Bayerischer Wald Quarzriff und Burgromantik im Viechtacher Land

Die Natur erobert sich den stillgelegten Steinbruch am Großen Pfahl zurück: Über zwei Lehrpfade kann man den ehemaligen Quarzbruch besichtigen. Foto: Nikolaus Sieber

Schlechtwetter hat auch seine guten Seiten. Einfach mal ins Museum gehen und mit erlangtem Wissen danach ins Freie marschieren. Und dabei Landschaft und Natur mit anderen Augen erfassen. Von der Pfahl-Infostelle im Alten Rathaus in Viechtach raus zu Bayerns Geotop Nr. 1, den Pfahl in seinem schönsten Aussehen erleben. Eben da in Viechtach, wo er im Bayerischen Wald von seinem etwa 150 Kilometer langen, meist unterirdischen Verlauf als bizarrer Quarzfelsen oberirdisch eindrucksvoll in Erscheinung tritt.

Weiß schimmerndes Quarzriff kennzeichnet den "Großen Pfahl". Ein Riss im Gebirgsgrund gefüllt mit Quarz und Schiefer, was auch vor Jahrhunderten zur Sage führte, dass der versteinerte Drachen im Berginneren eine wunderschöne Kristallprinzessin behütet. Landschaft und Lebensräume, Entstehungs- und Nutzungsgeschichte und eine Steinbruch-Inszenierung sind in der erlebnisreichen Dauerausstellung dargestellt. Draußen im Gelände führen zwei Rundwege, als Lehrpfad angelegt, um den ehemaligen Quarzbruch mit Biotopen und Felswänden zum restaurierten Klopferplatz und Verladestation. Nachvollziehbar wird so der Wandel vom Rohstofflieferant zum Naturdenkmal - ein wahrer Zeitzeuge der Erdgeschichte.

Museen, Galerie und Stadthalle

Viechtach ist ein staatlich anerkannter Luftkurort und liegt im Naturpark Bayerischen Wald. Vor 55 Jahren wurde die Marktgemeinde zur Stadt erhoben. Obwohl man doch viele Urlaubsgäste aus Bayern zählt, verfehlt manch einer das Städtchen, in der falschen Annahme, es stünde touristisch nicht so im Rampenlicht. Ganz zu Unrecht. Dass Kultur und Kunst hier beheimatet sind, erfährt man schnell. Und die Vorteile der nahen Anreise liegen sowieso auf der Hand. Schon bei der Anreise fällt das hügelige Landschaftsbild mit Bergspitzen, die die Tausenderhöhe überschreiten, auf. Und natürlich auch der Schwarze Regen, an dessen Flussufern die Stadt residiert.

Starten kann man direkt im Ortszentrum. Dort steht die prunkvolle Stadtpfarrkirche St. Augustinus, auch "Dom des Bayerischen Waldes" genannt. Gleich nebenan gibt sich die St. Anna-Kapelle in einer schlichten barocken Fassung, jedoch mit einem aus 13 Szenen bestehenden Totentanzfresko aus dem 16. oder 17. Jahrhundert.

Sehenswert und monumental

Ganz andere Kunst erlebt man nur fünf Kilometer weiter in der "Gläsernen Scheune" in Rauhbühl. Hier hat der Künstler Rudolf Schmid sein Lebenswerk geschaffen und inszeniert. Eine Traumwelt aus Glasmalereien und -zeichnungen, Holzschnitzereien, Bildern und Skulpturen ließ der Glaskünstler anhand von Legenden, Sagen und Mythen aus dem Bayerwald entstehen. So ist der legendäre Waldprophet Mühlhiasl auf einer riesigen zehn mal sieben Meter großen Glaswand dargestellt und beeindruckt mit monumentalen Dimensionen.

Zwischen Burgruinen und Hausbergen

Ein bisschen weiter kann man Burgpfade betreten. Die Burgruine Neunußberg thront auf einer Bergkuppe und lässt vom zugängigen Turm weit blicken. Auch auf der anderen Seite, im Südwesten von Viechtach, blieb ebenfalls der Burgturm von der Kollnburg erhalten. Sie war mal von großer Bedeutung aufgrund ihrer Lage am ehemaligen Handelsweg, dem Baierweg. Dieser und der Goldsteig-Zubringer führen heute Wanderer hoch zum Pröller, dem gern gesehenen Hausberg. Viechtach hat zwar im Nordosten mit dem Kronberg seinen eigentlichen Hausberg, aber man liebäugelt stets gerne auch mit dem Pröller als solchen.

Zumal eine schöne Tagestour von der Stadt zum Eintausender führt. Auf dem Pröllersteig hoch zum Gipfelkreuz mit Ruhebank und bester Panorama-Aussicht in die Ferne im Osten auf die Hoheiten des Bayerischen Waldes: Arber, Falkenstein und Rachel. Danach ein bisschen absteigen und im Berggasthof Hochpröller einkehren und genießen, bei weiterhin guter Sicht von der Terrasse aus über die Skilift-Schneise hinweg.

Unterwegs am Fluss: Der Schwarze Regen

Das Viechtacher Land kann noch mit einem weiteren Landschaftskleinod aufwarten, dem schönsten vielleicht sogar. Dazu trägt der Schwarze Regen bei. Und zwar nach Süden hin bis Gotteszell erstreckt sich urig das Regental mit einem wildromantischen Charakter. Unberührte Naturschönheiten der Wald- und Flusswildnis können nur entweder zu Fuß oder aus dem Zug heraus erfasst werden. So wird die "Waldbahn" zur Ausflugs-, Nostalgie- und Wanderbahn zugleich. Für Wanderer und Radler gibt sich die Haltestelle Gumpenried-Asbach als perfekten Ausgangspunkt für Touren entlang des Schwarzen Regens. Bis zum Markt Teisnach herrscht die Ursprünglichkeit der unberührten Flusslandschaft vor. Und ähnlich herzerfrischend geht's auch in die andere Richtung, durch urige Natur- und gepflegte Kulturlandschaften zur romantisch gelegenen Schnitzmühle mit Adventurecamp in den Talauen.

Kleines "Bayerisch Kanada" im goldenen Herbst

Zu jeder Jahreszeit ist's goldrichtig, besonders im goldenen Oktober sollte man nochmals vorbeikommen. Da zeigt sich der Bergmischwald in seinem schönsten Kleid. Ein Hauch von "Bayerisch Kanada" stellt sich ein. Den "Indian Summer" kennt man eigentlich nur aus Nordamerika. Dennoch ist der Vergleich naheliegend, wenn das Naturschauspiel auch hierzulande ein solch leuchtendes Farbenmeer entfacht. Und das alle Jahre wieder.

Weitere Informationen:

Allgemeine Infos zur Urlaubsregion Viechtach erteilt der Tourismusverband unter www.viechtacher-land.de und der Naturpark Bayerischen Wald (auch Wanderkarten) unter www.naturpark-bayer-wald.de.

 
 
 

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