"Es ist egal, zu welchem Zeitpunkt man einen Menschen verliert, es ist immer zu früh und es tut immer weh.“ Die Tochter hat den Spruch ausgesucht, der jetzt unter dem Foto von Anna H. im Sterbebild steht.

Was den Trauerprozess der Familie belastet: Sie glaubt, ihre an den Folgen einer Corona-Infektion gestorbene Mutter und Großmutter sei im BRK-Seniorenheim in Mallersdorf nicht ausreichend versorgt worden. Sie glaubt, sie könnte vielleicht noch leben, wenn sie eher in die Kreisklinik Mallersdorf gebracht worden wäre. Michael Meister, Leiter des Seniorenheims, weist die Vorwürfe zurück: „Wir haben alles gemacht, was man tun konnte.“
Anna Z. und ihre Tochter erinnern sich gerne an ihre Mutter und Großmutter. „Sie war mit ihren 85 Jahren körperlich fit und hatte trotz ihrer Demenz Freude am Essen und am Spiel mit ihrem zweijährigen Urenkel“, erzählt Enkelin Jennifer Z.

 

Eigentlich sollte ihre Oma nur kurz im Heim bleiben

Anstrengend waren die Nächte, weil Anna H. wegen ihrer Demenz sehr unruhig war. Um sie ständig im Auge behalten zu können, schlief die Tochter schon seit Jahren im Zimmer nebenan auf dem Sofa.

Am 13. November 2020 sei ihre Mutter nach Regensburg ins Bezirkskrankenhaus gekommen. Ziel war es, sie medikamentös besser einzustellen. „Damit sie in der Nacht nicht mehr so unruhig ist“, sagt die Tochter. Dem Aufenthalt im BKH schloss sich eine Kurzzeitpflege im Mallersdorfer Seniorenheim an. „Wir wollten die Zeit nutzen, um alles für ihre Rückkehr vorzubereiten, eine begehbare Dusche ins Bad einbauen, ein Pflegebett bestellen“, erinnert sie sich.

 

Doch dann: Infektion mit dem Coronavirus

Der Umgang mit ihrer dementen Mutter war nicht Belastung, sondern Bereicherung für Anna Z.. Deshalb war es für die Tochter selbstverständlich, sich regelmäßig im Seniorenheim in Mallersdorf zu erkundigen, wie es ihrer Mutter gehe. „Die zuständige Pflegerin teilte mir mit, dass sich meine Mutter gut einlebe, sie ausreichend trinke und esse.“ Ein lang ersehnter und geplanter Besuch kam nach längerem Hin und Her nicht zustande.

Alarmiert waren die Z.s aber erst, als sie am 20. Dezember von einem Corona-Ausbruch im Mallersdorfer Seniorenheim erfuhren.