Biontech-Impfstoff

Impfmengen können um bis zu 20 Prozent steigen


Ampullen des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer stehen gekühlt im Universitätsklinikum Tübingen. Die Bundesländer sollen eine neue Lieferung des Corona-Impfstoffs von Biontech erhalten.

Ampullen des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer stehen gekühlt im Universitätsklinikum Tübingen. Die Bundesländer sollen eine neue Lieferung des Corona-Impfstoffs von Biontech erhalten.

Von mit Material der dpa

Gute Nachrichten für die Impfkampagne gegen Corona: Die aktuell gelieferten Mengen sollen für spürbar mehr Menschen reichen als bisher gedacht. Mittelfristig kommen Millionen weitere Dosen dazu.

Der knappe Corona-Impfstoff soll für mehr Menschen reichen als bisher gedacht. Denn seit Freitagnachmittag kann aus den gelieferten Ampullen mehr von dem schützenden Serum entnommen werden. Die Mengen könnten sich so voraussichtlich um bis zu 20 Prozent steigern, teilten die europäische Arzneimittelbehörde EMA und ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Freitag mit. EU-weit gibt es zudem eine neue Vereinbarung über bis zu weitere 300 Millionen Dosen Corona-Impfstoff der Mainzer Firma Biontech und seines US-Partners Pfizer.

Um die Zahl der einzelnen Dosen zu steigern, ließ die europäische Arzneimittelbehörde EMA zu, dass sechs statt bisher fünf Dosen aus einer Ampulle von Biontech/Pfizer gezogen werden dürfen, wie der Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums mitteilte. Diese Möglichkeit wird bereits seit Tagen diskutiert und geprüft.

Das Verfahren ist allerdings in der Umsetzung an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. So seien entsprechende Spritzen nötig, um sechs Dosen aus einer Ampulle zu ziehen, sagte der Sprecher. Man könne in mehreren Ampullen verbleibenden Impfstoff nicht einfach zusammengießen.

Das Ministerium von Ressortchef Jens Spahn (CDU) hatte die Möglichkeit bereits am Sonntag als eines von mehreren "aktuellen Projekten rund um die Zulassung von COVID-19-Impfstoffen" aufgelistet. Demnach enthalten die Biontech/Pfizer-Behältnisse fünf Impfdosen. "In der Praxis hat sich herausgestellt, dass aufgrund einer "Über-Füllung" der Fläschchen seitens des Herstellers mit geeigneten Spritzen und Kanülen sechs Dosen aus einem Fläschchen gezogen werden können", so das Ministerium.

Dieses Vorgehen - bei Einhaltung aller Sorgfaltspflichten - habe das Ministerium in Absprache mit dem in Deutschland zuständigen Paul-Ehrlich-Institut und dem Hersteller bereits am 27. Dezember in einem Schreiben gegenüber den Ländern befürwortet. Ein Antrag auf eine entsprechende Änderung der Zulassung liege vor, so das Ministerium damals. "Bezogen auf die bereits ausgelieferten 1,34 Millionen Impfdosen könnten so beispielsweise bis zu 1,6 Millionen Impfungen durchgeführt werden."

Ein Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde hatte bereits am Vormittag der Deutschen Presse-Agentur gesagt, dass die Hansestadt die verfügbare sechste Dosis nun verwende, "um keine Impfstoffmengen zu verschwenden". Die Restmenge musste bislang mit den Flaschen entsorgt werden. Der Leiter des zentralen Impfezentrums in den Hamburger Messehallen, Dirk Heinrich, sprach von einer "wunderbaren Nachricht".

Die EU kann im laufenden Jahr zudem auf weitere bis zu 300 Millionen Dosen Corona-Impfstoff der Mainzer Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer zurückgreifen. 75 Millionen Dosen davon sollten bereits bis Ende des zweiten Quartals zur Verfügung stehen, sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen in Brüssel. Von den bereits zugelassenen Mitteln von Biontech/Pfizer sowie dem US-Unternehmen Moderna hat die EU sich mittlerweile 760 Millionen Einheiten gesichert. Damit könnten mehr als 80 Prozent der EU-Bevölkerung geimpft werden, sagte von der Leyen.

Ein Sprecher Spahns sprach von einer "guten Nachricht". Wie viele Impfdosen davon auf Deutschland entfallen, konnte er in der laufenden Pressekonferenz der Sprecher der Bundesregierung am Mittag noch nicht sagen, da der neue Vertrag noch ganz frisch sei.

Die Frage, ob Deutschland über die EU-Kontingente hinaus Alleingänge bestreite, die diese Impfmengen für andere EU-Staaten verkleinern könnten, verneinte der Sprecher. Es seien zwar Lieferungen von Biontech/Pfizer von 30 Millionen Dosen an Deutschland unabhängig von den EU-Verträgen voraussichtlich in diesem Jahr geplant. Aber das vermindere die EU-Kontingente nicht.

Aus den EU-Verträgen erhalte Deutschland rund 60 Millionen Dosen von Biontech/Pfizer, aus den bilateralen Vereinbarungen 30 Millionen. Dazu komme das Präparat des US-Konzerns Moderna in einem Volumen von 50 Millionen Dosen. Diese rund 140 Millionen Dosen reichten aus, um eine Herdenimmunität in Deutschland zu erreichen, hieß es.

Wie geplant ausgeliefert wurden in Deutschland laut dem Ministeriumssprecher die angekündigten neue Biontech-Impfdosen. Es handelt sich um insgesamt 667.875 Dosen. Die Lieferung erfolge über Biontech direkt an die 27 Anlieferzentren der Länder, hatte es im Vorfeld geheißen. Den größten Anteil sollte das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen mit 141.375 Dosen erhalten, den kleinsten Bremen mit 4.875 Dosen.