Bad Kötzting

Einmal Prinzessin sein: Ein Traum geht in Erfüllung


Am Sonntag war es draußen trüb und unfreundlich. "Für das Wetter können wir nichts, wenn es an Pfingsten auch regnet, machen wir einfach das Beste draus", sagt Pfingstbraut Christina Staudinger gelassen.

Am Sonntag war es draußen trüb und unfreundlich. "Für das Wetter können wir nichts, wenn es an Pfingsten auch regnet, machen wir einfach das Beste draus", sagt Pfingstbraut Christina Staudinger gelassen.

Von SRT Praktikant

Ihren Namen kennt jeder, sie ist Gesprächsthema Nummer eins in Bad Kötzting und Mittelpunkt von Spekulationen: Christina Staudinger ist die Pfingstbraut 2016. Doch der lokale Promi-Status macht der Schülerin nichts aus. Noch ist sie die Ruhe selbst, und die Vorfreude auf die Pfingst-Feierlichkeiten viel größer als ihre Nervosität: Denn wenn sie in wenigen Wochen in schönen Kleidern durch Bad Kötztings Straßen schwebt und den Zuschauern am Straßenrand zunickt, ist ihr Kindheitstraum endlich wahr geworden.

Ein Treffen für ein Interview auszumachen, ist bei Christina Staudingers vollem Terminkalender gar nicht so einfach. Zwischen den Marschproben, dem Verteilen der vielen Einladungskarten und dem Organisieren des Ehrenabends bleibt im Moment nur wenig Zeit für Schule, Freunde - und ein Gespräch mit der Kötztinger Zeitung. Am Sonntagabend aber hat sich die 16-Jährige etwas Zeit freigeschaufelt, um bei einem Cappuccino über ihre Pfingst-Outfits, ihren Brauterer und ihre Hobbys zu plaudern.

Marschbereit

Christina Staudinger ist der Stress der vergangenen Wochen gar nicht anzusehen, sie ist sympathisch und gut gelaunt. Die Schülerin und ihre Helfer waren fleißig, fast alle Vorbereitungen für das große Fest Mitte Mai sind getroffen. "Alles schon erledigt", sagt sie und zuckt mit den Schultern. "Pfingsten kann kommen." Schließlich ist sie auch von echten Pfingst-Profis umgeben: Ihr Vater Anton Staudinger war vor 25 Jahren selbst Pfingstbräutigam und ihr Großvater war lange Festwirt. Auch Tante Angelika Wanninger - sie war 1972 Pfingstbraut - unterstützt ihre Nichte, wo sie kann. "Sie ist wieder voll im Geschehen drin", sagt sie und lacht.

Die Pfingstbraut wäre eigentlich schon marschbereit, klamottentechnisch ist sie ihrem Pfingstbräutigam und seinen Begleitern einiges voraus: "Ich hab' schon alles zum Anziehen gekauft, nur die Herren haben noch nicht alles gefunden." Ob das an der ausgefallenen Farbe ihres zweiten Kleides liegen könnte, will Christina Staudinger selbstverständlich nicht verraten. Auf die Frage, welche der beiden Roben ihr am besten gefalle, legt die Schülerin den Kopf in den Nacken und gibt nur so viel preis: "Erst hat mir die Farbe des bunten Kleides nicht gefallen, aber auf den zweiten Blick hat es mich einfach nur noch umgehauen."

Alles harmonisch

Das Verhältnis zwischen den Pfingst-Akteuren 2016 könnte laut Staudinger nicht besser sein: "Wir verstehen uns alle gut. Johannes ist super, super lieb. Ich mag auch seine Freundin Julia und er meinen Freund Marco", sagt sie und schmunzelt. Alle seien schon richtig gut miteinander befreundet. Dabei hat sie es ihrem Pfingstbräutigam anfangs nicht leicht gemacht: Bei seinem ersten Besuch war Christina noch in der Schule und dann ging im Hause Staudinger längere Zeit niemand ans Telefon. Irgendwann hat die Sache mit dem "Ja" dann aber doch noch geklappt, erinnert sich die Pfingstbraut 2016.

Nicht nur mit ihren beiden Brautführern Karl-Josef Weber und Andreas Hackl verbringt die Jugendliche viel Zeit, auch mit ihrer Vorgängerin Julia Brandl bereitet sie sich auf ihre spannenden Tage vor. Die Pfingstbraut 2015 steht der Elftklässlerin mit Rat und Tat zur Seite. Von ihr hat sie auch den Tipp bekommen, an flache Schuhe zu denken - für den dritten Brautzug.

Wird schon gut gehen

Christina Staudinger ist schon voller Vorfreude auf Pfingsten. "Ich bin gelassen, aber alle um mich herum nicht." Am meisten sei ihre Mutter Petra Staudinger aus dem Häuschen. Sie selbst hingegen hat die Ruhe weg, sieht ihren Pflichten positiv entgegen: "Dieses Jahr geht für mich einfach ein Kindheitstraum in Erfüllung." Und außerdem: "Ich hab' ja die Aufgabe, jeden Tag im Bierzelt zu sein, das stellt für mich kein Problem dar", witzelt sie.

Allein der Kranzl-Wurf bereitet ihr ein wenig Kopfzerbrechen: "Das wäre schon peinlich, wenn's danebengehen würde. Ich glaub', ich muss mich mit dem Fahnenträger gut stellen." Christina Staudinger wechselt schnell das Thema, lieber spricht sie über die schönen Dinge des Lebens, beispielsweise die Pfingsthochzeit. "Das wird eines der Highlights werden", ist sie sich sicher - und eine Premiere. Bislang war sie bei den rauschenden Ballnächten im Haus des Gastes noch nicht dabei. "Wenn, dann gleich richtig", sagt sie und streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Apropos: Diese Woche geht's für Christina auch zum Friseur, es wird "probegesteckt" - allerdings nicht zu viel: Denn die Pfingstbraut trägt ihre Locken am liebsten offen.

Wie im Roman

Nach einer halben Stunde ist Christinas Cappuccino leer. Zeit, den Kaffeeklatsch zu beenden. Schließlich muss sie wieder weiter. "Ehrenabend organisieren", meint sie mit entschuldigendem Gesichtsausdruck. Draußen ist es windig, grau und regnerisch, schnell posiert sie vor dem Alten Rathaus in der Marktstraße noch für ein Foto und erzählt dabei, was sie in ihrer Freizeit alles so treibt: "Kartfahren, malen, Freunde treffen", sagt sie. "Ach ja, und lesen." Das Buch "Selection" stehe momentan auf ihrer Beliebtheitsskala ganz oben: "Darin geht es um Prinzessinnen, das ist genau mein Ding."