Berufsportrait

Kinderkrankenpflegerin: Wenn aus weinenden Kindergesichtern lachende werden


Claudia Stadler arbeitet zum Beispiel mit Babys.

Claudia Stadler arbeitet zum Beispiel mit Babys.

Für Claudia Stadler sind das die schönsten Momente ihres Berufs: Einer ihrer kleinen Patienten ist wieder gesund und darf mit seinen Eltern nach Hause. Die 19-Jährige macht eine Ausbildung zur Kinderkrankenpflegerin im Kinderkrankenhaus St. Marien in Landshut. Und wenn sie in diese strahlende Gesichter blickt, dann muss auch sie strahlen.

Kinderkrankenpflegerin - oder wie es ausführlich heißt: Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin - zu werden, davon hat Claudia Stadler schon in ihrer eigenen Kindheit geträumt. Sie wollte nicht nur mit Kindern arbeiten. Auch der medizinische Aspekt des Berufs interessierte sie. Röntgen, Blut abnehmen, Infusionen austauschen und Kinder wieder gesund machen - das alles begleiten zu können, fasziniert die 19-Jährige.

Um am Kinderkrankenhaus St. Marien zu arbeiten, nahm und nimmt sie einiges in Kauf. Zum einen fährt sie täglich knapp eine Stunde aus ihrem Heimatort Alzgern in der Nähe von Altötting nach Landshut. In Altötting gibt es keine eigene Kinderklinik. "Außerdem hat das Kinderkrankenhaus St. Marien in Landshut einen sehr guten Ruf", sagt die 19-Jährige. Zum anderen lernte sie nach ihrem Realschulabschluss zunächst zwei Jahre Kinderpflegerin. Danach war sie 18 und konnte den Führerschein machen, um zu pendeln.

Anforderungen sind nicht ohne

Dass Claudia Stadler nicht irgendwo und irgendwas lernen will, das hat man sicher auch beim Vorstellungsgespräch gespürt. Sie erhielt die Stelle sofort. "Ich habe mich riesig gefreut, als die Zusage kam", sagt sie und ihre Augen leuchten. Die Anforderungen sind nicht ohne: Ohne Mittlere Reife geht gar nichts. Wer einen Hauptschulabschluss hat, muss zusätzlich mindestens schon eine zweijährige Ausbildung in der Tasche haben. "In meiner Klasse sind 15 Abiturientinnen", erzählt die 19-Jährige.

Der Berufsfachschulunterricht erfolgt blockweise. Er findet an der Gesundheits- und Kinderkrankenpflegeschule in Vilsbiburg statt. Dort wird Claudia Stadler in zwei Jahren ihre Abschlussprüfung machen. Zusätzlich zur Theorie wird sie in der Praxis geprüft. Dazu schauen ihr die Prüfer - ein Lehrer und eine Schwester - bei einer ganz normalen Schicht über die Schultern und achten auf jeden noch so kleinen Fehler. Im Falle einer Frühschicht heißt ein normaler Tagesablauf: Morgens um 6 Uhr anfangen, Übergabe von der Nachtschwester, Frühstück austeilen, die Kinder waschen, Eltern unterstützen und anschließend Ärzte bei der Visite begleiten. Danach gibt es Mittagessen und wieder Übergabe an die Nachmittagsschicht. Das klingt nach viel Routine. "Ja, einerseits schon", sagt die Auszubildende, "andererseits auch nicht, denn zu uns kommen ja ständig andere Kinder mit anderen Bedürfnissen."

Schichtdienst unterschätzt

Unterschätzt hat Claudia Stadler am Anfang ihrer Ausbildung den Schichtdienst. "Nach dem Dienst bin ich nur noch ins Bett gefallen", erinnert sie sich. Den ganzen Tag auf den Beinen sein und dann auch noch das Pendeln - das hat der 19-Jährigen richtig zugesetzt. "Man muss sein ganzes Leben neu ausrichten." Freunde treffen, Weggehen - all das musste sie neu organisieren. Aber nach einigen Wochen ging es. Und die Vorteile begannen, zu überwiegen.

So liebt Claudia Stadler vor allem den Umgang mit den ganz winzigen Patienten, den Babys. "Auf der Säuglings- und Intensivstation hat es mir sehr gut gefallen", sagt sie. In der Pädiatrie, der Kinderheilkunde, trifft sie nun Kinder aller Altersstufen. Bauchweh, Fieber, eine Magen-Darm-Grippe mit hohem Flüssigkeitsverlust - die Gründe für den Aufenthalt der Kleinen sind vielfältig. Claudia Stadler trocknet Tränen, kümmert sich um die Pflege, hilft beim Waschen, wechselt Verbände, bringt Medikamente, nimmt Frühstückswünsche entgegen, unterstützt die Eltern und beschäftigt die tapferen Patienten, wenn diese mal essen oder eine Pause brauchen.

Außerdem muss sie alles dokumentieren. "Fast alle Kinder lieben Nutella und Kakao zum Frühstück", erzählt sie und lacht. Im Kinderkrankenhaus wird für jeden ein individuelles Frühstück zusammengestellt. Auch das gehört zu den Aufgaben der 19-Jährigen.

Besonders spannend fand sie die Wochen in der Aufnahme. Die Ärzte dort erklärten geduldig, was sie machen, und ließen sie zum Beispiel beim Anlegen eines Gips' helfen. Wie die meisten freut sich die engagierte Auszubildende schon auf die Wochen im OP, also in der Operations-Abteilung. Der Ansturm darauf ist recht groß. "Deswegen darf jeder nur zwei Wochen bleiben."

Auch mit einem negativen Erlebnis musste Claudia Stadler schon fertig werden. "Manchmal darf man sich nicht zu sehr in die Familien hineinversetzen." Das hat sie dadurch schnell gelernt. Sie konzentriert sich deshalb darauf, den Kindern zu helfen, ihnen in dem Moment zu geben, was sie brauchen, und die Gesamtsituation im Blick zu behalten. Die positiven Erlebnisse überwiegen bei weitem. "Die Kinder werden wieder gesund, und aus weinenden Gesichtern werden lachende Gesichter."

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Claudia Stadler liebt all ihre kleinen Patienten. Babys aber haben es ihr besonders angetan.

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Bei der Frühschicht: Claudia Stadler bereitet das Frühstück für die Kinder vor.

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Im Laufe des Vormittags müssen die Versorgungswägen aufgeräumt und wieder aufgefüllt werden.

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Die Auszubildende begleitet Ärzte und Pfleger bei der Visite.

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Wichtig ist die Übergabe, bei der der Krankheitsverlauf der Kinder und Besonderheiten mit dem nächsten Dienst besprochen werden.