Bloemen entthront Oranjes

Beckert nur Siebter über 10.000 Meter


Ted-Jan Bloemen freut sich über Gold

Ted-Jan Bloemen freut sich über Gold

Von Maximilian Gehrke / Onlineredaktion

Nichts zu machen. Eisschnellläufer Patrick Beckert kehrt aus Südkorea ohne Medaille heim. Der Erfurter gab über 10.000 Meter alles, aber das reichte nicht, um in die Nähe des Podests zu kommen. Der Olympiasieg ging an Ted-Jan Bloemen aus Kanada.

Pyeongchang - Patrick Beckert saß bedröppelt mit gesenktem Kopf auf einer Bank. Sein Trainer Gabriel Girard stand nur zwei Meter entfernt und versuchte gar nicht erst, den Erfurter Eisschnellläufer aufzurichten. Der Traum von der ersten Olympia-Medaille hat sich für den 27-jährigen Langstreckler am Donnerstag in Pyeongchang nicht erfüllt. In 13:01,94 Minuten lief er zwar seine zweibeste Zeit auf einer Flachlandbahn, doch die reichte nur zum siebten Platz.

"Ich muss unumwunden eingestehen, dass ich viel mehr wollte. Aber Olympia ist kein Wunschkonzert", sagte der Thüringer, der noch vor einem Jahr mit WM-Bronze in Südkorea geglänzt hatte und damals rund neun Sekunden schneller war. "Ich wollte auch diesmal schneller sein, aber die Rundenzeiten von 31 Sekunden waren wie festgemeißelt. Es ging einfach nicht."

Einbruch von Kramer

Einen Einbruch erlebte der durch seinen Sport zum Millionär gewordene Sven Kramer aus Heerenveen, der die letzte Lücke in seiner Medaillensammlung nicht schließen konnte und nur Sechster wurde. "So etwas habe ich von Sven noch nicht gesehen", sagte sein Landsmann Jan van Veen, der deutsche Cheftrainer.

Weltrekordler Ted-Jan Bloemen aus Kanada nutzte die Schwäche des viermaligen Olympiasiegers gnadenlos aus. Mit einem Sturmlauf zum olympischen Rekord in 12:39,77 Minuten stoppte der erst 2014 nach Kanada gewechselte gebürtige Holländer die Siegesserie seiner einstige Landsleute nach fünf Siegen im Gangneung Oval. Sotschi-Olympiasieger Jorrit Bergsma rettete für Oranje wenigstens Silber (12:41,99) vor dem überraschend starken Italiener Nicola Tumolero (12:54,32).

Enttäuschung im deutschen Lager

Nach der sechsten Entscheidung ohne Erfolgserlebnis macht sich im deutschen Lager langsam Enttäuschung breit. "Es wird nach den Spielen über einiges zu reden sein", sagte van Veen. Dazu gehöre, dass die beiden einzigen Langstreckler bisher nicht gemeinsam trainieren.

Auch der von ihm betreute Moritz Geisreiter aus Inzell war nach seinem Duell gegen den südkoreanischen Vancouver-Olympiasieger Lee Seong Hoon nicht zu seiner eigenen Zufriedenheit gelaufen und in 13:06,35 Minuten nur Neunter geworden. "Leider kann ich zu meinem letzten olympischen Rennen nicht sagen: "Geil, es hat voll gepasst." Ich hätte doch gedacht, dass ich mich gegenüber den 5000 Metern steigern kann", bedauerte er. "13:06,35 ist nicht genug für Olympia."

Die beiden Deutschen verpassten damit die Chance, nach 34 Jahren die lange Durststrecke auf dieser Distanz bei Olympia zu beenden. In Sarajewo hatte der Berliner Rene Schöfisch 1984 Bronze gewonnen. Beckert war im letzten Paar wegen Kramers Problemen allerdings nicht wie erwartet chancenlos, sondern auf der Schlussrunde nah dran, den Rekordweltmeister noch zu überholen.

Kramer verpasste es mit diesem Rennen, nach 90 Jahren den Finnen Clas Thunberg als erfolgreichsten Eisschnellläufer der Olympia-Geschichte abzulösen. Er hat aber noch eine große Goldchance in der Teamverfolgung. Die 10.000 Meter bei Olympia scheinen für Kramer auch ein mentales Problem zu sein: Vor acht Jahren war er wegen falschen Bahnwechsels disqualifiziert worden.

In Sotschi hatte er Bergsma nicht bezwingen können, dessen Trainer Jillert Anema damals Auslöser eines Manipulationsversuchs war, der erst am Donnerstag bekannt wurde. Er versuchte als Franzosen-Coach, das niederländische Team zu einer langsameren Gangart in der Verfolgung zu bewegen. Das niederländische NOK verwahrte sich am Donnerstag strikt gegen diesen Verstoß gegen die IOC-Ethik.