Bundeswehr

"Air Defender 23": Sperrungen "so gering wie möglich" halten


Ein Airbus A400M Transportflugzeug (o) fliegt neben Militärflugzeugen über den Fliegerhorst Wunstorf.

Ein Airbus A400M Transportflugzeug (o) fliegt neben Militärflugzeugen über den Fliegerhorst Wunstorf.

Von Von Carsten Hoffmann, dpa

Stundenweise gehört der Himmel über einigen Regionen Deutschlands im Juni Kampfjets, Transport- und Tankflugzeugen. Piloten und Besatzungen aus 18 Nationen trainieren, wie sie einen Angreifer bekämpfen. Die Nato-Übung könnte auch Auswirkungen auf zivile Flüge haben.

Bei der größten Verlegeübung von Kampfflugzeugen seit dem Bestehen der Nato im Juni will die Luftwaffe Einschränkungen im Luftraum über Deutschland "so gering wie möglich" halten. Allerdings werde es in den drei militärisch genutzten Luftübungsräumen Nord, Süd und Ost täglich zeitversetzt für etwa zwei Stunden keinen zivilen Flugverkehr geben, teilte die Luftwaffe mit. Und: "Damit der Luftraum dann tatsächlich frei ist, werden dort auch kurze Zeiträume vor und nach diesen zwei Stunden gesperrt werden." Die Fluggesellschaften müssen diese Gebiete dann umfliegen.

Bei der Übung "Air Defender 23" werden Piloten und Besatzungen mit mehr als 220 Flugzeugen aus 18 Nationen vom 12. bis 23. Juni üben, wie sie einen Angreifer abwehren. Sechs weitere Nationen entsenden Beobachter oder sind logistisch beteiligt. Deutschland plant und führt diese Nato-Übung und stellt den Luftraum bereit. Um für einen realen Krisenfall gerüstet zu sein, sollen Piloten und Besatzungen nach Angaben der Luftwaffe gemäß dem Prinzip "train as you fight" (Trainiere so, wie du kämpfst) dort üben, wo sie im Ernstfall eingesetzt werden.

"Wir fliegen an zehn Tagen im gesamten Übungszeitraum. Zehn von 365 Tagen. Ich denke, das ist ein hinnehmbarer Anteil für die Verteidigung unserer aller Freiheit und Demokratie", sagte der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Mit Air Defender 2023 zeigen wir, dass Deutschland Führung kann und wir mehr Verantwortung übernehmen."

Nach der Invasion Russlands in die Ukraine und vor dem Hintergrund russischer Drohgebärden haben die Nato-Bündnispartner die gemeinsame Verteidigung wieder in den Mittelpunkt ihrer Vorbereitungen gestellt. Das Übungsszenario im Juni basiert auf einer Beistandsverpflichtung gemäß Artikel 5 des Nato-Vertrages. Angenommen wird also die gemeinsame Reaktion auf einen bewaffneten Angriff gegen einen oder mehrere Bündnispartner. Bis zu 10.000 Soldaten sind an der Übung beteiligt.

Die USA verlegen bei der Übung mehr als 100 Flugzeuge ihrer Air National Guard aus den USA hauptsächlich auf die vier Standorte Jagel/Hohn in Schleswig-Holstein, Wunstorf in Niedersachsen, Lechfeld in Bayern und Spangdahlem in Rheinland-Pfalz. Es kommen Tarnkappenjets F-35 und Tankflugzeuge, Transporter und die als "Warzenschwein" bezeichneten Erdkampfflugzeuge A-10 Thunderbolt, spezialisiert auf die Zerstörung gegnerischer Panzer und anderer Bodenziele. Die Verlegung findet in der Woche vor dem 12. Juni statt, die Rückverlegung nach dem 23. Juni.

Nach aktuellen Planungen der Luftwaffe wird der Übungsraum Ost mit Teilen der Ostsee und der Küstenregion von Mecklenburg-Vorpommern zwischen 11.00 Uhr und 13.00 Uhr, der Übungsraum Süd - ein Korridor vom bayerischen Lechfeld zum Übungsplatz Baumholder (Rheinland-Pfalz) - zwischen 14.00 Uhr und 16.00 Uhr und der nördliche Übungsraum - größtenteils über der Nordsee gelegen - zwischen 17.00 Uhr und 19.00 Uhr für die militärische Nutzung reserviert sein. Dazu kommen Zeiten vor und nach den Übungen. Am Wochenende finden demnach keine Übungsflüge statt. Die Übungsräume seien überdies weitgehend identisch mit den bereits permanent durch die Luftwaffe genutzten Flugkorridoren.

Welche Folgen hat das für Flugpassagiere? Die Luftwaffe verweist darauf, dass der unmittelbare Flugbetrieb zu den großen zivilen Flughäfen in Deutschland nicht gesperrt werde, es aber zu zeitlichen Verschiebungen kommen könne. Die Detailplanung für Flugzeiten und -routen über Deutschland während der Übung sei noch nicht abgeschlossen. Derzeit laufen demnach Simulationen der Deutschen Flugsicherung zusammen mit Eurocontrol. Die finale Planungskonferenz mit allen beteiligten Nationen findet Mitte April statt.

Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.