Brauereien in Ostbayern

Bierdurst ohne Feste: Supermarkt-Umsätze steigen


Balkon statt Biergarten: Bier-Durst haben die Menschen in Niederbayern und der Oberpfalz offenbar trotz des Lockdowns. (Symbolbild)

Balkon statt Biergarten: Bier-Durst haben die Menschen in Niederbayern und der Oberpfalz offenbar trotz des Lockdowns. (Symbolbild)

In Zeiten der abgesagten Volksfeste, Dulten, Vereinsfeiern und der geschlossenen Biergärten scheint der Bierdurst der Ostbayern ungebrochen: In den Supermärkten der Region steigt der Bier-Umsatz. Die Brauereien reagieren zuweilen mit eigens für den Lockdown konzipierten Aktionsangeboten.

Die Umsatzverluste der Brauereien sind nach Angaben der Industrie beträchtlich: Keine Feste, keine Hektoliter-Kontingente, die als Stütze des Umsatzes fest eingeplant waren. Dennoch steigt der Umsatz an anderer Stelle: In den Supermärkten gehen seit dem Lockdown mehr Kästen und Flaschen über das Kassenband. Ausgleichen kann dieses Plus die Verluste an den Schänken nicht, heißt es von den Brauereien in der Region.

"Zurzeit verkaufen wir etwa fünf bis zehn Prozent mehr Bier im Einzelhandel", bestätigt Christoph Kämpf von der Karmelitenbrauerei in Straubing auf Nachfrage von idowa, wobei gleichzeitig etwa 20 Prozent Umsatz aus dem Gastro- und Eventbereich fehle. Am Ende der Rechnung bleibe also ein Minus stehen.

Dult für daheim offenbar beliebt

Mehr Supermarkt-Umsatz verzeichne auch die Spital-Brauerei in Regensburg, sagt Pressesprecherin Isabel Käser: "Wir stellen außerdem fest, dass deutlich mehr Spezialsorten gekauft werden. Offenbar probieren sich viele unserer Kunden durch das ganze Sortiment und sind etwas abenteuerlustiger". Die Renner blieben zwar das Helle und das Festbier, aber auch Sorten, die vorher eher etwas für Kenner waren, das IPA oder der Maibock, gingen deutlich besser als in den vergangenen Jahren. "Uns freut vor allem, dass wir zahlreiche Fass-Bestellungen haben. Die Leute holen sich damit zumindest ein bisschen Volksfest-Atmosphäre in den eigenen Garten oder auf den eigenen Balkon." Den Maibock gab es am Spitalgarten in Regensburg in diesem Jahr "To Go". Wie hoch der Mehr-Umsatz im Supermarkt ausfalle, sei noch schwer einzuschätzen, sagt Isabel Käser.

Ähnlich klingt die Einschätzung von Josef Reuther, Disponent bei der Wittmann-Brauerei in Landshut: "Wenn es dieses Jahr schon keine Dult gibt, holen sich die Leute den Geschmack zumindest nach Hause." Auch Wittmann verkauft vor allem mehr Helles und mehr Dultbier - insbesondere mehr der kleinen Partyfässer mit fünf Litern Inhalt: "Gezapftes Bier macht natürlich noch mehr Stimmung, denke ich." Die Brauerei habe reagiert und stelle jetzt mehr der Mini-Fässer in die Märkte.

Von 100 auf null - und zurück?

Die Rhaner Brauerei aus der Nähe von Cham trifft der Lockdown nach eigenen Angaben besonders hart: "Wir haben normalerweise über 100 Feste im Jahr - die sind ausnahmslos abgesagt", sagt Brauerei-Inhaber Alois Plößl. Der Corona-Lockdown habe die Brauerei dazu gebracht, mit einem ihrer Dogmen zu brechen: "Wir haben uns bisher immer geweigert, unser Festbier in Flaschen abzufüllen. Das gab es bei uns immer nur in Fässern und Containern." Jetzt kommt es doch, sagt Plößl, unter dem eigenen Label "Rhaner Festbier Dahoam". Das Festbier sei punktgenau fertig geworden zum Start der Aktion: "Wir wollen am Vatertag anfangen, das "Festbier dahoam" zu vermarkten.

Biergarten-Öffnung? Brauereien sind skeptisch

Der nächste Schritt aus dem öffentlichen Stillstand, auf den sich die Brauereien vorbereiten, ist die Wiedereröffnung der Biergärten. Laut Alois Plößl von der Rhaner Brauerei könnte das zumindest für ein bisschen Schank-Umsatz sorgen. Der sei vor allem durch die Auflagen begrenzt: "Wir haben uns das am Perlsee kürzlich angeschaut. Dort wird gerade ein Biergarten fit gemacht dafür, dass die Leute dort die Abstandsregeln einhalten können. Da bekommen Familien und kleine Gruppen jeweils eigene Biertischgarnitur für sich." Die lockere Sitzordnung schlägt natürlich auf den Umsatz durch - eine normale Biergartensaison sei laut Plößl nicht zu erwarten.

Noch kritischer sieht es Christoph Kämpf von der Straubinger Karmelitenbrauerei: "Für mich ist das nur ein politischer Akt, um den Gastronomen gegenüber sagen zu können ‚schaut, wir haben etwas für Euch getan'. Wir stehen direkt vor den Eisheiligen. Das ist auch in einer normalen Saison eine Zeit, in der wenig Leute Lust haben, in einen Biergarten zu gehen." Abstandsregeln und Maskenpflicht würden laut Kämpf auch nicht in einen Biergarten passen: "Ich glaube nicht, dass da viel Stimmung aufkommt." Deswegen würden die Leute wohl nicht lange genug im Biergarten bleiben, um auch die zweite oder dritte Maß zu trinken.

Übrigens: Nicht nur für Bier melden die Hersteller offenbar Umsatz-Zuwächse: Laut einer Erhebung des Konsumforschungsinstituts GfK gingen bundesweit von Ende Februar bis Ende März gut ein Drittel mehr Flaschen Wein über die Ladentheken als im gleichen Zeitraum 2019. Beim Hochprozentigem wie Gin oder Korn gebe es ein Plus von 31,2 Prozent und damit eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr.