Benedikt und Klara heiraten

Hochzeit in Corona-Zeiten: Wie läuft das eigentlich?


Hochzeit zu Corona-Zeiten

Hochzeit zu Corona-Zeiten

Von Andreas Reichelt und Andreas Reichelt

Braut und Bräutigam eröffnen den Tanz. In vorher einstudierten Figuren wirbeln sie über das Parkett, begleitet von gerührten Blicken der geladenen Gäste. Wenig später schneiden sie ihre vierstöckige Hochzeitstorte an und setzen sich an den mit Rosen geschmückten Brauttisch. Eine Hochzeit wie in einem Traum. Doch es ist 2021. Pandemie. Nichts davon kann stattfinden. Wie läuft eine Hochzeit in Corona-Zeiten denn dann ab? Dass es trotzdem ein wunderschöner Tag ist, das haben Benedikt und Klara erfahren.

Das "Ja" muss sein, auch in Corona-Zeiten - oder gerade dann. In guten wie in schweren Zeiten, heißt es. Für Benedikt und Klara aus Pfarrkirchen war klar, dass sie sich trauen wollten. Erst 2020 kamen sie zusammen, aber beide hatten das Gefühl, auf das es ankommt. Das Gefühl, das man eben einfach hat oder nicht. Sie hatten es. Doch wie sollten sie die Planungen für eine Eheschließung unter Coronalast angehen?

Statt Ärger und Frust darüber, dass es keine "normale" Hochzeitsfeier geben würde, stellt sich in dieser Situation bei Braut und Bräutigam etwas anderes ein - eine gewisse Erleichterung. Vorausplanen können sie eh nicht, also beschließen sie, kurzfristig zu agieren. Die ganze Last, der Planungs-Irrsinn von der Farbe der Einladungskarte über die Tischordnung bis zum Kuchenbuffet, das alles haben sie so nicht. Die Planung ist deutlich stressfreier, als vielfach unter normalen Umständen. Man informiert Freunde und Familie, sichert sich einen Termin am Standesamt, kündigt ein Videotreffen im Anschluss an die Trauung an.

Als es soweit ist, sind sie beide natürlich aufgeregt. Aber wegen der Sache an sich, nicht wegen dem ganzen Trubel drumherum. Sie treffen sich mit ihrem Onkel in der idyllischen Pfarrkirchener Ringallee. Er soll die Hochzeitsfotos machen. Keine neugierigen Blicke, kaum Passanten. Wahrscheinlich sei ein Brautpaar selten mehr bei sich gewesen, als sie beide an diesem Tag, schätzen sie. Eine halbe Stunde haben sie für das Shooting reserviert, dann beginnt die standesamtliche Zeremonie.

Vor Rathaus und Trauungszimmer fehlt der übliche Andrang an Menschen. Nur die Mütter der beiden sind dabei. Einer der Väter hätte auch dazukommen dürfen, aber das Brautpaar will niemanden benachteiligen. Der "Fotograf" darf auch nicht dabei sein. Eine mögliche fünfte Person hätte aus einem der Haushalte stammen müssen.

Ruhig, geradezu bedächtig sitzen die beiden auf ihren Stühlen. "Für Leute, die Stress nicht so gut vertragen, ist so eine Corona-Hochzeit gar nicht schlecht", sagt Benedikt im Anschluss. Natürlich sei es schade, dass nicht die ganze Familie dabei sein konnte. Aber die Ruhe habe er durchaus genossen.

Hochzeitsgeschenke 2.0

Nach der Trauung fahren Benedikt und Klara in die gemeinsame Wohnung. Ihren VW-Bus hat die Familie unterdessen geschmückt. Auf dem Nachhauseweg warten in regelmäßigen Abständen Familie und Freunde und halten Banner mit Glückwünschen hoch. "Das war echt schön", sagt Benedikt.

Als die Neuvermählten zu Hause ankommen, finden sie vor der Wohnung weitere Dekorationen und Geschenke. Auch eine Schwarzwälder Kirschtorte ist dabei. Zu der Hochzeitsrede haben sie via Konferenz-App geladen. 247 Gäste wählen sich ein und feiern virtuell mit dem Brautpaar. Die Glückwünsche kommen aus vielen Ländern, aus Argentinien, Botswana und der Dominikanischen Republik. "Unsere Freunde kommen teils von weit her und hätten bei einer Hochzeit in einem Festsaal nicht dabei sein können", erklärt Klara.

Man ist zusammen mit Freunden und Familie, lacht, scherzt, freut sich, ist glücklich mit- und füreinander, den ganzen Tag der Hochzeit. Anders als normal, sicher. Aber nicht weniger herzlich, nicht weniger nahe, auch wenn man nicht in einem Raum sein kann. Als die Brautleute ihr Notebook am Abend zuklappen, erzählen sie sich, was der eine gesagt hat, was der andere für eine Geschichte parat hatte, wie es gelaufen ist. So wie schon viele vor ihnen, die den ersten Abend als Eheleute beschließen.

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Das Brautpaar an der Stadtmauer

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Brautpaar in Pfarrkirchens Ringallee

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Im leeren Trauungszimmer

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Heimlich geschmücktes Auto

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Dekoration und Glückwünsche am Hauseingang