Bayern

Weiße Weihnacht - Nur damals, nicht heute?


Eine weiße Weihnacht gehört für viele zum Heiligabend dazu.

Eine weiße Weihnacht gehört für viele zum Heiligabend dazu.

Von Susanne Pritscher und Redaktion idowa

Schnee zum Weihnachtsfest - darauf hoffen viele Menschen in Ostbayern alle Jahre wieder. Ob sich die Region in diesem Jahr in eine Winterlandschaft verwandelt und ob zu Omas Zeiten wirklich mehr Schnee lag: idowa hat für Sie nachgefragt.

Die dicken, fluffigen Flocken schweben wie weiße Federn langsam zu Boden. Im Kamin oder im Kachelofen brennt ein schönes Feuer, die Holzscheite knacken und knistern in den Flammen. Auf dem Tisch stehen die Plätzchen und der heiße Glühwein. Die Familie trifft sich, man hat Zeit, endlich Zeit, um zu reden über all das, wofür unterm Jahr keine Zeit bleibt. Soweit das Klischee vom perfekten Christfest. Doch wenn man mal ehrlich ist: Ganz so schlimm ist das Klischee ja nicht. Und insgeheim wünschen sich dann doch viele zum Christfest Wärme, Geborgenheit, Harmonie, einen schön geschmückten Baum und: Schnee.

Doch das mit der weißen Pracht ist so eine Sache. Während die Älteren unter uns sich noch an "den richtigen Winter" erinnern, als man knietief auf dem Schulweg im Schnee steckte, scheint sich das immer mehr zu ändern. Gefühlt dominiert das Grün seit Jahren die stade Zeit, die meterhohen Schneeberge scheinen der Vergangenheit anzugehören. Auch jüngere Leute, die heute in ihren Zwanzigern sind, sagen, dass sie sich an heftigere, rauere Winter in ihrer Kindheit erinnern. Heute scheint dagegen nur mehr ein laues Lüftchen am Heiligen Abend zu blasen. Doch ist das tatsächlich so? Oder spielt uns die Erinnerung einen Streich? Glorifizieren wir lediglich die Kindheit?

Fragt man beim Deutschen Wetterdienst (DWD) nach, so wird zunächst darauf verwiesen, dass regionalisierte Daten erst aufbereitet werden müssten. Grundsätzlich gebe es für Bayern aber durchaus einige aussagekräftige Fakten. Beispielsweise sei weiße Weihnacht für alle, die im Flachland des Freistaats leben, in den vergangenen Jahren eher der Ausnahmefall gewesen. So habe es beispielsweise in München zuletzt im Jahr 2003 an allen drei Weihnachtsfeiertagen geschneit. "Schnee zu Weihnachten wird erst ab 1.000 bis 1.500 Metern viel wahrscheinlicher", sagt ein Sprecher des DWD auf idowa-Nachfrage.

Der Wetterausblick bis Weihnachten

Welche Erkenntnisse liegen vor Ort an den Wetterstationen vor, etwa in Niederbayern? Der Betreiber der Wetterstation Eggerszell (Landkreis Straubing-Bogen) Martin Bohmann gibt Auskunft. Er bestätigt, dass die Winter in den vergangenen 15 Jahren immer schneeärmer geworden sind. Vor allem im Flachland im Kreis Straubing-Bogen sei das so. Eine Ausnahme habe es in den vergangenen Jahren bislang nur im Januar 2017 gegeben, da hätten Wetterlagen und Niederschlag so gut zusammengepasst, dass sich der Gäuboden in ein weißes Winterwunderland verwandelte.

Laut Bohmann sind die aktuellen Winter im Schnitt 1,5 Grad milder als die Winter früherer Jahre. Folglich würden die Niederschläge in den Wintermonaten seltener als Schnee, sondern oftmals als Regen fallen. Während früher bei bestimmten Großwetterlagen noch bis in die Täler Schnee fiel, würde heutzutage oftmals nur in höheren Berglagen Schnee fallen. Es gab zwar auch in früheren Jahren schon sehr milde Winter, jedoch nicht in der Vielzahl wie heute.

Das diesjährige Adventswetter ist laut Bohmann nicht einmal unwinterlich. Es sei kalt und eher frostig, allerdings auch trocken. In den nächsten Wochen soll es zwar zu Niederschlag kommen, aber die Temperaturen werden vermutllich dann einfach zu mild für Schneefall sein. Also eher nasskaltes Matschwetter als weißflockige Weihnachten. Für das dritte Adventswochenende sind um die 5 Grad in den Niederungen vorhergesagt, ab Sonntag wird es dann sogar noch milder. Gar keine Chance auf ein Stäubchen über die Feiertage? Erst nach dem 26. Dezember deuten die Wettermodelle kälteres Wetter an und dann besteht wieder Hoffnung auf winterliches Weiß bis in die Täler. Statistisch gesehen gebe es jedenfalls oftmals nach Weihnachten einen Wintereinbruch.

"Es gab noch Jahreszeiten"

Doch wie war das nun früher? Wie erinnern sich die Menschen an die Winter vor 40, 50 Jahren? Wir haben uns im Landkreis Cham umgehört. Im Lamer Winkel erinnern sich die Menschen durchaus an harte, lange Winter. Die Region gilt als sehr schneesicher. Wie heißt es doch in einem alten Liedtext: "A dreiviertel Jahr Winter, und a viertel Jahr koid..."

Ganz so extrem waren die Winter in der Erinnerung der 63-jährigen Anna Hutter zwar nicht, aber früher sei die Witterung dennoch anders gewesen: "Damals gab es noch die vier Jahreszeiten. Im Winter war es eiskalt und im Sommer heiß." Die 63-Jährige wohnt schon ihr Leben lang im Lamer Winkel und denkt gerne an ihre Kindheit und Jugend zurück. Damals hätte es kein Weihnachtsfest ohne Schnee und "ein paar Grad Kälte" gegeben. Und das Wichtigste: der Schnee fiel und fiel und blieb auch liegen! Nach der Schule habe sie sich immer mit ihren Freunden zum Schlittenfahren getroffen. Jeden Tag haben sie eine neue Schlittenbahn austreten müssen, weil alles wieder zugeschneit war.

Eine Kindheit im Schnee: Erinnerungen wie diese scheinen Mangelware zu werden - leider.