf seinem Blog schreibt er, dass das Netzwerk wohl nicht von einem auf den anderen Tag zusammenbrechen wird. Denn dafür gebe es zu viele Sicherheitsnetze und doppelte Böden. Das wahrscheinlichere Szenario sei, dass die Plattform langsam, aber sicher erodiert.

Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass sich kleine Fehler bereits häufen: Tweets verschwinden, Benachrichtigungen fehlen, Bilder laden nicht. Besonders kritisch könnte es werden, wenn unplanbare Dinge geschehen: Hacker greifen an, Server fallen aus.

Auch Ramin Khatibi kümmerte sich in seiner Zeit bei Twitter um die Zuverlässigkeit von App und Webseite. Der SZ sagte er, dass er daran zweifele, dass Twitter langfristig stabil bleibe. Schuld daran hat vor allem der neue Chef selbst. Denn ob verschiedenfarbige Haken oder das neue Bezahlmodell: Elon Musk probiert nach Lust und Laune neue Funktionen ohne große Testphase im laufenden Betrieb aus. Und gerade das ist gefährlich: "Schnell Features auszurollen, kann die internen Systeme zersetzen, wenn diese Features ohne Rücksicht auf Ressourcen oder technische Beschränkungen entworfen werden", sagt Ramin Khatibi.

Dem Multi-Milliardär selbst scheinen die Warnungen jedoch egal zu sein. Neueste Episode des Wahnsinns: Diese Woche stellte der Twitter-Chef, der nach dem Ergebnis seiner eigenen Umfrage sich eigentlich vorgenommen hat, als solcher zurückzutreten, seinen Account für einen Tag auf privat. Heißt: Nur Follower konnten seine Tweets sehen. Warum das Ganze? Wohl, um zu testen, ob die Sichtbarkeit seiner privaten Tweets höher ist als die seiner öffentlichen. Wieder so ein Schnellschuss.

Hinweis: Dieser Text stammt aus der Freistunde, der Kinder-, Jugend- und Schulredaktion der Mediengruppe Attenkofer. Für die Freistunde schreiben auch LeserInnen, die Freischreiben-AutorInnen. Mehr zur Freistunde unter freistunde.bayern.