Bayerns Brauer

Um 50 Millionen Maß hinter der Normalität


Der Bierabsatz ist im vergangenen Jahr gestiegen. Allerdings ist das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht (Symbolbild).

Der Bierabsatz ist im vergangenen Jahr gestiegen. Allerdings ist das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht (Symbolbild).

Von dpa

Das gute alte "Helle" läuft dem einst hochgejubelten Pale Ale den Rang ab. Trotz des überregionalen Booms haben Bayerns Brauer aber schwer zu schlucken: Die Einbrüche der Corona-Krise sind längst nicht überwunden.

50 Millionen Maß Bier fehlen den bayerischen Brauern zur wirtschaftlichen Glückseligkeit. Die Brauereien im Freistaat hätten im vergangenen Jahr zwar ihren Absatz gegen den Bundestrend im Vergleich zu Lockdown-Jahr 2020 wieder leicht um etwa zwei Prozent steigern können. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau fehlten aber noch immer 500.000 Hektoliter, teilte der bayerische Brauerbund am Donnerstag in München mit. Daran könne auch der überregionale Siegeszug, den bayerisches "Helles" angetreten habe, nichts grundlegend ändern.

Teilweise geschlossene Gastronomie, die ausgefallene Volksfestsaison und ausbleibende Touristen hätten insgesamt auf den Bierabsatz gedrückt. Hinzu komme für die Brauereien eine Kostenexplosion, etwa bei Rohstoffen und beim Transport. Brauerpräsident Georg Schneider forderte von der Politik mehr Planungssicherheit. Die Menschen müssten wieder zu einem "bayerischen Lebensgefühl" zurückfinden, "wie wir das für ein gedeihliches Umfeld im Biergeschäft brauchen", sagte Schneider, Inhaber der traditionellen Weißbier-Brauerei Schneider Weiße (München/Kelheim).

Insgesamt sei der Bierhandel glimpflicher davongekommen. Die Gastronomie, wo gerade viele kleinere Brauereien den Ausweg aus einem Preiskrieg im Einzelhandel gesucht hatten, sei dafür von Corona nachhaltig getroffen. "Die Welt des heimischen Gastgewerbes wird nach Corona nicht aussehen wie zuvor", sagte Schneider. Insgesamt geht der Bierkonsum seit 50 Jahren schrittweise zurück. Im Jahr 2021 hätten in Bayern vier Traditionsbrauereien aufgeben müssen.

Neben einem starken Wachstum des "Hellen" vor allem in Märkten außerhalb Bayerns seien zwei Trends ungebrochen: Alkoholfreie Biere und Mischgetränke wachsen weiterhin. Sie machten mittlerweile 7,6 Prozent des bayerischen Gesamtbierabsatzes aus, sagte Schneider. Und: Der einstige Hype um sogenannte Craft-Biere lasse spürbar nach. "Ich bin froh, dass die Beharrer, die Traditionalisten in unserer Branche sich durchgesetzt haben", sagte der Brauer-Präsident.

Der bayerische Brauerbund vertritt nach eigenen Angaben 350 Mitgliedsbetriebe, die für 84 Prozent des Bierausstoßes im Freistaat stehen.